Darum gehts
- Eltern reichen Strafanzeige gegen Ärztinnen nach Tod ihres Neugeborenen ein
- Kaiserschnitt wurde verweigert, trotz starker Blutungen der Mutter
- Baby Angelo war 22 Minuten ohne Sauerstoff und starb im Spital
Es hätte ein wunderbarer Start in das Leben als kleine Familie werden sollen, doch es wurde der schlimmste Schock im Leben von Eleonora (20) und Marco (22). Statt mit ihrem erstgeborenen Sohn das Spital von Sitten VS zu verlassen, mussten die jungen Eltern im Mai die Beerdigung von Angelo organisieren. Blick berichtete damals bereits über den Fall.
Eine «perfekte» Schwangerschaft endete mit dem Tod von Angelo. Nun haben die Eltern eine Strafanzeige gegen zwei Medizinerinnen des Spitals Sitten eingereicht. Wegen fahrlässiger Tötung ihres Kindes!
Kein Kaiserschnitt
Am 4. Mai platzte bei Eleonora die Fruchtblase, sie kam ins Spital von Sitten. Doch dann ging alles schief, die junge Frau hatte starke Blutungen. Nach einer «kurzen Ultraschalluntersuchung» erklärte ihr eine Gynäkologin, dass alles in Ordnung sei und sich die Plazenta nicht gelöst habe. «Aber ich blutete immer noch, also fragte ich nach einem Notkaiserschnitt», sagte Eleonora im Mai zu Blick.
Doch die Ärztinnen lehnten dies ab. «Man sagte mir, dass ich zu jung sei und dass ich bei meinen nächsten Babys immer wieder einen Kaiserschnitt machen müsse», so die Mutter.
Eleonora verlor immer mehr Blut, wurde ohnmächtig. Das Baby wurde geboren, unterstützt von der Saugglocke. Doch Angelo war 22 Minuten ohne Sauerstoff.
Der Junge wurde mit dem Helikopter nach Lausanne VD geflogen, dort starb er. «Wir mussten uns von ihm verabschieden, weil er ohne Maschinen nicht mehr atmen konnte», so der Vater.
Strafanzeige eingereicht
Schon im Mai machten die Eltern dem Personal des Spitals in Sitten schwere Vorwürfe. Die Verwehrung des Kaiserschnitts habe zum Tod von Angelo geführt.
Ende Juli ging das Paar einen Schritt weiter und reichte eine Strafanzeige gegen zwei Gynäkologinnen des Spitals ein. «Diese beiden Ärztinnen hätten einem Kaiserschnitt zustimmen müssen, haben das aber nicht getan», erklärt Marco gegenüber Blick.
Die Anschuldigungen wiegen schwer: Das Paar ist der Überzeugung, dass die beiden Ärztinnen sich der fahrlässigen Tötung, der Gefährdung des Lebens anderer, der Körperverletzung sowie der unterlassenen Hilfeleistung schuldig gemacht haben. «Viele Dinge, die das Spital über die Vorgänge während der Geburt sagt, stimmen nicht mit der Patientenakte überein, die wir erhalten haben», kritisiert Marco. Zum Beispiel ist unklar, ob bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals des Babys gewickelt war.
Das Paar zeigt sich zudem überrascht vom Verhalten der Spitalverwaltung und der Angestellten. «Die haben kein Wort über die Tragödie verloren oder gar ihr Bedauern geäussert», so der Vater. Nur die Krankenkassenkarte seiner Partnerin habe man per Post zurückgeschickt. Von der Strafanzeige erhoffen sich die beiden nun Aufklärung darüber, warum ihr kleiner Angelo sterben musste.
«Kein Fehlverhalten»
Das Spital in Sitten teilt auf Anfrage von Blick mit, dass die Vorgänge rund um Angelos Tod untersucht worden seien. «Dabei wurde kein Fehlverhalten der Angestellten des Spitals festgestellt», so ein Sprecher.
Zum laufenden Strafverfahren könne man sich derweil nicht äussern. Die betroffenen Mitarbeiter würden juristisch unterstützt.