Darum gehts
- Wohnwagen-Diebstähle in Uttwil TG schockieren Caravan-Händler Hausammann
- Dreiste Täter fuhren mit englischem Auto vor und stahlen Wohnwagen
- Zwei Diebstähle innerhalb eines Monats, Gesamtschaden fast 100'000 Franken
Ein Paradies für Ferienbegeisterte: An der Hauptstrasse in Uttwil TG liegt die Hausammann Caravans und Boote AG. Die Anlaufstelle für Camper, Böötler und alle, die es noch werden wollen. Hier gibt es alles: vom erschwinglichen Camper für Paare bis hin zum Luxuswohnwagen für Familien.
Doch die heile Welt in der Campingszene wurde unlängst überschattet. Und das sogar doppelt! «Ich war geschockt, wirklich geschockt», sagt Urs Hausammann (55) zu Blick. Er ist seit 30 Jahren zusammen mit seinem Bruder Geschäftsführer. «Mein erster Gedanke war: Wie bringe ich das jetzt dem Kunden bei?»
«Er hängte ihn an und fuhr einfach davon»
Was Hausammann meint: Diesen Sommer kamen gleich zwei seiner Camper weg. Beide Diebstähle gingen innerhalb von nur wenigen Minuten über die Bühne – am früheren Abend, noch bei Tageslicht.
Das Vorgehen, das auf der Überwachungskamera des Caravan-Händlers zu sehen ist, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Hausammann erinnert sich: «Ein Auto fuhr vor, der Fahrer schaute sich auf dem Platz um. Dann fuhr er vor einen grossen, schönen Wohnwagen, hängte ihn an und fuhr einfach davon.»
Auf dem Video vom 17. Juli, das Blick vorliegt, fährt der Dieb seelenruhig mit seinem Pickup-Truck auf dem Platz umher und scheint sich Zeit für die Auswahl seines Diebesguts zu nehmen. Er ist ferienmässig gekleidet: Sandalen, kurze Hosen, weisses Unterhemd und Baseballcap. Sogar die Kamera scheint er zu bemerken – lässt sich davon aber nicht beeindrucken.
Rund einen Monat später erfolgte der zweite Diebstahl. So wurde Hausammanns Firma, einer der grössten Wohnwagen-Händler in der Ostschweiz, in kürzester Zeit um fast 100’000 Franken erleichtert. Beide Wohnanhänger waren Kundenbestellungen, einer war um die 40’000 Franken wert, der andere etwa 60’000 Franken.
Trotz allem waren die Kunden zufrieden
Ein herber Schlag für den Händler. Trotz des Schocks war sein erster Gedanke beim Abnehmer der Wohnung auf Rädern: «Unser oberstes Gebot ist die Zufriedenheit der Kunden. Zum Glück reagierten beide verständnisvoll.» Einer erhielt mit einer Verspätung von zwei Wochen und nach mehreren Nachtschichten der Mechaniker einen gleichen Wohnwagen, der andere suchte sich einen anderen aus. Beide Kunden waren zufrieden.
Dass die Diebe gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden, daran glaubt Hausammann nicht wirklich. «Die sind schon längst aus dem Land und haben sich irgendwohin abgesetzt.» Eine Realität, mit der er und seine Firma im Grenzgebiet leben müssen.
Kommen die Diebe aus England?
Über alle Berge dürften die Wohnwagen-Langfinger tatsächlich schon sein. Allenfalls auch schon über einen gewissen Kanal, sagt Hausammann. Beim zweiten Vorfall am 15. August sei derselbe Wagen wieder vorgefahren. «Es war ein rechtsseitig gesteuertes Auto, ein englischer Wagen.»
Die Nummernschilder unterschieden sich zwar bei den beiden Taten, sie deuten aber beide nach Grossbritannien. Nach Wales – genauer gesagt nach Swansea, eine Stadt an der Küste des Bristolkanals. Aber Hausammann vermutet: «Ich bin mir nicht sicher, ob die Nummernschilder überhaupt echt sind.» Ob es sich beim Dieb um denselben Mann handelt, kann Hausammann nicht sagen.
Mit seinem Gang an die Medien will Hausammann aufrütteln: «Wichtig ist, immer die Augen offenzuhalten. Sichert eure Wohnwagen auch zu Hause zusätzlich noch mit Schlössern.» Er hat die Polizei eingeschaltet, Anzeige erstattet und ist mit seiner Versicherung in Kontakt.
Schon länger nicht mehr passiert
Bei der Kantonspolizei Thurgau heisst es auf Blick-Anfrage, dass zwei Anzeigen eingegangen seien. Die Ermittlungen laufen. Passiert sei das schon länger nicht mehr: «In den letzten fünf Jahren sind das die einzigen beiden Fälle dieser Art», sagt Sprecher Miguel Lopez.
Viel dagegen machen kann Hausammann nicht. «Wir haben uns eine Einzäunung des Geländes überlegt, sogar eine Mauer. Aber es ist schwierig – und teuer.» Sogar die Idee, in jedem Wohnanhänger einen GPS-Tracker zu hinterlegen, sei ihm schon gekommen. «Aber wenn man so einen mal vergisst und den Anhänger dann verkauft, ist man bald wieder im Blick. Dann aber wegen etwas ganz anderem», sagt Hausammann und lacht.
Die Wohnwagen hat man ihm genommen, sein Humor ist ihm aber offensichtlich geblieben.