Genferin sucht nach 150 Absagen mit ungewöhnlicher Aktion nach Job
«Ich (50) alte Schachtel suche Arbeit»

Nach 150 Absagen war für die Genferin Alexia Schütz klar: Es muss sich was ändern. Sie hängte sich ein Schild mit der Aufschrift «Ich alte Schachtel (50) suche Arbeit» um den Hals – und lief durch den Zürcher Hauptbahnhof.
Publiziert: 04.07.2023 um 20:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2023 um 10:14 Uhr
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«Ich (50) alte Schachtel suche Arbeit»: Mit dieser Aufschrift stellte sich Alexia Schütz mitten in die Zürcher Bahnhofshalle.
Foto: zVg
Janine Enderli

Sie ist gut ausgebildet, eloquent und gibt nicht auf: Die Genferin Alexia Schütz (50) sucht nach einer Arbeitsstelle. Doch dieser Weg ist hart. Trotz grosser beruflicher Erfahrung wird ihr, trotz rund einem Jahr intensiver Suche, jede Chance auf einen Job verwehrt.

Das brachte die ehemalige Direktionsassistentin auf eine Idee: raus aus der digitalen Jobsuche – hinein in analoge Methoden. Mit der Aufschrift «Ich (50) alte Schachtel suche Arbeit» stellte sie sich mitten in die Zürcher Bahnhofshalle.

Nachdem sie zwei Kinder (12, 16) grossgezogen, den Haushalt geschmissen und eine Scheidung hinter sich gebracht hatte, wollte Schütz wieder ins Arbeitsleben einsteigen. Ohne Erfolg: «Ich habe insgesamt 150 Bewerbungen verschickt – und keine Stelle erhalten.»

Dabei arbeitete die Genferin vor ihrer Mutterschaft in guten Positionen. «Ich war kaufmännische Direktionsassistentin in Genf und habe zehn Jahre für die Vereinten Nationen gearbeitet – einige Zeit davon in London», sagt sie zu Blick.

«Es ist sehr frustrierend»

Die Situation sei enorm schwierig: «Du machst, du tust, besuchst mehrere Weiterbildungen, schreibst Bewerbungen auf allen möglichen Kanälen – und trotzdem klappt es nicht. Das ist schon sehr frustrierend.» Schütz glaubt, das Problem sei eine Mischung aus der längeren Arbeitspause und der fehlenden Bereitschaft, Personen ab 50 einzustellen.

Aufgeben ist aber keine Option. Im Gegenteil: Die Genferin machte sich Gedanken darüber, wie es für sie weitergehen könnte. Dabei wagte sie sich auch aus ihrer Komfortzone hinaus.

Schütz ging in eine Druckerei, liess sich ein Schild mit den wichtigsten Angaben über ihre Person drucken und stellte sich am Zürcher Hauptbahnhof der Öffentlichkeit. Sie hatte von einer ähnlichen Aktion eines arbeitssuchenden Zürchers gelesen – und fand die Idee damals schon sehr mutig.

Fast nur Frauen reagierten auf Plakat

Die mutige Aktion zog gemischte Reaktionen nach sich: «Manche Leute lasen neugierig, was auf dem Plakat stand, und stellten interessiert Fragen. Andere sind freundlich weitergelaufen und wieder andere schauten mir nicht gross in die Augen.»

Was Schütz besonders positiv auffiel: Sie wurde fast nur von Frauen angesprochen. «Das fand ich sehr interessant zu beobachten», sagt sie. Eine Gruppe jüngerer Frauen hätte sie gefragt, ob sie die Bilder mit dem Plakat auf ihren Social-Media-Profilen teilen könnten. «Ich habe natürlich sofort zugestimmt.»

Einen Job zu bekommen, ist derzeit Schütz' grösstes Ziel. Dabei würde sie sich sehr über eine Stelle im kaufmännischen Bereich oder in der Administration freuen, da sie in diesem Bereich viel Erfahrung vorweisen kann.

Sie hat aber auch viele andere Interessen. «Ich interessiere mich sehr für die Gemmologie. In der Administration eines Juwelier- oder Edelsteingeschäfts zu arbeiten, wäre ein Traum.» Doch welche Branche auch immer es sein wird – Schütz ist bereit, jede Herausforderung anzunehmen.

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