Darum gehts
- Bauernhaus in Tagelswangen ZH niedergebrannt. Mieterin konnte sich gerade noch retten
- Brandursache unklar, Möglichkeit von Brandstiftung nicht ausgeschlossen laut Miteigentümer
- Haus war seit 1844 in Familienbesitz, Mieterin wohnte seit einem Jahr dort
In Tagelswangen ZH stehen die Menschen unter Schock. Mitten im Dorf ist am Montagabend ein altes Bauernhaus bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die einzige Hausbewohnerin konnte sich gerade noch vor den meterhohen Flammen retten. «Ich bin froh, dass ich noch lebe und mein Kind gerade nicht daheim war», sagt Mieterin Silvia P.* (35) am nächsten Morgen tief betroffen zu Blick.
Auch Hauseigentümer Urs Weber (69) steckt das Erlebte noch sichtlich in den Knochen: «Es ist krass, was hier passiert ist», sagt der pensionierte Lehrer vor Ort zu Blick. «Es ging alles brutal schnell. Schon nach einer Stunde war nichts mehr vom Haus zu sehen.» Den Vollbrand habe er nicht einmal mehr gesehen, als er von seiner Schwester alarmiert und beim Brandobjekt angekommen sei.
«Es hat nur noch ‹wusch› gemacht!»
Das Feuer soll kurz vor 21 Uhr ausgebrochen sein. «Ich war im oberen Stock im Wohnzimmer und schaute fern», erinnert sich Mieterin Silvia P. «Dann hat es plötzlich ein wenig gerochen.» Sie sei runter und ums Haus gelaufen, habe aber nichts gesehen. Wieder oben in der Wohnung angekommen, habe sie das Gefühl gehabt, es komme Rauch hoch. «Ich habe erneut rausgeschaut und gesehen, dass plötzlich alles voller Rauch war.»
Silvia P. geht runter, «um zu löschen», wie sie sagt. Aber: «Als ich die Türe des Tenns öffnet, hat es nur noch ‹wusch› gemacht!» Es habe kein Heu darin gehabt, jedoch Lagersachen. «Ich bin sofort zum Auto, um es wegzufahren», so Silvia P. Sie will nochmals in die Wohnung. Aber: «Es war schon alles voller Rauch.» Ihr sei nur das Handy geblieben, das sie im Auto hatte. «Ich habe alles verloren. Alles!»
Miteigentümer Urs Weber findet kaum Worte: «Ich war bis 2 Uhr beim Brandplatz. Jetzt, wenn ich das hier alles so sehe, kommt es mir surreal vor, kaum nachvollziehbar.» Das alte Bauernhaus habe eine lange Geschichte und sei 1844 erbaut worden. «Bis vor ein paar Jahren hat noch meine Mutter darin gewohnt», erzählt Weber.
Dann habe es eine grosse Räumung gegeben. Aber, so Weber weiter: «Wir haben im Haus noch viele kleine Sachen, Maschinen und Werkzeug von meinem Vater, meinem Grossvater und meinem Urgrossvater behalten. Das ist jetzt alles auch weg, leider.»
War es Brandstiftung?
Noch ist unklar, was die Brandursache war – die Polizei ermittelt noch. Aber Miteigentümer Weber hat einen Verdacht: «Ich musste bereits den Polizeirapport ausfüllen und weiss, dass nichts im Haus war, das potenziell gefährlich für einen Brand war.» Ihm bleibt deshalb nur der Satz: «Die Möglichkeit von Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen.» Für Weber ist jedoch wichtig, dass das Bauernhaus versichert war und bereits ein Konzept für die Zukunft bestehe. Und vor allem: «Dass niemand zu Schaden kam.»
Zurück bleibt Mieterin Silvia P., die im Moment nicht weiss, wie es mit ihr weitergeht. «Ich wohnte seit zirka einem Jahr im Bauernhaus», sagt sie. «Es war mein Zuhause. Jetzt muss ich von ganz vorne anfangen.» Im Moment habe sie nicht einmal eine Wohnung, in der sie und ihr Kind schlafen könnten. «Die Gemeinde hat nichts für uns frei», so die 35-Jährige. «Wir müssen deshalb vorübergehend in einem Hotel wohnen.»
* Name geändert