Tipps fürs Wandern mit Kindern
Wie weiss man, dass man die Kleinen nicht überfordert?

Wandern mit Kindern kann anstrengend sein. Der Familien-Wanderprofi Rémy Kappeler sagt im Interview, wie man das gut hinkriegt.
Publiziert: 01.07.2022 um 14:13 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 11:35 Uhr
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Wanderpapa Rémy Kappeler mit Kindern auf dem Gällihorn.
Foto: Stefan Gruenig
Rebecca Wyss

Die Wandersaison ist in vollem Gange. Auch Eltern müssen nicht verzichten. Das weiss Rémy Kappeler. Der dreifache Vater und Mitarbeiter der Schweizer Wanderwege hat dem Familienwandern ein Buch gewidmet – und sagt, worauf es ankommt.

Wandern finden Kinder oft doof. Ich kenne Eltern, die es deshalb lassen. Zu Recht?
Wenn die Kinder kleiner sind, sind sie begeisterungsfähig. Bei den Älteren muss man sich etwas überlegen. Man muss die Kinder gluschtig machen. Wichtig ist, dass man selbst das innere Feuer hat.

Wie geht man also vor?
Man muss zuerst wissen, wohin man möchte. Gut ist, wenn man die Route auf der Karte anschaut, da sieht man auch, obs Höhlen, Wasserfälle hat – etwas zu entdecken. Wenn man nicht erfahren ist, bleibt man auf den gelb markierten Wanderwegen. Und sonst kann man auch auf weiss-rot markierte Bergwanderwege gehen.

Jetzt muss man nur noch die Kinder ins Boot holen.
Was meistens nicht funktioniert: Wenn man am Morgen des Wandertags aufsteht und erwartet, dass die Kinder sofort dabei sind. Am besten erzählt man ihnen schon ein paar Tage vorher beim Zmittag, was man Abenteuerliches zusammen vorhat.

Der Wanderpapa

Rémy Kappeler (48) hat drei Kinder im Alter von 7, 12 und 15 Jahren, denen er erfolgreich das Wandern schmackhaft macht. Die Familie lebt in Köniz BE. Ums Wandern gehts bei ihm auch beruflich. Kappeler ist seit 2013 Chefredaktor des Magazins Wandern.ch der Schweizer Wanderwege. Seit 2017 bloggt er als «Wanderpapa». Und vergangenes Jahr erschien sein Buch «Wanderpapa – Geschichten vom Wanderweg».

Rémy Kappeler.
Jürg Buschor

Rémy Kappeler (48) hat drei Kinder im Alter von 7, 12 und 15 Jahren, denen er erfolgreich das Wandern schmackhaft macht. Die Familie lebt in Köniz BE. Ums Wandern gehts bei ihm auch beruflich. Kappeler ist seit 2013 Chefredaktor des Magazins Wandern.ch der Schweizer Wanderwege. Seit 2017 bloggt er als «Wanderpapa». Und vergangenes Jahr erschien sein Buch «Wanderpapa – Geschichten vom Wanderweg».

Was zieht man an, was packt man ins Rucksäckli?
Nicht wahnsinnig viel. Das Wichtigste sind gute Schuhe, die eingelaufen sind, damit die Kinder keine Blasen bekommen. Da sollte man nicht sparen. Ein Regenschutz. Hosen, die dünn sind und schnell trocknen. Sonnenhut, Sonnencreme, Sonnenbrille, Karte, Handy und Taschenapotheke. Ein kleiner Rucksack mit Essen und Wasser.

Welche Routen sind gut für Kinder?
Es sollte nicht nur geradeaus gehen, der Weg sollte sich schlängeln, und unterwegs wärs schön, wenn man an einem Bach oder einer Ruine oder sonst etwas vorbeikommt. Bis etwa zehn Jahre geht es Kindern um das Erlebnis unterwegs: Was treffen wir auf dem Weg an? Kriechen die Kleinen in eine Höhle, kann man mit kriechen. Darum gehts ja: gemeinsam Abenteuer erleben. Wenn man sich auf ihre Welt einlässt, sieht man kleine Wunder, die man sonst nicht wahrnehmen würde. Je älter sie werden, desto mehr kann ein Berggipfel, wo es etwas sportlicher wird, das Ziel sein.

Wie weiss man, dass man die Kleinen nicht überfordert?
Man tastet sich mit ihnen heran. Wenn ich schon x-mal mit ihnen durch eine Schlucht gewandert bin, weiss ich, wie sie reagieren, wenn es mal irgendwo steil runtergeht. Und wie ich selber reagiere, ob ich Angst um sie habe oder nicht.

Man sollte also nicht gleich einen Berg besteigen.
Man kann mit dem flachen Mittelland im Winter anfangen, im Frühling wandert man dann im Jura. Wenn das alles gut geht, sucht man sich im Herbst einen Gipfel aus, bei dem man mit der Seilbahn hochfährt und dann nur noch etwa zwei Stunden bis zur Bergspitze wandert.

Was taugen die angegebenen Wanderzeiten für Familien?
Ich rechne immer das Doppelte der angegebenen Wanderzeit. Inklusive Picknick reicht das gut.

Eltern kennen das: Plötzlich sagt eines unterwegs, es sei müde, macht keinen Schritt mehr. Was tun?
Meine Kinder streikten auch schon, legten sich auf den Boden. Das ist nicht das Ende.

Wie reagiert man?
Ganz einfach: Man fragt, warum sie nicht mehr wollen. Auf Augenhöhe gehen. Manchmal kommt heraus, dass es gar nichts mit der Wanderung zu tun hat. Einmal hatte die Tochter Krach mit dem Bruder, wollte nicht mehr zusammen mit ihm wandern. Ich wanderte mit ihr, meine Frau mit dem Sohn. Und weiter gings.

Kann man sie auch motivieren? Mit etwas locken?
Ich habe immer Gummibärchen dabei. Einer geht voraus, versteckt sie und die Kinder können sie suchen. Das funktioniert, solange kein Hund dabei ist, der ist immer schneller im Finden.

Oder «Ich sehe etwas, was du nicht siehst» spielen.
Genau. Vor einem Jahr habe ich zwei grössere Holzwürfel gekauft. Die Seiten des Ersten habe ich mit verschiedenen Farben bemalt. Beim Zweiten habe ich Adjektive darauf geschrieben. Wenn sie mit beiden würfeln, kommt zum Beispiel die Farbe grün und das Wort spitzig heraus. Dann müssen sie Dinge suchen, die grün und spitzig sind.

Sie schreiben im Buch, dass Wandern eine gute Gelegenheit für Eltern ist, ein bisschen anzugeben. Wie macht man das?
Als Eltern darf man ein bisschen den Helden spielen. Man kann den Kindern Verblüffendes über die Gegend erzählen. Drei faszinierende Fakten und ein wenig Hintergrund dazu reichen völlig. Info-Häppchen wie, dass es 65'000 Kilometer Wanderwege in der Schweiz gibt, und dass man dafür eineinhalb mal um die Welt wandern müsste. Man muss kein Buch zum jeweiligen Thema lesen, bloss so viel wissen, dass man nicht mit abgesägten Hosen dasteht, wenn Fragen kommen.

Welche Wanderung empfehlen Sie uns zum Schluss noch?
Eine in Graubünden, auf den Vilan. Man kann mit der Älplibahn von Malans aus hochfahren, von dort aus hat man noch zwei Stunden bis auf den Gipfel. Oben hat es viel Platz, man fällt nicht runter, und es hat ein Gipfelkreuz, was toll zum Anschauen ist. Das war unser erster Gipfel, und es ist eine sehr schöne Wanderung.

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