Schwester glaubt Bruder kein Wort

Besarta lebt unter falschem Namen in der Schweiz. Sie hat weiter Angst vor ihrer Familie. Der Familie von Lehrermörder Gecaj.
Publiziert: 16.03.2008 um 21:59 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:24 Uhr
Von Martin Meier und Adrian Schulthess

Er liebe seine Schwester, sagt Gjergj Gecaj (29). «Wir möchten Besarta nichts antun», versicherte er in seiner kosovarischen Heimat gegenüber BLICK.

Doch daran glaubt die junge Frau nicht. Besarta traut ihren Verwandten nicht. Nicht mehr.

«Sie will weiterhin keinerlei Kontakt zu ihrer Familie», weiss Albert Ramaj vom Albanischen Institut in St. Gallen. Über Mittelsleute ist Albert Ramaj in Verbindung mit Besarta. Sie lebt unter neuer Identität an einem geheimen Ort in der Schweiz. Versteckt sich. Aus Angst vor Blutrache.

Nur schon ein Lebenszeichen würde ihre Familie glücklich machen. Versichert diese. «Ich möchte niemanden anklagen. Aber es ist sehr schwierig für uns alle. Besonders für meine Mutter», sagt Gjergj. «Wir haben Besartas Stimme seit 9 Jahren nicht mehr gehört.»

Damals, als 14-Jährige, taucht Besarta Gecaj unter und sucht Hilfe bei ihrem Reallehrer Paul Spirig (34). Der schlimme Vorwurf: Ihr Vater Ded (50) soll sie sexuell missbraucht haben.

Ded Gecaj richtet am 11. Januar 1999 seine Waffe auf den Lehrer. Er tötet Paul Spirig mit mehreren Schüssen. Und setzt sich nach der Tat in den Kosovo ab.

Seither wird Besarta von der St. Galler Polizei beschützt. Seither lebt sie in Angst.

Ohne Grund, sagen Mutter Roza und Bruder Gjergj. «Wir haben nie zur Jagd auf Besarta aufgerufen. Wir möchten nur wissen, ob es ihr gut geht.»

Nur aus diesem Grund habe er in der Sendung «Niërez të Humbur» (vermisste Menschen) einen Aufruf ausstrahlen lassen, versichert Gjergi Gecaj. In dem er die Zuschauer dazu aufforderte, Hinweise auf Besartas Aufenthaltsort zu machen.

Auch die St. Galler Kantonspolizei misstraut den versöhnlichen Worten von Gjergi Gecaj: Seit sich die Gecajs an die Presse gewandt haben, sehen die Polizisten die Sicherheit der Tochter gefährdet. Sie prüfen derzeit weitere Schutzmassnahmen.

Trotzdem: «Sie hat nichts zu befürchten», betont Gjergj Gecaj immer wieder. Besarta sei volljährig, könne machen, was sie wolle. Doch ihr Bruder vermutet, dass noch mehr hinter ihrem Untertauchen steckt: «Ich hoffe, dass sie von niemandem unter Druck gesetzt wird.»

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