Darum gehts
- Verwaltungsgericht weist Einsprachen gegen Zürcher Stadionprojekt ab, Weiterzug möglich
- Stadion-Gegner sammeln Geld, Urs Zweifel stoppt Unterstützung
- Fussballklubs verlieren ohne Stadion jährlich 5 Millionen Franken an Einnahmen
Für Zürcher Fussballfans ist es ein Hoffnungsschimmer: Das Verwaltungsgericht hat diese Woche nach über zwei Jahren die Einsprachen gegen das neue Stadionprojekt Ensemble vollumfänglich abgeschmettert. Für die Bauherrin HRS, die UBS, GC und den FCZ ist das Urteil, das Blick vorliegt, ein Erfolg auf ganzer Linie.
Partystimmung ist aber noch nicht angesagt. Denn die Beschwerdeführer können den Gestaltungsplan noch vor Bundesgericht weiterziehen. Und anschliessend könnte auch gegen das Baugesuch in sämtlichen drei Instanzen rekurriert werden. Die grosse Frage deshalb: Geht der Kampf ums Hardturm-Stadion und die zwei Wohntürme weiter?
Stadion-Verzögerung kostet Gegner weniger als 1 Franken pro Tag
Insgesamt belaufen sich die Kosten für die rund 50 Rekurrenten, die allesamt anonym bleiben möchten, auf mittlerweile über 100'000 Franken. Auf den ersten Blick ein stattlicher Betrag.
Aber: Das erste Ja der Zürcher Stadtbevölkerung zum Ensemble-Projekt an der Urne war im Jahr 2018. Für die bislang 7 Jahre Projekt-Verzögerung macht das pro Person rund 2000 Franken. Ein Schnäppchenpreis! Pro Tag kostet sie die Stadion-Verzögerung nicht einmal einen Franken.
Ganz anders sieht die Lage bei den Fussballklubs GC und FCZ aus. Ihnen fehlen ohne Stadion pro Jahr 5 Millionen Franken an Einnahmen.
Zweifel gibt kein Geld mehr
Trotzdem müssen die Beschwerdeführer nun das Geld für den Weiterzug ans Bundesgericht erst einmal zusammenbringen. Laut Blick-Informationen sammeln die Gegner aktuell wieder Geld per Fundraising. Federführend ist der Verein «Pro lebenswertes Zürich – Limmatraum», der sich vorwiegend aus Grünen und linken Politikern der Stadt Zürich zusammensetzt. Aber auch bürgerliche Personen aus Höngg haben in der Vergangenheit Geld gespendet. Prominentester Gegner des «Ensemble»-Projekts ist Urs Zweifel (55), Verwaltungsratsmitglied der Schweizer Kult-Chips-Marke Zweifel.
Er musste sich in den letzten Jahren viel Kritik anhören. Eine Gruppe von GC-Altstars, FCZ-Präsident Ancillo Canepa (72) und diverse FCZ- und GC-Fans boykottieren deshalb die Pommes-Chips-Marke sowie die Weine von Zweifel. Auch Zürcher Restaurants haben sich dem Boykott bereits angeschlossen.
Das hat offenbar genützt. Denn jetzt hat Urs Zweifel genug und dreht den Geldhahn zu. Das bestätigt der Zürcher Wirtschaftspatron gegenüber Blick. Er werde dem Verein keine weitere Geldspende mehr zukommen lassen. Es ist nach der Niederlage vor dem Verwaltungsgericht ein weiterer Schlag für die Stadiongegner. Zweifel betont, sich stets gegen die zwei Wohntürme eingesetzt zu haben – gegen das Fussballstadion habe er nichts einzuwenden. Doch an die Hochhäuser, in denen mehrere Hundert Wohnungen entstehen sollen, ist das Stadion geknüpft. Mit den Einnahmen wollen die Investoren den Stadionbau und Stadionunterhalt finanzieren.
Fans planen Protestaktion – steht das Stadion 2028?
Kein Wunder steigt die Nervosität im Umfeld der Beschwerdeführer. Blick hat mit mehreren Personen, die gegen das Zürcher Stadionprojekt in der Vergangenheit gekämpft haben, gesprochen. Öffentliche Aussagen will keiner tätigen. Zu gross ist die Angst, dass sie für die jahrelange Verzögerung nach dem mehrmaligen «Ja» an der Urne angefeindet werden.
Derweil ist aus Fankreisen zu vernehmen, dass eine Protestaktion in Arbeit ist. So sollen die vermuteten Beschwerdeführer auf einer eigens errichteten Webseite publiziert werden. Auch eine Kleberaktion in der Stadt Zürich mit den Gesichtern der Stadion-Gegner ist in Arbeit.
Falls sich die Rekurrenten nun zurückziehen und sie auch gegen das Baugesuch keine Beschwerde einlegen, wäre die unendliche Stadion-Frage in Zürich, die seit dem allerersten Ja 2003 zum damaligen Projekt Pentagon andauert, geklärt. Baubeginn wäre im Jahr 2027 und im Sommer 2028 könnte das neue Hardturm-Stadion mit einem Stadtzürcher Derby zwischen GC und dem FCZ eröffnet werden.