Latex, Liebe, Lügen in Genf – vor 20 Jahren starb Édouard Stern (†50)
Star-Bankier im Latexanzug erschossen

Der französische Bankier Édouard Stern wurde 2005 in Genf tot aufgefunden. Der Fall erregte grosses Aufsehen aufgrund der Details zu den Umständen seines Todes.
Publiziert: 23.05.2025 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 23.05.2025 um 17:51 Uhr
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Stern wurde 1954 in Paris geboren. Er studierte Politikwissenschaften, brach allerdings das Studium ab und stieg ins Familiengeschäft ein – die Bank seines Vaters.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Februar 2005 in Genf: Mordfall mit bizarren Details
  • Opfer war berühmter Financier
  • Täterin äusserte sich nach 18 Jahren dazu
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Natascha RuggliRedaktorin News Desk

Liebe, Geld und Sex – der Schlüssel für einen Liebesroman. Doch wie der gewaltsame Tod des berühmten französischen Bankiers Édouard Stern (1954–2005) in Genf zeigt, muss es nicht fiktiv bleiben. Blick rollt den Fall, der vor 20 Jahren für Schlagzeilen sorgte, nochmals auf. 

Vermisst

Weil er am 1. März 2005 nicht zu seinem Meeting auftauchte, entschieden sich seine wartenden Kollegen, ihn aufzusuchen. Einfach nicht zur Arbeit zu erscheinen, war zu untypisch für den sonst so tüchtigen Geschäftsmann. Édouard Stern lebte in einem Genfer Nobelquartier in einer hochmodernen, luxuriösen Attikawohnung. 

Der Fund

Seine Haushälterin schloss den Männern die Wohnung auf. Als sie die Eingangstür öffneten, ertönte kein Alarm: Ihr Arbeitgeber musste also zu Hause sein. Das Schlafzimmer hielt jedoch eine böse Überraschung bereit: Der gebürtige Franzose lag leblos auf dem Boden – gefesselt und bekleidet mit einem Anzug aus schwarzem Latex.

Die Ermittlungen

Der Zustand der Leiche und die Persönlichkeit dahinter sorgten für einen riesigen Medienrummel. Umso vorsichtiger kommunizierten die Ermittler: «Die Polizei hüllt sich in Schweigen», schrieb Blick damals. Trotzdem sickerten mögliche Theorien zum Todesfall durch. Eine davon: Könnte die Russenmafia dahinter stecken? Angeblich hatte der geschiedene Familienvater Probleme mit Geschäften in Osteuropa.

Doch die Indizien widersprachen dem: Nirgends in der Wohnung gab es Anzeichen für einen Einbruch. Auch die Alarmanlage war ausgeschaltet, und es fehlte ein Schlüssel von insgesamt acht. Es musste sich also um eine vertraute Person gehandelt haben. 

Das Geständnis

Obwohl der Fall anfänglich sehr mysteriös war, löste nach 16 Tagen ein Geständnis das Rätsel. Die Polizei hatte Cécile B.*, die Geliebte des Bankiers, zuerst als Zeugin befragt. Irgendwann gestand sie aber die Tat und wurde verhaftet. Die zwei hatten seit mehreren Jahren ein aussergewöhnliches Verhältnis. Und es zeigte sich: Der charmante, prominente Financier führte ein Doppelleben. Tagsüber war er der Workaholic – nachts erfüllte er mit seinem Verhältnis zu B. seine intimsten Neigungen. Ihr letztes Treffen endete tödlich.

Die Tötung

«Geliebte gesteht: Ich erschoss ihn beim Sex»: So titelte Blick damals nach den Aussagen von Cécile B. Tatsächlich hatte B. ihn mit vier Schüssen getötet – mit einer seiner eigenen Waffen. Die hatte Stern aus Angst in seiner Wohnung gelagert. Bekannt wurde auch, dass B. sich direkt nach der Tat absetzen wollte – um nicht verdächtig zu wirken, kehrte sie aber schnell wieder zurück. 

Die Hintergründe

Die jahrelange Beziehung zwischen den Geliebten war kompliziert: Die «Tribune de Genève» berichtete, dass Cécile B. ein Callgirl war. Demnach war Stern nicht ihr einziger Partner. Trotzdem soll sogar eine Hochzeit Thema zwischen ihnen gewesen sein. Der Bankier soll aber auch noch in eine andere Frau verliebt gewesen sein. Schlussendlich habe Stern das Callgirl hingehalten und ein Konto mit einer Million Dollar gesperrt, welches er ihr angeblich ursprünglich versprochen hatte. 

Der Prozess

«Genfer Sado-Mordprozess» titelte Blick 2009 zum Prozessauftakt, der erst vier Jahre nach der Tat stattfand. «Cécile wirkt geschwächt, blass. Die blonden Haare streng nach hinten gekämmt, mit einem Knoten gebändigt. Regungslos starrt sie zu Boden», beschrieb der Reporter die Situation vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft plädierte auf Mord. Die Verteidigung auf Totschlag. Das Urteil: achteinhalb Jahre – für vorsätzliche Tötung an Édouard Stern. Wobei ihr eine leicht verminderte Schuldfähigkeit zugesprochen wurde. 

Die Freilassung

2010 wurde die Verurteilte wegen guter Führung freigelassen. Sie verbrachte knapp fünf Jahre in einem Schweizer Gefängnis und wurde dann nach Frankreich ausgewiesen. 2023 äusserte sie sich in einem Interview zu den Geschehnissen. Im Format «L’Heure du Crime» des Senders RTL sagte sie über die Tat: «Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich zu keinem Zeitpunkt, nicht eine Sekunde lang, daran gedacht habe, ihn zu töten. Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel».

* Name bekannt 

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