Darum gehts
- Störche verursachen Probleme in Uznach, Gemeinde beteiligt sich an Kosten
- Weissstörche sind geschützt und können nicht umgesiedelt werden
- 2024 brüteten erstmals über 1000 Weissstorchpaare in der Schweiz
«Es wird immer schlimmer mit den Störchen», sagt eine Vermieterin zur «Linth Zeitung». Sie ist verzweifelt. Ihr gehört ein Mehrfamilienhaus an der Zürcherstrasse in Uznach SG. Und oben auf dem Dach haben es sich Störche gemütlich gemacht.
Es gab zwar eine Vorrichtung, um die Vögel fernzuhalten, doch die zeigte irgendwann keinerlei Wirkung mehr. Und jetzt beklagen sich die Mieter über den vielen Kot, der das Dach und die Sonnenstoren verschmutzt. Hinzukommt ein widerlicher Gestank von toten Störchen, die auf dem Dach verwesen.
Die ungebetenen Gäste sind nicht nur nervig, sondern kosten auch Geld. Die Vermieterin hat schon rund 10'000 Franken gezahlt. Darunter einmal auch eine Nest-Entfernung, die rund 2000 Franken gekostet hat.
Gemeinde will sich an Kosten beteiligen
Die Gemeinde weiss von der Storchen-Plage. «Die Verschmutzung oder andere Beeinträchtigungen haben mittlerweile ein Ausmass erreicht, das von vielen als grenzwertig empfunden wird», sagt der Uzner Gemeindepräsident Diego Forrer zur «Linth Zeitung». Darum wolle man sich auch künftig mit 5000 Franken pro Jahr an den Unkosten beteiligen, die dem Storchenverein entstehen.
Der Verein kümmert sich ehrenamtlich um die Störche und die damit verbundenen Probleme in der Gemeinde. Und das Mehrfamilienhaus in Uznach ist nicht allein. Auch die Kirche muss jeweils gereinigt werden. Das soll schon rund 12'000 Franken kosten – pro Jahr.
Bis zu 100 Störche in Uznach
Dass die Tiere umgesiedelt werden, ist übrigens nicht möglich, da es sich bei dem Weissstorch um eine geschützte Vogelart handelt. Und die Tiere fühlen sich in Uznach wohl. Es werden immer mehr. Laut Bruno Bachmann vom Storchenverein leben im Sommer circa 100 Tiere in der Gemeinde. Im Winter sollen es dagegen nur etwa 60 Störche sein. Wobei immer mehr Tiere nicht mehr in den Süden fliegen, sobald es kalt wird, sondern tatsächlich in der Schweiz bleiben. Das gab Storch Schweiz Anfang 2025 bekannt.
Die Vögel ziehen vor dem Wintereinbruch weg, weil dann die Nahrung knapp wird. Da es in vielerorts kaum noch eine länger geschlossene Schnee- und Eisdecke gibt, finden Störche auch im Winter genügend zu essen: Schnecken, Würmer, Mäuse und kleine Fische. So ersparen sie sich die kräftezehrende Reise nach Afrika.
Im Jahr 1950 galt der Weissstorch in der Schweiz als ausgestorben
Dass Störche heute wieder in der Schweiz leben, ist nicht selbstverständlich. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachen die Storchenbestände ein. Flussbegradigungen und die Trockenlegung von Feuchtgebieten hatten ihnen den Lebensraum geraubt. Im Jahr 1950 galt der Weissstorch als ausgestorben.
Doch schon bald begannen die ersten Wiederansiedlungsprojekte. Nach zögerlichen Anfängen wächst die Storchenpopulation in der Schweiz seit 2010 eindrücklich: Jährlich brüten rund zehn Prozent mehr Störche. Im Jahr 2024 zählte Storch Schweiz 1081 brütende Weissstorchpaare.