Swiss-Notlandung in Graz
Österreicher geben Untersuchung an Schweizer Sust ab

Die Untersuchung des Swiss-Flugunfalls in Graz vom Dezember 2024 wird von der Schweizer Sicherheitsuntersuchungsstelle übernommen. Grund dafür sind Ermittlungen gegen Mitarbeiter der österreichischen Behörde. Ein Schweizer Flugbegleiter war bei dem Vorfall gestorben.
Publiziert: 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 14:11 Uhr
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Die Untersuchung des Swiss-Flugunfalls in Graz vom Dezember 2024 wird von der Schweizer Sicherheitsuntersuchungsstelle übernommen.
Foto: Flughafen Graz

Darum gehts

  • Schweizer Behörde übernimmt Untersuchung des Swiss-Flugunfalls in Graz
  • Vorwürfe gegen österreichische Sicherheitsuntersuchungsstelle führten zur Übergabe der Verantwortung
  • Ermittlungen gegen sieben SUB-Mitarbeitende, darunter die Leiterin der Behörde
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Die Untersuchung des Swiss-Flugunfalls vom 23. Dezember 2024 in Graz geht in eine nächste Runde. Die österreichische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUB) hat die Verantwortung für die Aufklärung Ende April an die Schweizer Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) übergeben, wie der «Tages-Anzeiger» am Freitag berichtete. Der Grund dafür sind laufende Ermittlungen gegen SUB-Mitarbeitende.

Der Vorfall ereignete sich, als der Swiss-Flug LX1885 von Bukarest nach Zürich wegen eines Triebwerkschadens in Graz notlanden musste. Dabei kam es zu einer starken Rauchentwicklung in der Kabine. Ein 23-jähriger Flugbegleiter aus dem Kanton Zürich verlor aufgrund von Sauerstoffmangels das Bewusstsein und starb eine Woche später im Spital.

Bereits zu Beginn der Untersuchung gab es Kritik am Vorgehen der SUB. Der Untersuchungsleiter verzögerte die Meldung an internationale Stellen und war tagelang nicht erreichbar. Zudem wurden wichtige Beweismittel, darunter Atemmasken, unsachgemäss behandelt.

Eine ganze Reihe von Vorwürfen

Die Wiener Kanzlei List Rechtsanwalts GmbH reichte eine Strafanzeige innerhalb der SUB ein. Darin werden schwerwiegende Vorwürfe erhoben, darunter «mutmassliche Korruption, Behinderung der Justiz sowie allfällige weitere Tatbestände wie Unterdrückung von Beweismitteln, Begünstigung oder Missbrauch der Amtsgewalt». Die Lufthansa-Gruppe, zu der Swiss gehört, weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.

Die Staatsanwaltschaft Wien hat inzwischen Ermittlungen gegen sieben SUB-Mitarbeitende aufgenommen, darunter die Leiterin der Behörde. Um jeden Anschein von Befangenheit zu vermeiden, wurde die Untersuchung an die Schweizer Sust übertragen. Diese muss nun alle bisherigen Untersuchungsschritte der österreichischen Kollegen neu aufarbeiten.

«Wir wollen Antworten»

Swiss selbst möchte die Kompetenzverschiebung nicht kommentieren. Ein Sprecher betonte jedoch die Dringlichkeit der Aufklärung: «Wir wollen Antworten und setzen uns mit Nachdruck dafür ein, dass der Vorfall vollständig aufgeklärt wird – im Interesse unseres verstorbenen Kollegen, seiner Angehörigen und der Flugsicherheit insgesamt.»

Neben dem Swiss-Vorfall musste die SUB auch die Untersuchung des sogenannten «Hagelflugs» abgeben. Dabei handelt es sich um einen Zwischenfall mit einem Austrian-Flugzeug im Juni 2024, bei dem mögliche Pilotenfehler im Raum stehen.

Die genaue Ursache für die Rauchentwicklung im Swiss-Flugzeug bleibt weiterhin ungeklärt. Ebenso offen sind Fragen zum korrekten Handeln der Piloten und zur Funktionsfähigkeit der Atemmasken. Die Klärung dieser Punkte liegt nun in den Händen der Schweizer Ermittler.

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