Darum gehts
- Daniel Sidlers Flugzeugsammlung ist in Gefahr und muss möglicherweise verschrottet werden
- Sidler besitzt die grösste Venom-Sammlung der Welt und sucht Unterstützung
- Seine Sammlung umfasst zehn Venoms und zwei Vampires aus der Zeit des Kalten Kriegs
Wenn Daniel Sidler (59) über Flugzeuge spricht, glänzen seine Augen. Unzählige Anekdoten weiss er zu erzählen. Solange schon begleiten ihn die Maschinen. «Speziell Militärflugzeuge üben auf mich eine riesige Faszination aus. Dieses Design, das enge Cockpit. Man ist praktisch mit dem Flugzeug verschweisst!», sagt der Innerschweizer im Café am Flughafen St. Gallen-Altenrhein zu Blick.
Hier, im Fliegermuseum FFA steht eines seiner Flugzeuge: Eine vom britischen Flugzeugbauer De Havilland hergestellte Venom, ein Kampfflugzeug aus der Zeit des Kalten Krieges. Allerdings steht das Flugzeug nicht in der Ausstellung, sondern weit weg davon, in einer einsamen Halle, alleine.
«Das ist die grösste Venom-Sammlung der Welt»
Der hölzerne Rumpf modert vor sich hin, die Reifen sind platt, im Cockpit haben sich Spinnweben breitgemacht. So traurig der Anblick, so passend zeigt die Venom Sidlers Situation auf. Denn seine Flugzeugsammlung ist in Gefahr. Sie muss vielleicht bald verschrottet werden!
Nebst seiner Maschine in der Ostschweiz lagert in einer Halle in der Nähe von Emmen im Kanton Luzern der Grossteil seiner Kampfflugzeuge. Es sind um die zehn mehr oder weniger komplette Venoms und zwei Vampires desselben Herstellers. «Das ist die grösste Venom-Sammlung der Welt», sagt Sidler. Früher gehörten ihm auch zwei Maschinen des legendären Hawker Hunter.
Erspartes und Rente gehen für die Flugis drauf
Ende Juni läuft Sidlers Mietvertrag im Luzernischen aus – und bald geht auch das Geld aus. Der gelernte Radio- und Fernsehelektriker kaufte sein erstes Kampfflugzeug Anfang der 90er-Jahre. Laufend kamen mehr hinzu, zu Spitzenzeiten besass er 14 Kampfjets. «Es ist zu einem Lebenswerk ausgeartet», sagt Sidler.
Immer kam er selber für die Lagerung und Instandhaltung auf. Wie viel genau er für die Miete im Monat bezahlt, möchte er nicht verraten. «Es sind aber mehr als 5000 Franken.» Dran glauben müssen dafür sein Lohn, sein Erspartes und auch seine Rente: «Ich bin mit Haut und Haaren da drin.»
Seit Jahrzehnten versucht Sidler mit dem Verteidigungsdepartement VBS, mit Fliegermuseen, mit dem Rüstungskonzern Ruag eine Lösung zu finden. Oft gab es nur Lippenbekenntnisse, Ruag-Chefs wechselten, die Armeereformen 95 und 21 kamen dazwischen. «Das ist Schweizer Kulturgut, wir müssen das doch irgendwie bewahren!», sagt er verzweifelt.
«Verschrottung will ich mir gar nicht vorstellen»
Im Blick wendet sich Sidler deshalb an die Bevölkerung, an alle, die ihm auf irgendeine Weise helfen können. Denn findet er nicht bald eine Lösung für seine Flugzeuge, dann droht ihm Böses. «Ich müsste bei der Verschrottung dabei sein. Das will ich mir gar nicht vorstellen», sagt der Innerschweizer mit schreckgeweiteten Augen. Einen Umzug seiner Sammlung auf eigene Kosten kann er sich nicht mehr leisten.
Von seinem Gang an die Öffentlichkeit erhofft er sich auch, vermögende Privatinvestoren an Land zu ziehen. Er will aber nicht einfach einen Haufen Geld, sondern: «Mein grösster Wunsch wäre ein Museum, das sich selbst finanziert und in dem meine Flugzeuge unterkommen könnten.»
Er hat seit 1978 einen Schleudersitz zu Hause
Die Schweizer Luftwaffe besass von Mitte der 50er- bis Mitte der 80er-Jahre Hunderte Vampires und Venoms, liess sie gar in der Schweiz herstellen. 1984 wurden die letzten Venoms ausgemustert. Die Kunstflugstaffel Patrouille Suisse flog zwischen 1964 und 1994 30 Jahre lang mit dem Hawker Hunter. Sidlers Kampfjets sind Relikte der grossen Zeit der Schweizer Luftwaffe.
Sidlers Faszination begann schon als kleiner Junge mit Modellflugzeugen und Besuchen auf dem Militärflugplatz Emmen LU. «Ich war so vernarrt in diese Flugzeuge, dass mir befreundete Testpiloten einen Schleudersitz aus einer Venom schenkten.» Verschleudern will er seine Sammlung aber auf keinen Fall. Er will sie um jeden Preis bewahren und sagt tapfer: «Ich kämpfe bis zur letzten Patrone!»