Ständerat gibt grünes Licht für Millionen-Soforthilfe für Blatten
Die Bevölkerung des von einem Bergsturz verwüsteten Oberwalliser Bergdorfs Blatten soll fünf Millionen Franken vom Bund erhalten. Dieser Meinung ist der Ständerat. Er hat am Dienstag die vom Bundesrat beantragte Soforthilfe gutgeheissen – ohne Gegenstimme.
Katastrophentourismus: «Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet»
Nach dem verheerenden Bergsturz in Blatten ist das Lötschental seit Samstag wieder für Touristen zugänglich. So sind etwa Wanderwege in den Gemeinden Ferden und Kippel begehbar und die Luftseilbahn Wiler-Lauchernalp verkehrt nach Plan.
Wie der Regionale Führungsstab auf Anfrage erklärt, gebe es aufgrund des schlechten Wetters keinen Katastrophentourismus. «Diese Befürchtungen haben sich bisher nicht bewahrheitet. Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand», so der Regionale Führungsstab.
Wie die Experten weiter sagen, bleibt die Lage im Katastrophengebiet weitgehend unverändert. Wie bereits am Vortag ist der Pegel des See in Blatten in der Nacht auf Samstag erneut gesunken.
Der Stausee in Ferden bewegt sich indes deutlich unter dem Kapazitätslimit. Aktuell wird wieder Wasser durch eine Turbine geleitet und Strom erzeugt.
Am Kleinen Nesthorn gibt es nach wie vor Bewegungen. Regelmässig gehen zudem kleine Murgänge im Bergsturzgebiet nieder.
Alpen-Spezialisten für Wiederaufbau von Blatten
Nach dem Bergsturz in Blatten im Wallis hoffen die Einwohnerinnen und Einwohner auf eine Rückkehr. Kritiker halten das für unrealistisch. Zwei Spezialisten für die Alpen sprechen sich für einen Wiederaufbau des zerstörten Bergdorfes im Lötschental aus.
Der Wunsch der Bevölkerung müsse nach Möglichkeit respektiert werden. «Wenn die Blattnerinnen und Blattner ihr Dorf wieder errichten wollen, muss dies von der öffentlichen Hand unterstützt werden», sagte der Geologe Hans-Rudolf Keusen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Wichtig sei dabei natürlich der genaue Standort des künftigen Dorfes. «Im Bereich des riesigen Schuttkegels erscheint dies schwierig», sagte Keusen. Voraussetzung sei ein sicherer Standort ausserhalb der Gefahrenzone. Dafür brauche es geologische und raumplanerische Abklärungen. Er sei aber überzeugt, dass ein Wiederaufbau «technisch gesehen möglich sei».
Auch Boris Previšić, Direktor des Urner Instituts Kulturen der Alpen, hält es für eine schlechte Idee, wegen Naturgefahren ganze Täler aufzugeben, wie dies auch schon gefordert wurde. Im Fall von Blatten gebe es gute Gründe, das Dorf wieder aufzubauen, sofern dies an einem sicheren Ort möglich sei. Entscheidend sei grundsätzlich sowohl bei einem Wiederaufbau als auch bei einer Umsiedlung, dass es sich dabei um eine lebenswerte Alternative handle, diedem sozialen Zusammenhalt förderlich sei, so Previšić.
5 Millionen Franken Soforthilfe
Nach dem verheerenden Gletscherabbruch in Blatten VS plant der Bundesrat eine Soforthilfe von fünf Millionen Franken. Die Gelder sollen für dringende Massnahmen und zur Unterstützung betroffener Dorfbewohner eingesetzt werden. Bundesrätin Karin Keller-Sutter und Bundesrat Albert Rösti informieren am Freitagnachmittag über die finanzielle Unterstützung. Hier gehts zum Artikel.
Bewohnerinnen und Bewohner dürfen in ihre Häuser zurück
Die Evakuierung in den Wohnzonen in den Gemeinden Wiler, Ferden und Kippel sind aufgehoben. Ebenfalls aufgehoben ist die Evakuierung der Gewerbezone in Wiler, heisst es in einer Mitteilung an die Bevölkerung. Die Bewohnerinnen und Bewohner aus den Gemeinden können ab Freitagmittag wieder in ihre Wohnhäuser und in die Gewerberäume zurückkehren.
«Das erhöhte Risiko einer unkontrollierten massiven Seitenerosion am Lonza Bachbett besteht aktuell nicht mehr», heisst es in der Mitteilung. Es gelte jedoch trotzdem weiterhin, dass man sich für eine erneute allfällige Evakuierung bereithalten müsse. Für die Beweidung auf den Gebieten der Gemeinden und die Überquerung der Lonzabrücke gilt jedoch weiterhin, dass diese Vorhaben bei den Gemeindekanzleien an- und abzumelden sind.
Auch Touristinnen und Touristen dürfen ab Samstag wieder ins Lötschental. Der regionale Führungsstab RFS Lötschental schreibt in einer Mitteilung, dass die Strassensperre ab Goppenstein für Auswärtige und Touristinnen und Touristen am Freitag ab 23 Uhr aufgehoben und nach Wiler versetzt wird. Die Wanderwege in Blatten bleiben jedoch weiterhin zu. Auch das gesamte Gemeindegebiet bleibt weiter gesperrt.
Kanton Zug spendet 250’000 Franken
Nach dem verheerenden Bergsturz im Lötschental zeigt sich der Kanton Zug solidarisch und leistet eine Soforthilfe von 250’000 Franken an die Gemeinde Blatten, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.
Da der gesamte Handlungsbedarf derzeit noch nicht absehbar sei, werde die Berggemeinde zusätzlich mit einem Projektbetrag unterstützt. Die Projektauswahl und die Beitragshöhe sollen in Abstimmung mit der betroffenen Gemeinde erfolgen, wie der Kanton Zug weiter mitteilt.
Evakuierte Einwohner von Blatten bekommen jeweils 2500 Franken Soforthilfe
Wie die Gemeinde Blatten im Rahmen einer «Gemeinde News» am Donnerstagabend mitteilt, wird den evakuierten Bewohnern des Walliser Dorfs am Freitag eine Soforthilfe der Stiftung «Nachbar in Not» in Höhe von 500 Franken pro Einwohner ausbezahlt. Am kommenden Dienstag sollen weitere Soforthilfen in Höhe von 2000 Franken pro Person folgen. Diese werden vom Schweizerischen Roten Kreuz, der Caritas und der Glückskette bereitgestellt.
Liechtensteiner Gemeinden spenden eine halbe Million Franken
Wie das «Liechtensteiner Vaterland» am Freitag berichtet, hat die Konferenz der Gemeindevorsteher in Liechtenstein entschieden, das verschüttete Dorf Blatten mit einem Beitrag von 500'000 Franken zu unterstützen. «In solchen Situationen ist es der Vorsteherkonferenz ein grosses Anliegen, unserem Nachbarstaat unkompliziert und schnell Hilfe zu leisten. Mit dem gesprochenen Beitrag wollen wir den Neu- und Wiederaufbau von Blatten unterstützen sowie dringend benötigte kurzfristige Massnahmen ermöglichen», sagt der Bürgermeister von Vaduz, Florian Meier, in einer Mitteilung.
Christoph Beck, Gemeindevorsteher von Triesenberg, tauschte sich mit dem Blattner Gemeindepräsidenten Matthias Bellwald aus. Beck betont: «Die Gespräche mit Betroffenen der Naturkatastrophe in Blatten haben aufgezeigt, dass sofort und dringend Hilfe benötigt wird.»
Bewohner zweier Weiler besuchen ihre Häuser
Die Bewohnerinnen und Bewohner zweier Weiler von Blatten VS konnten am Donnerstag während einer Stunde ihre Häuser besuchen. 13 Einwohner von Eisten und Weissenried wurden dazu mit dem Helikopter über den Schuttkegel transportiert.
Bei ihren Häusern angekommen, durften sie dringend benötigtes Material mitnehmen, wie der Regionale Führungsstab Lötschental auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Auch wenn einzelne Besuche bei Wohnhäusern möglich waren, blieb die Lage im Bergsturzgebiet noch zu heikel, um mit Aufräumarbeiten zu starten.
Armee stellt Einsatzbereitschaft für Blatten VS sicher
Die Armee stellt ihre Einsatzbereitschaft in Blatten VS langfristig sicher. Dazu bleibt das nötige Material vor Ort, um bei Bedarf rasch eingesetzt werden zu können. Die Truppen kehren in den Bereitstellungsraum zurück, teilte die Armee am Donnerstag mit.
Im Bereitstellungsraum halten die Armeeangehörigen einen hohen Bereitschaftsgrad aufrecht. Die Truppen bereiten sich dort auf mögliche Einsätze vor und trainieren Rettungstechniken, den Umgang mit Wasserpumpen, Baggern und weiteren Räumungsmitteln sowie mit Beleuchtungsmaterial, wie die Armee schreibt.
Die bisher durch Armeeangehörige übernommenen Aufgaben bei der Geländebeobachtung und Verkehrsregelung werden ab Donnerstag von zivilen Organen übernommen, hiess es weiter. Neben den schweren Räumungsgeräten der Armee, die im Einsatzraum verbleiben, bleibt auch die Luftwaffe in erhöhter Bereitschaft, um bei Bedarf Material- oder Personentransporte durchzuführen.