Hupende Autos, ein genervter Linienbusfahrer, improvisierte Überholmanöver und mittendrin halbwüchsige Schüler. Das Verkehrschaos vor Schweizer Schulen hat schon mehrfach für hitzige Debatten gesorgt. Nun hat die Stadt Wil im Kanton St. Gallen reagiert – und sich vor dem Mattschulhaus postiert, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.
Die sogenannten Elterntaxis sind Ruedi Blumer, Leiter des Primarschulhauses, schon längst ein Dorn im Auge. «Ein Glück, dass noch kein Kind verletzt wurde. Die Elterntaxi-Situation ist unglaublich gefährlich», wird Blumer vom «St. Galler Tagblatt» zitiert.
Das Problem ist auch den Wiler Politikern bekannt. SP-Stadtparlamentarierin Marianne Mettler hat im vergangenen Sommer den Vorstoss «Elterntaxis gefährden die Sicherheit der Kinder» eingereicht. Als Reaktion darauf bat der Stadtrat die Polizei um eine Bestandesaufnahme vor dem Mattschulhaus.
Im Dezember analysierten dann Verkehrspolizisten zwei Wochen lang die Lage vor dem Schulgebäude. Das Fazit: Elterntaxis stellen kein gröberes Problem dar. «Bussen wurden keine verteilt, bei Bedarf wurde eingegriffen», sagt Hanspeter Krüsi, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen.
Zufahrtstrasse gesperrt
Dennoch hatte die Untersuchung ihren Nutzen. Auf Basis der Ergebnisse wird die Stadt Wil nun entsprechende Massnahmen ergreifen. Schulleiter Ruedi Blumer hofft weiterhin auf ein Halteverbot vor dem Mattschulhaus, dieses müsste aber von der Kantonspolizei bewilligt werden.
Ein solches wurde beispielsweise vor dem Schulhaus Steg in der Gemeinde Wittenbach SG ausgehängt. Unter der Woche bleibt die Zufahrtsstrasse von 7 bis 17 Uhr gesperrt. Doch aufhalten lassen sich die Elterntaxis dadurch nicht: «Sie hielten einfach an anderen Stellen. Teilweise musste sogar die Polizei intervenieren», erzählt Schulpräsidentin Ruth Keller.
Tatsächlich kann die Polizei Elterntaxis eine Busse geben, falls diese beispielsweise auf dem Zebrastreifen oder Trottoir halten. Wie viele davon jährlich verteilt werden, dazu führen die St. Galler, Thurgauer oder Zürcher Kantonspolizeien keine Erhebungen durch.
Aufklärung statt Halteverbot
Vor der Swiss International School in Zürich-Wollishofen wollte die Stadt Zürich vergangenes Jahr ebenfalls ein striktes Halteverbot erlassen, wie die «SonntagsZeitung» berichtete. Doch anders als im Kanton St. Gallen scheint die Privatschule in Zürich kein Problem mit der brenzligen Verkehrssituation zu haben und legte Rekurs ein.
Bisher gäbe es auf Zürcher Kantonsgebiet noch nirgendwo ein Halteverbot vor Schulen, bestätigt Kantonspolizei-Sprecher Stefan Oberlin gegenüber BLICK. Stattdessen setze man auf Sensibilisieren: Mit der Kampagne «Rad geht, Kind steht» hat die Polizei im letzten Herbst auf das Thema aufmerksam gemacht.