Rezension zum True-Crime-Buch «Der letzte Tee der Pianistin»
Das faszinierende Mosaik eines kaltblütigen Verbrechens

Einer der berühmtesten Schweizer Kriminalfälle wird neu aufgerollt – und zwar aus erster Hand. Der damalige Präsident des Geschworenengerichts, Christian Huber, schildert den Prozess. Blick stellt das packende True-Crime-Buch vor.
Publiziert: 22.08.2025 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2025 um 20:21 Uhr
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«Der letzte Tee der Pianistin» erscheint am 22. August und schildert einen der berühmtesten Schweizer Kriminalfälle.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Neues Buch über Arsenmord-Fall in Winterthur enthüllt komplexe Ermittlungen
  • Autor Christian J. Huber präsentiert spannende Einblicke in den Gerichtsprozess
  • Packend, authentisch und vielschichtig erzählt, taucht der Leser in die Welt des Geschworenengerichts ein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

Das Böse übt schon seit jeher eine starke Faszination aus. Umso mehr, wenn es sich um ein wahres Verbrechen handelt. True-Crime-Fans dürfen sich ab dem 22. August auf eine ganz besondere Geschichte freuen. Dann erscheint das Buch von Christian J. Huber in der Edition Königstuhl. «Der letzte Tee der Pianistin» schildert einen der berühmtesten Kriminalfälle der Schweiz – und zwar aus erster Hand.

Vor 32 Jahren erschütterte ein kaltblütiger Giftmord die Schweiz. Die Konzertpianistin Ruth B.* (†39) ging am 24. August 1993 zu einer Musikstunde. Bereits dort klagte sie über Übelkeit, übergab sich später und litt an Durchfall. Über die Nacht hinweg verschlimmerte sich ihr Zustand. Am nächsten Morgen lag die junge Frau tot in ihrem Bett. 

Eintauchen in die Welt des Geschworenengerichts

Was zunächst wie ein natürlicher Tod anmutete, entwickelte sich bald zu einem wahren Krimi. Dank eines erfahrenen Kriminalpolizisten und eines aufmerksamen Pathologen bekommt die Fassade eines perfiden Plans immer mehr Risse. Und dann wird klar: Ruth B. wurde vergiftet – und zwar mit Arsen.

In «Der letzte Tee der Pianistin» rollt der damalige Präsident des zürcherischen Geschworenengerichts**, der spätere Regierungsrat Christian Huber, den Arsenmord von Winterthur wieder auf. Blick hat mit dem Autor vorab über den komplexen Fall gesprochen. Tief taucht der Leser in die Welt des Geschworenengerichts ein. Und wird durch den einladenden Erzählstil direkt in die Verhandlung des Arsenmords hineingesogen.

Durch zitierte Zeugenaussagen und den veranschaulichten Schlagabtausch der Experten vor Gericht fühlt sich der Leser wie hautnah dabei. Man spürt förmlich die Anspannung, als plötzlich Aussagen fallen, die den ganzen Gerichtssaal verstummen lassen. Und weicht gemeinsam mit den Geschworenen zurück, als der Toxikologe ihnen den aufgetauten Mageninhalt der Verstorbenen unter die Nase hält. 

Vielschichtige Erzählweise

Immer tiefer dringt der Leser in ein rätselhaftes Geflecht aus Verdächtigen, Motiven und unerwarteten Wendungen ein. Denn es gibt eine Geliebte, einen Liebhaber, eine eifersüchtige Nebenbuhlerin und eine Lebensversicherung über eine Viertelmillion Franken. 

Was an der Erzählweise besonders auffällt: Immer wieder wird in den Fall hinein- und für den grösseren Kontext wieder hinausgezoomt. Dadurch kann der Leser den Fall stets einordnen – etwa in Bezug auf die Institution des Geschworenengerichts oder die Bedeutung der Schweizer Kriminalistik. Vermittelt werden die Einblicke in die Welt vor Gericht dabei ganz auf Augenhöhe – spannend und vielschichtig.

Packend baut sich der Fall auf – und lässt nicht los

Schritt für Schritt kristallisiert sich heraus: Es muss auch auf die kleinsten Details und Zwischentöne geachtet werden, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn gerade hier liegt die Komplexität des Kriminalfalls. 

Huber führt in seinem Buch einen anschaulichen Begriff an: das Indizienmosaik. Facette um Facette setzt sich die Beweislage eines Kriminalfalls zusammen. Je mehr Indizien auftauchen und sich ähnlich wie Mosaiksteinchen zu einem Gesamtbild vereinen, desto klarer werden die Erkenntnisse. 

Genau das ist es, was Christian Huber mit seinem True-Crime-Buch «Der letzte Tee der Pianistin» nun schafft – das faszinierende Mosaik eines kaltblütigen Verbrechens voller Authentizität und eindrücklicher Blickweisen zu präsentieren. 

*Name bekannt 

** Anmerkung der Redaktion: Das Geschworenengericht ist eine Institution, die es seit 2007 nicht mehr gibt. Das Geschworenengericht im Kanton Zürich setzte sich aus drei Berufsrichtern, einem Gerichtsschreiber und neun Geschworenen zusammen. Die Geschworenen waren Laien, die jeweils für zwei oder drei Prozesse ausgelost wurden. Für einen Schuldspruch brauchte es ein Mehr von acht Stimmen der Geschworenen und Berufsrichter. 

Christian J. Huber
«Der letzte Tee der Pianistin»
Der Arsen-Mord von Winterthur – True Crime aus erster Hand
Edition Königstuhl
137 Seiten, gebunden
Preis: 24 Franken
 


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