Darum gehts
- Eltern besorgt über kopftuchtragende Lehrerin an Schule in Goldingen
- Mutter kritisiert Schulleitung für mangelnde Kommunikation und Erpressung
- Gespräch mit Eltern erst nach Verzicht auf Anstellung der Lehrerin angeboten
Nach den Sommerferien geht die Schule wieder los. Für viele Buben und Mädchen ist es das erste Mal im grossen Klassenzimmer. Die Schule Goldingen in der St. Galler Gemeinde Eschenbach informierte Anfang Juni die Eltern darüber, wer ihre Kinder künftig unterrichten sollte. Einige Eltern fühlten sich durch diese Information vor den Kopf gestossen. Grund: Die Lehrerin trägt ein Kopftuch.
In einem Willkommensbrief an die Eltern stellte sich die künftige Lehrerin persönlich vor – auch mit einem Bild, das sie mit muslimischer Kopfbedeckung zeigt. Im Brief, der Blick vorliegt, schreibt die Pädagogin, dass die Liebe zum Lesen und zur Musik ein Bestandteil ihres Unterrichts sein werde und es ihr ein grosses Anliegen sei, dass sich die Kinder in der Schule wohlfühlen.
Christliche Grundwerte
Weiter sehe sie eine «offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit» als wertvolle Grundlage. Doch genau an diesem Vertrauen hapert es. Wie «Linth 24» zuerst berichtete, wehrten sich einige Eltern gegen die Anstellung der Frau und wandten sich mit einem Schreiben an die Schulleitung. Die wichtigsten Fragen darin:
- «Kann sie unsere Werte und Kultur vermitteln?»
- «Wird sie mit Kopftuch unterrichten?»
- «Muss sie Gebetszeiten einhalten, und wie sieht es mit Weihnachten aus?»
In einem Antwortschreiben der Schule heisst es, dass sich die Schule, wie im Volksschulgesetz vorgesehen, an christlichen Grundwerten orientiere. Das beinhalte «unter anderem Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftssinn», ist darin zu lesen. Die Lehrerin werde diesen Auftrag im Sinne der Schule umsetzen – «unabhängig von ihrer Religion».
Aufgrund des vehementen Widerstands einiger Eltern verzichtete die Schule am Ende jedoch auf die Einstellung der Lehrerin.
Mutter spricht mit Blick über die Bedenken
Im Gespräch mit Blick äussert eine betroffene Mutter ihre Bedenken und wirft der Schule unter anderem eine völlig falsche Herangehensweise vor. «Als wir die Information der Schule erhalten haben, samt Bild der Lehrerin, waren wir schon etwas schockiert», erzählt sie. Daraufhin hätten sie sich beim Kanton St. Gallen informiert, ob das überhaupt zulässig sei. «Da hiess es ganz klar, dass Kinder der Volksschule das Recht auf eine neutrale Bildung haben, politisch wie auch religiös. Das geht auch aus einem Bundesgerichtsentscheid hervor.»
«Wir sind absolut keine Rassisten», stellt sie klar. «Aber es gibt nun einmal kulturelle Unterschiede, und wenn man sein kleines Kind jemandem in Obhut gibt, muss man dieser Person zu 100 Prozent vertrauen können.»
Eltern fühlen sich erpresst
Von der Schulleitung fühle sie sich nicht ernst genommen. «Als wir die Schule damit konfrontierten, erhielten alle Eltern einen Brief, dass, wenn man das nicht akzeptiere, die Klasse keine Zukunft habe. Das grenzt an Erpressung», wirft sie der Schulleitung vor.
Sie argumentiert, dass zum Beispiel auch Kruzifixe bereits seit längerem der Neutralität wegen aus den Schulzimmern verbannt worden seien. Von einigen anderen Eltern hätten sie durchaus Rückhalt erfahren. «In einem Eltern-Chat wurde uns aber auch schon Rassismus vorgeworfen», sagt sie. Wie Blick von einem Anwohner aus dem Nachbardorf weiss, sollen sich mehrere Eltern auch direkt bei der Schule für die Lehrerin starkgemacht haben – erfolglos.
Persönliches Gespräch gefordert
Wie es jetzt weitergeht, weiss die Mutter aus Goldingen auch nicht. «Wir haben von Anfang an um ein persönliches Gespräch gebeten, wurden aber immer wieder ignoriert», sagt sie. Erst nachdem die Eltern über den Verzicht auf die Anstellung der Lehrerin informiert worden seien, habe man ihnen ein Gespräch angeboten.