Freitagnacht am Bahnhof Wil SG: David N.* (25) begleitet gegen 23.30 Uhr eine Kollegin. Da sieht er, so beschreibt es danach N. auf Facebook, dass sechs jüngere Typen einen etwa 40-jährigen Mann anpöbeln. Als er dazwischen geht, wird ihm «eine Flasche über den Kopf gezogen». Die Täter rennen weg, N.s Wunde am Kopf muss genäht werden.
Gegenüber «20 Minuten» sagt er, dass ihm durch den harten Schlag auf den Kopf einige Erinnerungen des Vorfalls fehlen. Die Kollegin aber habe alles beobachten können.
«Ich sah das Blut nur so fliessen»
Der fremde Mann habe demnach die Jugendlichen gebeten, etwas leiser zu sein. Daraufhin habe es ein Wortgefecht gegeben. «Die Situation schien auszuarten», wird die Kollegin zitiert. «Ich wollte David noch davon abhalten, schlichten zu gehen, aber er konnte da nicht wegschauen.»
Einer der Pöbler habe ihm von hinten eine Flasche auf den Hinterkopf geschlagen, sagt die Kollegin. «Ich war geschockt, ich sah das Blut nur so fliessen». Sie habe grosse Angst um David gehabt, «es hätte auch viel schlimmer enden können».
Via Facebook sucht N. nun nach Tätern und Opfer. Zudem hat er Anzeige erstattet. Gegenüber «20 Minuten» sagt er: «Ich würde es jederzeit wieder tun. Die Risiken sind mir nun bekannt, das wird mich aber nicht davon abhalten.»
«Öffentlicher Aufruf als letztes Mittel»
Gegenüber BLICK bestätigt die Kantonspolizei St. Gallen die Anzeige. Man sei derzeit auf der Suche nach den Beteiligten. Dass David N. selber auf Zeugensuche geht, ist nicht im Sinne der Beamten. «Das ist Sache der Polizei», sagt Polizeisprecher Florian Schneider. Man würde die meisten derjenigen kennen, «die am Bahnhof Wil rumhängen». Ein öffentlicher Zeugenaufruf wäre für die Polizei das letzte Mittel.
Dass N. Zivilcourage gezeigt hat, begrüsst der Polizeisprecher. Allerdings könne es nicht sinnvoll sein, dass man sich dadurch in Gefahr bringe. Schneider: «Zivilcourage kann darum auch einfach bedeuten, 117 zu wählen. Und die Polizisten zu informieren, wo die Gruppe hinrennt.» (vof)
* Name der Redaktion bekannt