Darum gehts
- Nachbarhaus brannte lichterloh, Bewohner evakuiert, Sachschaden in Hunderttausenden
- Familie flüchtete mit Haustieren, Hausbesitzer kann sich den Brand nicht erklären
- 60 Feuerwehrleute rückten an und löschten die ganze Nacht
«Das Gepolter war derart laut, ich dachte, die brechen bald die Türen auf!», sagt Margrit Würmli (54), als sie in der Küche ihrer Dachwohnung in Au SG mit Blick spricht. Die Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag steckt ihr noch in den Knochen.
Das Nachbarhaus brannte lichterloh! Der Notruf ging gemäss Mitteilung der Kantonspolizei St. Gallen um 1.25 Uhr ein. Rund 60 Mitglieder der Feuerwehr Berneck-Au-Heerbrugg rückten an.
Ein Bild von «offenen Flammen aus einem Fenster» bot sich den Rettungskräften, bevor das Feuer kurz danach den ganzen Dachstock verschlang. Das Mehrfamilienhaus an der Hauptstrasse stand leer, so die Polizei.
«Es ging richtig panisch zu und her»
Zurück zu Nachbarin Margrit Würmli: «Um 1.30 Uhr war ich ziemlich tief am Schlafen, als es plötzlich an der Türe klingelte und gleichzeitig polterte!»
Sie lebt zusammen mit ihrer Tochter Mareille (28) dort, ihre Mitbewohner sind Hasen und Ratten. Denn die beiden führen in ihrem Zuhause eine Art Gnadenhof. Ungeliebte und verstossene Kleintiere erhalten bei ihnen eine zweite Chance.
Die Szenerie werden die beiden so schnell nicht mehr vergessen, sagt Mutter Würmli: «Ich stand auf dem Balkon, hörte Sirenen und dann ein Knistern. Und dann habe ich Angst bekommen.»
In Windeseile packten sie nicht nur das Nötigste, sondern auch sämtliche Tiere ein und machten sich aus dem Staub: «Es ging richtig panisch zu und her.» Mareille Würmli wurde dabei sogar verletzt, erzählt sie: «Ein Tier hat mich gebissen, als wir es in eine Transportbox setzen wollten.»
Der Rauch wehte direkt ins Haus: «Ich war davon überzeugt, dass es bei uns brennt», sagt Mutter Würmli. Und als hätten es die beiden irgendwie geahnt, erklärt Mareille Würmli: «Wir schauten am Abend davor ‹Aktenzeichen XY – ungelöst›. Da ging es um einen Grossbrand, bei dem zwei Menschen ums Leben kamen. Und ein paar Stunden später brennt es direkt nebenan. Unheimlich!»
«Eine solche Nacht möchte ich nicht noch einmal erleben!»
Im Erdgeschoss wurde derweil auch Rentner Jürg Zäch (77) unsanft aus den Federn geholt. «Mein erster Gedanke: Wer klingelt um halb zwei in der Nacht an meiner Tür?»
Leute hätten ihm entgegengeschrien: «Es brennt nebenan!» Angst habe er zu keiner Zeit gehabt: «Ich stand noch am Fenster und schaute dem Feuer zu.» Die Videos, die er Blick zur Verfügung stellt, sind angsteinflössend.
Ebenfalls fluchtartig ihr Heim verlassen musste Svenja Winzer (33). Das Erste, was die junge Mutter zu Blick sagt, ist: «Eine solche Nacht möchte ich nicht noch einmal erleben müssen!»
Ihre Familie wurde durch einen aufmerksamen Nachbarn ein paar Häuser weiter gewarnt. Er sah das Feuer und läutete danach Sturm. Zusammen mit den beiden Kindern (14, 9) verliess die Familie das Haus. «Bis vier Uhr morgens durften wir nicht mehr zurück. Mein Kleiner fand es aber ganz cool, die Glutnester zu beobachten.»
«Mein Vater hat das Haus vor 70 Jahren gebaut»
Weniger cool sieht das der Besitzer des betroffenen Hauses. Gegenüber Blick spricht Freddy Schwegler (76) von der Immo Futura AG in St. Gallen von einer «Tragödie». Denn: «Mein Vater hat das Haus vor 70 Jahren gebaut.»
Schwegler hatte mit seinen beiden Söhnen, mit denen er die Immo-Firma führt, Grosses vor: «Wir wollten die Wohnungen per Ende Woche für kurze Zeit vermieten. Alle Wohnungen waren geputzt und parat – und dann brennt die Hütte ab.» Nach ein paar Jahren Vermietung hätte hier ein neues Bauprojekt realisiert werden sollen. Schwegler kann sich nicht erklären, wie das Feuer passieren konnte. «Wir warten jetzt die Brandermittlung ab.»
Der Sachschaden wird auf mehrere Hunderttausend Franken geschätzt. Das Kompetenzzentrum Forensik der Kantonspolizei St. Gallen ermittelt.