Die Schweizer Fahne vor dem Tennisplatz in Rapperswil SG weht auf halbmast. Durch eine Familientragödie wurde Maria B.* (†57), die beliebte Köchin im Clubbeizli, jäh aus dem Leben gerissen. Ausgerechnet ihr eigener Sohn David S.** (36) sticht am frühen Sonntagabend mit einem Messer auf die Frau mit italienischen Wurzeln ein. In aller Öffentlichkeit, am Ende der Bahnhofsunterführung zur Hochschule, sackt Maria B. getroffen zusammen. Noch an Ort und Stelle erliegt sie ihren schweren Verletzungen.
Die Feuerwehrmänner mussten nach der Tat die Wände der Unterführung mit einem Hochdruckschlauch reinigen! Nach der Tötung seiner Mutter will sich der Sohn im Aussenbereich des nahen Technikums selbst das Leben nehmen. Doch David S. überlebt die selbst zugefügten Verletzungen schwer verletzt. Am Montagmorgen waren seine Verletzungen noch derart gravierend, dass er noch nicht ausser Lebensgefahr war, sagt die Kantonspolizei St. Gallen gegenüber BLICK.
David S. ging nie einer geregelten Arbeit nach
Die Hintergründe für das Drama dürften bis weit in die Vergangenheit reichen: Maria B. zieht ihre beiden Söhne unter schwierigsten Umständen gross. Schulgspänli berichten von häuslicher Gewalt, einem tyrannischen Vater, der allen das Leben zur Hölle gemacht haben soll. «Die Jungs hatten einen schweren Start ins Leben und beide schafften es danach nie, so richtig Fuss zu fassen», sagt ein Weggefährte von damals.
Gegenüber BLICK kann sich aus dem Umfeld niemand daran erinnern, dass David S. jemals einer geregelten Arbeit nachgegangen ist. Zumindest zuletzt soll er, wie auch sein Bruder (38), arbeitslos gewesen sein. In der Freizeit hängt er gerne in einer Clique am Rapperswiler Bahnhof rum, während er gleichzeitig in eine Drogensucht abrutscht. Ein guter Bekannter erinnert sich: «Er hat mit Gras angefangen, ist dann auf Kokain umgestiegen. Später will er dann plötzlich Stimmen gehört haben.»
Mehrere Psychiatrieaufenthalte
Der Angriff auf seine Mutter soll nach seinen Aussagen nicht der erste Vorfall sein, bei dem David S. eine Stichwaffe benutzte. Der Bekannte: «Vor einigen Jahren bedrohte er seine Nachbarn mit einem Messer. Ich hörte, dass David S. geglaubt hat, dass die Nachbarn über ihn sprachen.» Er sei dann immer paranoider geworden. Noch am Abend der Messerdrohung soll David. S. in eine psychiatrische Klinik eingeliefert worden sein. Auch mehrere Psychiatrie-Aufenthalte hätten David S. aber nicht zurück auf die Spur gebracht.
Im Gegenteil: Wie mehrere Quellen bestätigen, lebte David S. zusammen mit seinem Bruder bis zuletzt bei seiner Mutter Maria B. in Jona SG. Diese schaffte es, nach der schlimmen ersten Ehe eine glückliche zweite Partnerschaft mit einem neuen Mann aufzubauen.
Und auf dem Tennisplatz hat sie während vieler Jahre eine geregelte Arbeit. «Mit Maria verlieren wir unsere gute Seele, den Anker im Clubhaus», sagt Stefan Bürer (55), Präsident des Rapperswiler Tennisclubs und SRF-Sportkommentator. Ein Clubmitglied ergänzt gegenüber BLICK: «Sie war stets eine aufgestellte, fröhliche, positive und zuvorkommende Person.» Maria sei eine passionierte Gastgeberin gewesen und rundum in dieser Aufgabe aufgegangen. So engagiert wie im Tennis-Beizli soll sie auch ihre beiden Söhne stets unterstützt haben.
Tatmotiv noch unklar
Offensichtlich aber ohne durchschlagenden Erfolg: Sowohl der Mitt- wie auch der Enddreissiger wohnten noch immer in der Casa della Mama. Genau dieser von Maria B. geforderte Auszug könnte zu seiner fatalen Messer-Attacke verleitet haben, wie gemunkelt wird. Der Mutter könnte die langjährige, treue Unterstützung des eigenen Buben zum tödlichen Verhängnis geworden sein.
Von offizieller Seite lassen sich diese Informationen hingegen noch nicht bestätigen. Das Tatmotiv ist Gegenstand der Ermittlungen, wie es heisst. Solange David S. noch nicht einvernommen werden kann, ist keine eindeutige Erklärung für die tödlichen Stiche zu erwarten.
*Namen bekannt
**Name geändert