«Das gehört sich nicht»
Ikea und der Selbstmord-Witz

Ikea Schweiz macht sich auf Twitter über Justin Bieber und Suizid lustig. «Das war ironisch gemeint», heisst es beim Einrichtungshaus – «Das ist problematisch», sagt die Dargebotene Hand.
Publiziert: 20.03.2014 um 19:09 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 23:51 Uhr

Keine Woche ist es her seit die traurige Nachricht über den Selbstmord von Mick Jaggers Freundin, Model L’Wren Scott (†49), um die Welt ging. Jeder zweite Schweizer hat schon darüber nachgedacht, sich das Leben zu nehmen. Jeder zehnte hat es sogar versucht. Allein die SBB verzeichnen jährlich 200 Bahn-Suizide.

Ein Thema, das einen zum Lachen bringt, ist das bestimmt nicht. Ikea Schweiz scheint das anders zu sehen. In einem Tweet von heute Morgen macht sich das Einrichtungshaus gleichermassen über Justin Bieber und Selbstmord lustig.

Um witzig zu sein, gäbe es andere Möglichkeiten, meint Tony Styger, Leiter der Dargebotenen Hand in Zürich: «Suizid ist kein Mittel zum Zweck.»

«Wir wollten niemanden brüskieren»

Kurz zuvor setzte Ikea diesen Rückruf-Tweet ab. Es geht dabei um Kinder-Betthimmel, die seit 1996 verkauft werden. Wegen Strangulationsgefahr bei Kindern sollen die Himmel zurückgebracht werden. Passiert sei noch nie etwas, es handle sich um eine reine Vorsichtsmassnahme. «Sicherheit hat bei Ikea höchste Priorität», steht am Schluss der Mitteilung

«Der Tweet war ironisch gemeint. Wir haben in keinster Weise damit beabsichtigt, jemanden mit dieser Meldung zu brüskieren und entschuldigen uns, falls dem so wäre», heisst es bei Ikea auf Anfrage von Blick.ch. Kurze Zeit später wird die Antwort auch auf Twitter publiziert. 

«Suizid-Witze gehören sich nicht»

«Witze mit dem Thema Suizid zu machen, ist schon ein bisschen problematisch», sagt Styger. «Es wird zwar über alles Mögliche und Unmögliche Witze gemacht, aber in diesem Fall gehört sich das nicht». Selbstmord sei zwar noch immer ein Tabu-Thema, darüber zu sprechen sei wichtig. Scherze seien jedoch nicht der richtige Weg, die Thematik ins Zentrum zu rücken.

«Wir nehmen Gefahren immer sehr ernst», heisst es seitens Ikea auf die Frage, ob der Bieber-Tweet nicht den Eindruck erwecken würde, die Strangulations-Gefahr für Kinder werde ins Lächerliche gezogen. Man habe auch keine Sympathie-Punkte sammeln wollen, weil das Expedit-Regal – einer der Ikea-Klassiker – bald aus dem Sortiment verschwindet (Blick.ch berichtete). 

«Der Tweet steht nicht im Zusammenhang mit dem Vorfall von Mick Jaggers Freundin», nimmt das Einrichtungshaus weiter Stellung. Mag man bei Ikea Justin Bieber also einfach nicht? «Doch doch, natürlich mögen wir auch Justin Bieber!» (lex)

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