Weniger Disziplin bei Corona-Massnahmen
Darum kann Langeweile gefährlich werden

Wer sich schneller langweilt, hält sich weniger an Corona-Massnahmen. Das belegt eine Schweizer Studie.
Publiziert: 22.04.2021 um 14:56 Uhr
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Wer sich schnell langweilt, hält sich weniger an die Corona-Massnahmen.
Foto: Getty Images

Menschen, die schnell zu Langeweile neigen, missachten häufiger die Richtlinien zum Social Distancing. Das berichten Forschende um Wanja Wolff von der Universität Bern. Sie haben Langeweile im Kontext der Corona-Pandemie in mehreren Studien untersucht.

Fast alle Menschen langweilen sich regelmässig. Das fühlt sich für die Betroffenen zwar negativ an, ist aber nicht grundsätzlich schlecht. Denn Langweile ist ein Signal dafür, dass Ressourcen aktuell nicht lohnend eingesetzt werden.

Allerdings erschwert dieses Gefühl offensichtlich, sich an die coronabedingten Verhaltensrichtlinien zu halten. Das zeigen Forschende der Universitäten Bern und Konstanz sowie der FernUni Schweiz in zwei Studien mit rund 1400 Erwachsenen aus den USA.

Wer sich an die Regeln hält, langweilt sich schneller

Personen, die sich rasch langweilen, berichten überdies häufig von einer geringen Selbstkontrolle, wie die Uni Bern am Donnerstag mitteilte. Übertragen auf die Pandemie könne dies bedeuten, dass es diesen Personen schwer falle, die durch Langeweile ausgelöste Impulse zu kontrollieren.

Darüber hinaus können die Einschränkungen – wenn man sich daran hält – mehr Langeweile hervorrufen. Das erschwere es manchen Menschen umso mehr, weiterhin die Massnahmen zu befolgen, schreibt Wanja Wolff gemeinsam mit einer Kollegin in einem Kommentar im Fachmagazin «Humanities and Social Sciences Communications».

Grob könne man die Studien mit zwei Ausdrücken zusammenfassen, so der Forscher. «Too bored to bother» bedeutet demnach, dass es Menschen mit hoher Tendenz zur Langeweile nicht gelingt, sich an die Regeln zu halten. Mit «Bored by bothering» bezeichnen die Forschenden den Umstand, dass das Einhalten der Regeln zu mehr Langeweile führt.

Probleme im Homeschooling

Ausserdem befragten die Forschenden ebenfalls 138 Schülerinnen und Schüler zwischen 6 und 21 Jahren. Resultat: Schwierigkeiten im Homeschooling hängen ebenfalls mit grosser Langeweile und geringer Selbstkontrolle zusammen. Die Ergebnisse hierzu erschienen im Fachmagazin «Frontiers in Psychology».

Aus der Forschung zur Entstehung und Funktion von Langeweile liessen sich einige Stellschrauben identifizieren, so Wolff. So müsse man beispielsweise dafür sorgen, dass die Menschen den Sinn der Einschränkungen verstehen würden. «Die Forschung zeigt, dass Langeweile vermehrt dann entsteht, wenn Situationen und Handlungen als bedeutungslos wahrgenommen werden», sagte der Forscher. (SDA)


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