«Von uns sieht er keinen Rappen!»
«König» Jonas Lauwiner übernimmt Strassen – und stellt bald Rechnungen

Der selbsternannte «König der Schweiz» Jonas Lauwiner hat im Kanton Luzern mehrere Strassen übernommen. Die Anwohnerinnen und Anwohner sind empört. Denn sie müssen Lauwiner bald für die Benutzung der Wege zahlen.
Publiziert: 05.06.2025 um 14:42 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2025 um 16:43 Uhr
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Jonas Lauwiner (30), nennt sich selbst «König der Schweiz».
Foto: Zvg

Darum gehts

  • Jonas Lauwiner erwirbt herrenlose Grundstücke und verlangt Geld für deren Nutzung
  • Anwohner sind empört über Lauwiners Forderungen und Namensänderungsvorschläge
  • Lauwiner verdient mit seinen Grundstücken gutes Geld
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alessandro PerucchiReporter News

Ihm gehören fast 150 Grundstücke mit einer Fläche von weit über 100’000 Quadratmetern. Er bezeichnet sich selbst als «König der Schweiz» und wurde unlängst in den Stadtrat von Burgdorf BE gewählt. Die Rede ist von Jonas Lauwiner (30). Er hat sein Land aber weder geerbt noch gekauft. Sein Geschäft ist denkbar einfach: Lauwiner durchsucht die Grundbuchämter nach verlassenen Grundstücken. Wird er fündig, kann er ein Gesuch stellen, um sich als rechtmässigen Eigentümer eintragen zu lassen. Das kostet zumeist nur wenige Hundert Franken an Gebühren. Im Frühjahr dieses Jahres ist sein Imperium viel grösser geworden. Auf seinem «Zweiten Feldzug» hat er die Anzahl Grundstücke mehr als verdoppelt. Mit dabei: ein Weg in Geuensee LU.

Der Rosenweg im luzernischen Dorf sorgt für Diskussionen. Denn Lauwiner soll die Strasse einer Strassengenossenschaft weggeschnappt haben, wie zuerst die «Luzerner Zeitung» berichtete. Der Gemeinde war bewusst, dass die Strasse herrenlos war. «Deshalb wollten wir die Eigentumsverhältnisse auch ändern», lässt sich eine Gemeindemitarbeiterin zitieren. Doch Lauwiner kam der Gemeinde und den Anwohnerinnen und Anwohnern zuvor. Damit die Strasse zurück zur Gemeinde oder zu den Anwohnenden fällt, verlangt er viel Geld – bis zu 150’000 Franken. Oder aber eine Umbenennung des Rosenwegs in Lauwinerweg.

«Ich will nicht am Lauwinerweg wohnen!»

Blick hat sich am Mittwoch in Geuensee umgehört. «Dass so etwas möglich ist in der Schweiz, hätte ich nie geglaubt», meint eine Anwohnerin der Strasse. Sie will, wie alle am Rosenweg, anonym bleiben. Ein weiterer Anwohner äussert sich ähnlich und findet die Vorschläge vom «König» eine Frechheit: «Ich will nicht am Lauwinerweg wohnen!»

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«Ich verstehe schon, warum sich die Leute aufregen», sagt Jonas Lauwiner am Telefon zu Blick. Denn es schmerze sie wohl, dass er ihnen zuvorgekommen sei. Alles ist rechtens abgelaufen, beteuert er. Denn in einigen Kantonen, wie etwa Luzern oder auch Zug, Schwyz oder Bern, fallen herrenlose Grundstücke nicht automatisch an die öffentliche Hand zurück. «Ich bin ein Unternehmer wie andere auch», beteuert der «König». Er komme für den Unterhalt der Strassen auf, könne das aber auch weiterverrechnen. Fast alle Anwohnerinnen und Anwohner, die seine Wege benutzen, hätten Wegerecht. Das heisst, sie dürfen die Strasse rechtlich gesehen benutzen. Aber: «Sie müssen dafür bezahlen.» Bald schon werden die Anwohner ihre erste Rechnung erhalten. Dafür, dass sie am Rosenweg wohnen. Für Lauwiner ein einträgliches Geschäft: Er beschäftigt mehrere Leute, die sich um den Unterhalt und die Bewirtschaftung seiner rund 80 Strassen kümmern. Er arbeitet daneben zwar noch in der IT, wie er im April zu Blick sagte. Dabei machte er aber klar: Er braucht das Geld nicht mehr. Das Grundstückgeschäft reicht.

Anwohner wollen nicht zahlen

Zwei Gemeinden weiter, in Mauensee LU, zeigt sich ein ähnliches Bild wie in Geuensee. Der Weg Chottenrain wurde ebenfalls von Lauwiner «erobert». Dort hingegen will man sich nicht mit den neuen Besitzverhältnissen anfreunden. Die Gemeinde verhandelt wohl mit dem neuen Eigentümer. Lauwiner: «Dazu kann ich noch nichts sagen.» Falls keine Lösung gefunden wird, werden auch diese Anwohner bald eine Rechnung für den Strassenunterhalt erhalten. Eine Anwohnerin zeigt sich erbost: «Der kann sicher sein, dass er von uns keinen Rappen sieht!»

Doch für Jonas Lauwiner ist klar: «Es gibt keine besseren Schuldner als Hauseigentümer.» Denn dort gäbe es immer etwas zu holen. Das Recht sei ohnehin auf seiner Seite. So funktioniere schliesslich das System. «Man kann nicht alles gratis haben», gibt Lauwiner zu verstehen. Wenn die Gemeinde Steuern für den Strassenunterhalt verlangt, fänden das alle in Ordnung. «Wenn es jedoch ich mit meinen Privatstrassen mache, sagen sie, ich sei ein Idiot», so Lauwiner.

«Alle heulen nur herum»

Wenn die Anwohner des Rosenwegs in Geuensee keine Rechnungen von ihm erhalten wollen, müssten sie die Strasse halt zurückkaufen, beteuert er. Die Gemeindemitarbeiterin sagte gegenüber der «Luzerner Zeitung», dass man einen solchen Betrag – bis zu 150'000 Franken – schlicht nicht bezahlen könne. Ein Argument, das Lauwiner nicht gelten lässt. Er rechnet vor: Würden sich alle Anwohner zusammentun, würde die Strasse wohl 2000 Franken pro Person kosten. «Aber niemand will zahlen, alle heulen nur herum.» Zudem sei er immer offen für Verhandlungen. Sowohl die Gemeinde als auch alle Anwohner hätten seine Kontaktdaten erhalten. «Doch gemeldet hat sich niemand.»

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