St. Galler Jäger sind alarmiert
Mähdrescher killen zahlreiche Rehkitze

Seit Freitag ist es Bauern im Kanton St. Gallen erlaubt, ihre Öko-Wiesen zu mähen. Bereits am ersten Tag wurden dabei zahlreiche Rehe getötet. Der Jagdverband ruft Bauern und Behörden zum Handeln auf.
Publiziert: 17.06.2017 um 12:06 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 22:30 Uhr
Vergangene Woche war in Noiraigue bereits ein Rehkitz beim Mähen getötet worden. Jährlich geraten etwa 3000 Jungtiere in die Maschinen.
Foto: Tomi Tomek

Beim Mähen von Öko-Wiesen sind im Kanton St. Gallen am Freitag zahlreiche Rehkitze getötet worden. Das teilt der Jägerverband mit. Allein im stadtnahen Revier seien vier Jungtiere qualvoll verendet. 

Der Freitag war der erste Tag, an dem das Mähen der ökologischen Ausgleichsflächen dieses Jahr erlaubt war. Während der Mähsaison verwandelten sich diese in Todesfallen für Jungtiere, schreibt Revierjagd St. Gallen in einer Mitteilung. Der Verband richtet seine Kritik an die Adresse der Bauern: «Es darf nicht sein, dass am Tag nach Ablauf der Schonfrist subventionerte Ausgleichsflächen auf breiter Front abrasiert werden und damit unendliches Tierleid verursacht wird», schreibt Präsident Peter Weigelt.

Leider gingen viele Landwirte davon aus, dass Rehkitze nur im Mai ein Thema seien. Dies sei jedoch ein Irrtum. Rehe versteckten ihre Jungen bis Ende Juni im hohen Gras. Deshalb seien Verblendungsmassnahmen und Kontrollen von waldnahen Mähflächen zwingend. «Noch besser wäre es, wenn ökologische Ausgleichsflächen erst im Juli gemäht werden dürften», sagen die Jäger.

3000 Rehkitze geraten pro Jahr in die Mäher

Laut Statistiken sterben beim Mähen von Wiesen in der Schweiz jedes Jahr bis zu 3000 Rehkitze. Die Dunkelziffer sei hoch, heisst es im Communiqué. Der Staat müsse zwingend handeln, zumal die Tiere mit wenig Aufwand vor dem qualvollen Tod bewahrt werden könnten.

Die Jäger kritisieren auch die St. Galler Behörden. Vor wenigen Tagen habe der Kanton das Biodiversitätskonzept 2018-2025 in die Vernehmlassung geschickt. Darin seien jagdbare Wildtiere nicht einmal erwähnt.

Erfolgreich im Auffinden versteckter Rehkitze sind Drohnen. So hat etwa ein Berner Maturand eine selbstgebaute Drohne mit einer Wärmebildkamera ausgerüstet und in diesem Frühjahr mehrere Jungtiere gerettet. Allerdings dürfte es sich um die teuerste Methode zur Rehkitzrettung handeln. Drohnenflüge von spezialisierten Unternehmen kosten zwischen 150 und 200 Franken pro Parzelle. (SDA/lha)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?