Josef Ittig (72) kann beim Anblick des riesigen Felsbrockens auf einer Weide in Agarn VS vor lauter Ärger nur noch den Kopf schütteln. Das Monstrum von einem Stein ist zwar mit einer Stahlseilkonstruktion an einem Baum befestigt, doch der Rentner rüttelt daran und sagt fassungslos: «Die Seile sind nicht einmal gespannt und der Baum ist schon halb dürr. Ob er den nächsten Sturm übersteht, weiss ich nicht, und dann donnert der Stein direkt in mein Haus!»
Tatsächlich liegt der Felsbrocken in einer direkten Linie zum Daheim des pensionierten Baumaschinisten. Auf der etwa 500 Meter langen Strecke den steilen Hang hinunter scheint auch kein Baum oder stabiler Zaun zu stehen, der einen derart schweren rollenden Stein im Fall der Fälle aufhalten könnte.
«Das könnte sogar Tote geben!»
«Die weidenden Schafe haben hier in den letzten Jahren unter diesem Stein gegraben, damit sie im Schatten liegen können, und dadurch ist er jetzt halt lose», erklärt der Walliser, der selbst auch Schafe hält – in diesem Jahr aber kein Glück mit Tieren zu haben scheint. Erst im Juli klaute ihm ein junger Fuchs seine Schuhe, aber dieses Problem jetzt sei eine Schuhnummer grösser.
Ittig sorgt sich nämlich um seine geliebte Drechslerwerkstatt, in welcher er seit seiner Pensionierung unzählige Stunden verbringt. «Vermutlich würde der Felsen genau hier ins Haus brettern», meint er. Dutzende Figürchen aus Holz sind liebevoll auf einem Regal aufgereiht, eine Weihnachtskrippe ist im Entstehen. Doch der Walliser befürchtet auch, dass der Brocken sogar mehr als nur seinen Holz gewordenen Lebenstraum zerstören könnte: «Wenn Spaziergänger unterwegs sind, könnte das je nachdem sogar Tote geben!»
Stein hat sich laut Gemeinde seit Jahrzehnten nicht bewegt
Schon seit vier oder fünf Jahren sei er darum mit der Gemeinde in Kontakt und bitte sie immer wieder, das Problem auf der Weide oben an seinem Haus zu beseitigen: «Die Gemeinde lässt mich einfach im Stich. Und dabei wäre es so einfach, dieses Problem zu lösen.» Etwa eine Sprengung des Felsens zieht er in Betracht.
Gegenüber Blick gibt die Gemeinde nun aber an, gar nicht zuständig zu sein – das sei Sache der Landbesitzerin. Die Dame habe auf ein Schreiben hin im Jahr 2016 den Stein durch eine Spezialfirma sichern lassen. Dass die Seile nicht gespannt sind, wertet die Behörde im Gegensatz zum Anwohner zudem als gutes Zeichen: «Das heisst, der Stein liegt immer noch unverändert an seinem ‹ursprünglichen› Platz.»
Lösung in Sicht?
Aufgrund einer neuen Meldung von Josef Ittig seien die Verantwortlichen Ende Oktober sogar auch noch einmal mit einem Spezialisten vor Ort gewesen, schreibt die Gemeinde weiter: «Obwohl die Sicherung des Steines durch ein Fachunternehmen vorgenommen wurde, ist man vor Ort übereingekommen, dass die Situation nochmals überprüft und der Stein allenfalls zusätzlich durch Erdaushub auf der oberen Seite in dieser Mulde versenkt wird.»
Falls dies tatsächlich geschehen würde, würde dem Rentner wortwörtlich ein grosser Stein vom Herzen fallen. Er sagt: «Mir ist egal, wie dieses Problem gelöst wird. Hauptsache, es passiert endlich etwas, bevor jemand zu Schaden kommt!»