Darum gehts
- Niederländisches Ehepaar kämpft um Einbürgerung in Unteriberg SZ
- Gemeinde sieht mangelnde Integration, Paar betont Engagement in Schweizer Kultur
- Ehepaar lebt seit 20 Jahren in der Schweiz, davon 15 in Unteriberg
In ihrer Wahlheimat eingebürgert zu werden – dies wünscht sich das Ehepaar Ronny van Unen (72) und Saskia Scheltes (66). Beide sind in den Niederlanden geboren und leben bereits seit 20 Jahren in der Schweiz, 15 Jahre davon in der Gemeinde Unteriberg SZ.
Im «Boten der Urschweiz» spricht das Ehepaar über sein Schicksal. Tadelloser Leumund, ausreichende Deutschkenntnisse und nie Probleme mit der Rechtsordnung. Doch das war in den Augen der Einbürgerungskommission nicht genug. Sie lehnte den Antrag ab.
Das Ehepaar sei nicht genug integriert
Gemeindepräsident Ruedi Keller, Mitglied der Einbürgerungskommission, erklärt dem «Boten»: «Wir alle erhielten den Eindruck, dass sich die beiden nicht wirklich mit der Schweiz identifizieren, sie waren nicht überzeugend.» Das Ehepaar habe zu wenig Freunde und Bekannte in Unteriberg nennen können, habe sich nicht genug am gesellschaftlichen Leben beteiligt und sei über aktuelle politische Themen in der Gemeinde nicht informiert gewesen.
Das Ehepaar sieht das anders. Beide hätten von den zwölf gestellten Fragen nur zwei nicht richtig beantwortet – darunter zum Beispiel, wer für die Gemeinde im Schwyzer Kantonsrat sitze. Die Ablehnung wollten die beiden nicht auf sich sitzenlassen und kämpften auf einer Gemeindeversammlung am 24. April weiter.
Ehepaar restauriert Schweizer Uhren
In einer Mitteilung an die Gemeindeversammlung erzählt das Ehepaar, dass Ronny van Unen als Mitglied des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) an lokalen Touren teilnehme und die Schweizer Bergwelt daher gut kenne. Als passionierter Pilot erkunde er die Schweiz auch gern von oben – er sei auch Mitglied in einem Schweizer Flugklub gewesen. Seit seiner Pensionierung restaurieren seine Frau und er als Mitglieder in mehreren uhrmacherischen Fachvereinigungen Schweizer Uhren, die sie auf verschiedenen Märkten ausstellen.
Doch auch an der Gemeindeversammlung stiess der Antrag des Ehepaars auf Ablehnung. Nun könnte der Fall zum Schwyzer Verwaltungsgericht weitergezogen werden. Dass ein Einbürgerungsantrag auf Ablehnung stösst, passiert regelmässig. Der Schweizer Pass ist heiss begehrt. Ein Antrag wird daher bis ins kleinste Detail überprüft.
Mit den Nachbarn verscherzt
Im April 2024 wollte sich ein Franzose nach über zehn Jahren in der Gemeinde Clos du Doubs JU einbürgern lassen. Doch an der Gemeindeversammlung hatten Anwohner etwas dagegen. Es hiess, man sehe den Mann nur selten – und er mähe an Feiertagen den Rasen oder arbeite. Demnach sei er nicht genug integriert, so das Urteil.
Keinen Erfolg hatte 2016 auch der Kosovare Hamdi Halili in der Gemeinde Bubendorf BL. Die Ortsbürger störten sich daran, dass der Mann in Trainerhosen durch das Dorf ging – bei einer Gemeindeabstimmung wurde der Einbürgerungsantrag abgelehnt. Obwohl das Kantonsgericht zu einer neuen Abstimmung aufforderte, weigerte sich der Bürgerrat 2019 erneut.
Vereiste Scheiben und der falsche Einkaufsort
Eine vereiste Windschutzscheibe wurde einem Mann von den Kapverden bei seinem Einbürgerungsgesuch im Jahr 2020 zum Verhängnis. Eines Wintermorgens befreite der Mann im Kanton Freiburg seine Windschutzscheibe von Eis. Doch für die Polizisten, die ihn kurz darauf stoppten, nicht gründlich genug. Da der Einbürgerungsantrag noch in der Probezeit nach diesem Verkehrsdelikt erfolgte, gab es den Schweizer Pass nicht.
Auch die Türkin Funda Yilmaz, die formell alle Kriterien erfüllte, wurde 2017 nicht eingebürgert. In der Gemeinde Buchs AG wurde ihr das Gespräch mit der Einbürgerungskommission zum Verhängnis. Unter anderem missfiel dem Einwohnerrat, dass die Frau Aldi und Migros zum Einkaufen nutzte statt den lokalen Dorfmetzger oder Dorfbeck. Sie kenne das Dorf daher nicht allzu gut und sei nicht ausreichend integriert.