«Genau dann, wenn man nicht aufpasst, passieren solche Sachen»
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Mario T. über Vorfall:«Genau dann, wenn man nicht aufpasst, passieren solche Sachen»

«Mir wurden K.-o.-Tropfen verabreicht – dann buchte man mir 5000 Franken ab»
Fiese Apple-Watch-Masche wird Mario T. in Zürcher Club zum Verhängnis

Mario T. (46) berichtet, in einem Zürcher Club mit K.-o.-Tropfen betäubt und um 5000 Franken erleichtert worden zu sein. Er warnt nun im Blick andere vor solchen Vorfällen an der Langstrasse. Der Club weist alle Vorwürfe zurück, die Polizei ermittelt noch.
Publiziert: 00:10 Uhr
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Blick trifft Mario T. (46) zum Interview in einer öffentlichen Tiefgarage im Aargau. Er möchte anonym bleiben.
Foto: Ralph Donghi

Darum gehts

  • Mann sagt, in Zürcher Club mit K.-o.-Tropfen betäubt und bestohlen worden zu sein
  • Opfer warnt vor Gefahren in Clubs und rät zu Vorsicht
  • 5000 Franken wurden angeblich für 14 Champagner-Flaschen abgebucht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Ralph DonghiReporter News

Mario T.* (46) ist am Boden zerstört. Er wollte wieder einmal an der Langstrasse in Zürich in den Ausgang. Dort landete er in einem Club und wurde «mit K.-o.-Tropfen unzurechnungsfähig gemacht», wie er berichtet. Am nächsten Tag bemerkt der Luxemburger, der in der Schweiz wohnt, auf seinem Bankkonto Abbuchungen «von total 5000 Franken».

Mario T. möchte mit Blick anonym reden, um andere Menschen zu warnen. Das Gespräch findet in einer öffentlichen Tiefgarage im Aargau statt. An den «Vorfall», wie er ihn nennt, erinnert er sich nur bis zu einem gewissen Punkt: «Als ich aufs Club-WC ging und zusammenbrach.»

Nach dem dritten Gin Tonic «plötzlich weg»

Es sei in der Nacht auf Samstag, den 12. Juli 2025, passiert, sagt Mario T. Er sei in der Langstrasse unterwegs gewesen – und am frühen Morgen in einen Club gegangen. «Ich habe dort dann zwei Gin Tonic getrunken», sagt er.

Doch dann geschieht es, so Mario T. «In meinen dritten Gin Tonic haben sie mir etwas reingetan!» Als er danach aufs WC ging, sei ihm schlecht geworden. Und: «Ich war plötzlich weg – und wachte erst Stunden später vor dem Club wieder auf.» Heute weiss er: «Ich hätte, als es mir schlecht wurde, sofort jemanden rufen sollen.»

Abbuchungen «innert gut elf Minuten»

Mario T. glaubt, dass während seines Blackouts «zweimal auf die Seitentaste meiner Apple-Watch gedrückt wurde. Dann erscheint jeweils meine Kreditkarte auf dem Display», erklärt er. «Daraufhin müssen sie ihr Bezahl-Terminal an mein Handgelenk gehalten und innert gut elf Minuten total 5000 Franken abgebucht haben.» Zweimal 1000 und einmal 3000 Franken. Dies gehe ohne Code beim Terminal, da seine Apple-Watch am Handgelenk automatisch entsperrt sei. Er habe die Abbuchungen, die er Blick auf einem Auszug zeigt, erst später gesehen. «Zum Glück hatte ich ein Limit von 5000 Franken.»

Später sieht Mario T. auch, was ihm abgebucht wurde. «14 Champagnerflaschen», sagt er. Er habe beim Clubbesitzer das Geld zurückverlangt, aber: «Er sagte zu mir, ich hätte die Champagner für Prostituierte bezahlt.» Zudem habe ihm der Besitzer ein Foto seines Führerausweises geschickt, «um mich wohl einzuschüchtern. Er wurde mir sicher auch heimlich kurz weggenommen».

Clubbesitzer: «Kannst du Anzeigen machen»

Mario T. sagt, dass er sich «an nichts erinnern» könne, aber eigentlich alleine im Club war und nichts mit dem Rotlichtmilieu zu tun habe. Er nehme auch keine Drogen. Der Clubbesitzer habe ihm auch noch geschrieben: «Kannst du Anzeigen machen.» Dies hat Mario T. bei der Stadtpolizei Zürich getan. 

Und die K.-o.-Tropfen? «Ich ging meinen Speichel und mein Blut analysieren – aber zu spät. Nach 20 Stunden kann man keine Rückstände mehr im Körper finden», sagt Mario T. Es würde in dieser Sache wohl Aussage gegen Aussage stehen. Und er vermutet: «Ich bin sicher nicht das einzige Opfer.» Er rät: «Sein Glas nie unbeobachtet lassen!» Das gelte nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.

Blick berichtete erst kürzlich über einen anderen Fall mit K.-o.-Tropfen aus dem Zürcher Langstrassen-Quartier: Samuel P.* (59) wurden im Juni 2024 in einem Bordell über 9000 Franken abgebucht.

Enttäuscht von der Langstrasse

Mario T. ist nun enttäuscht von der Langstrasse. «Sie war für mich immer ein Ort, wo ich mich gut fühlte.» In den von ihm scharf kritisierten Club will er nicht mehr gehen. Denn: «Ich war schon überall auf der ganzen Welt – und es ist nichts passiert. In Zürich passe ich einmal nicht auf – und schon sind 5000 Franken weg.»

Der Sprecher des Clubs nimmt nur anonym Stellung. Er stützt die Aussagen des Besitzers und weist sämtliche Vorwürfe von Mario T. «entschieden» zurück. Ihren Gästen würden «keine K.-o.-Tropfen verabreicht», um sie dann absichtlich zu schädigen. Zudem sei klar aufgelistet, was Mario T. bestellt habe. Und: Es würden zwar Frauen in den Club kommen, aber vom Club selber keine Prostituierten beschäftigt oder vermittelt. Zudem kooperiere man mit der Polizei. Der Club-Sprecher versichert: «Das Wohlbefinden unserer Gäste hat für uns oberste Priorität.»

Verfahren läuft immer noch

Marc Surber von der Stapo Zürich sagt auf Anfrage von Blick, dass die polizeilichen Ermittlungen in dieser Sache noch nicht abgeschlossen seien und nun ein spezialisierter Ermittlungsdienst im Einsatz sei. Zusammen mit der Staatsanwaltschaft werde am Schluss entschieden, wie das Verfahren abgeschlossen werde. Surber: «Aufgrund des laufenden Verfahrens können wir keine weiteren Angaben machen.»

* Namen geändert 

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