Darum gehts
- 17-jähriger Motorradfahrer Armin Schneider starb bei tragischem Unfall in Eschenbach LU
- Familie und Freunde erinnern sich an Armin als vorsichtigen, sicherheitsbewussten Fahrer
- Riesige Gedenkstätte aufgebaut, 300 Motorradfahrer nahmen an einer Gedenkfahrt teil
Unter einer grossen Zeltblache stehen Blumen, Kerzen, Engelchen und Erinnerungsstücke. Vergangene Woche starb hier, in der Nähe von Eschenbach LU, der 17-jährige Töfffahrer Armin Schneider. Der junge Mann prallte mit seiner Yamaha R125 frontal in einen entgegenkommenden Lastwagen. Der Lehrling Fachmann Gesundheit am Kantonsspital Luzern war sofort tot.
Am Ort der Trauer liegen persönliche Gegenstände: Armins Fechtausrüstung, eine CD von Gotthard und ein Modell seines Traummotorrads, eine rote Ducati Panigale. Neben der Gedenkstätte stehen ein Zelt zum Übernachten, eine Kiste alkoholfreies Bier und eine lange Reihe parkierter Töffs. Auf Kissen und Campingstühlen sitzen junge Motorradfahrerinnen und -fahrer, sie hören Musik. Familienmitglieder des verstorbenen Teenies kommen ebenfalls vorbei, sie bringen Essen und kalte Getränke. Man umarmt sich, es fliessen Tränen.
«Auf dem Motorrad war er glücklich»
Melvin (17) war eng mit Armin befreundet. «Er hat mir das Motorradfahren beigebracht», sagt er. «Sicherheit war ihm sehr wichtig. Er war einer der besten jungen Motorradfahrer, die ich kenne.» Es sei das Wichtigste in Armins Leben gewesen, sagt Melvin weiter: «Ganz gleich, wie schlecht es ihm ging, wenn er sich auf die Maschine setzte, war er wieder glücklich.»
Im Namen der Familie spricht Armins Bruder Samuel (29) mit Blick. Auf einem Bild, das er zur Verfügung stellt, ist er mit seinem kleinen Bruder auf einem Roller zu sehen, als der vier Jahre alt war. «Ihn faszinierten Motorräder mehr als alles andere», sagt der trauernde Bruder. «Armin sparte bereits für die nächstgrössere Maschine. Er wusste genau, was er wollte.» Samuel selber fährt eine grosse Harley-Davidson. Er fuhr am Samstag am «Last Ride» mit, als gegen 300 Motorradfahrer seines kleinen Bruders laut gedachten.
Der tragische Unfall hatte zu Beginn für Spekulationen gesorgt. Armin habe die Sicherheitslinie überfahren, um zu überholen. Mittlerweile weiss die Familie, dass ein Augenzeuge den Unfall anders beobachtet hatte.
Wie kam es zum Unfall?
«Das Vorderrad hat begonnen zu schwingen, er verlor die Kontrolle», hat der Augenzeuge laut Familie gesagt. Im Motorsport heisst das Phänomen Lenkerflattern oder «Shimmy-Effekt». «Das Motorrad wurde auf die Gegenfahrbahn geschleudert, direkt in den Lastwagen.»
Die Angehörigen nehmen die Aussage mit Erleichterung auf. «Wir wissen, dass Armin kein Raser war, sondern eher ein ruhiger Fahrer», sagt sein bester Freund Lars (17) zu Blick. «Ich bin viel mit ihm zusammen gefahren», sagt er weiter. «Mit ihm fühlte ich mich sicher. Es war eher so, dass er mich zu mehr Vorsicht aufforderte, als dass er mich anstachelte.»
Lars kannte Armin schon seit Jahren. «Wir haben zusammen an Töfflis geschraubt, später machten wir das auch an Motorrädern.» Er erfuhr am Montagabend vom Unfall. «Ich kam von der Schule nach Hause, da rief mich seine Mutter an. Sie sagte mir gleich, dass Armin tot ist, und lud mich ein, zur Familie zu kommen. Das habe ich gerne gemacht.»
Bruder sauer auf Gesetz
Armins Bruder Samuel ist mit den neuen Gesetzen nicht einverstanden: Seit 2021 dürfen in der Schweiz 16-Jährige 125er-Motorräder fahren. «Diese Maschinen sind zu schnell für Anfänger. Wir haben mit 50er-Motorrädern begonnen. Vielleicht würde Armin noch leben, wenn er noch nicht eine grosse Maschine gehabt hätte.»
Am Samstag veranstaltet die Trauerfamilie eine Beerdigungsfeier im privaten Rahmen. Wieder werden weit über 100 Besucher erwartet, die mit ihren Motorrädern Armin die letzte Ehre erweisen.