Hanspeter B.* (52) ist gepflegt, wortgewandt und wirkt überzeugend. Doch der vierfache Vater und ehemalige Luzerner CVP-Grossrat hat es faustdick hinter den Ohren.
Vor etwa einem Jahr zog er in die Ostschweiz und betreibt dort einen Reitstall. Sein Betreibungsauszug für die Zeit von Januar 2015 bis März 2016 belegt: Er schuldet verschiedenen Gläubigern über eine Million Franken.
Alle fielen auf die gleiche Masche herein: Hanspeter B. erzählt, er erwarte bald eine fette Erbschaft und brauche nur noch einen Zuschuss für die letzten Formalitäten. Den Deal hält er vertraglich fest. Aber Geld sehen die Gläubiger nie.
Der Künstler Urs-Alexander Späti (66) aus Kümmertshausen TG wartet seit einem Jahr. «Im Mai 2015 begegneten wir uns in einem Restaurant in Mattwil. Ein paar Tage später stand er vor meiner Tür», sagt Späti. «Er sagte, er brauche Geld für den Reitstall. Er versprach mir hohe Zinsen und erklärte, dass er viel Geld aus dem Erbe seines Vaters bekommen werde. Der habe ein Kieswerk besessen und sei verstorben.»
Arglos gibt Späti Hanspeter B. zuerst 25 000 Franken, Tage später weitere 20 000. «Er versicherte mir sogar schriftlich, dass er mir zehn Tage später inklusive Zinsen einen Betrag von 61 000 Franken zurückzahlen werde.»
BLICK liegen die Unterlagen vor. Urs-Alexander Späti aber wartet vergeblich auf Geld. Immer wieder wird er vertröstet. Schliesslich erstattet Späti Anzeige. «Ich war so blind, dass ich ihm vertraut habe», sagt Späti. «Er erzählte sogar dem Polizisten, dass er mir das Geld in ein paar Tagen zurückzahlen werde. Selbst da log er.»
Nur weil Urs-Alexander Späti nicht aufgibt und Hanspeter B. täglich anruft, bekommt er schliesslich 26 000 Franken zurück.
Der Rentner und ehemalige Versicherungsfachmann Peter Truog (72) aus Mattwil TG hatte weniger Glück. Bei ihm stand Hanspeter B. im April 2015 vor der Tür. «Er erzählte, er sei in Bedrängnis und habe Verpflichtungen wegen einer Erbschaft. Wenn ich ihm Geld gäbe, werde ihm die Erbschaft ausbezahlt.» Truog gibt Hanspeter B. 6000 Franken. Wenig später steht der aber wieder vor der Tür. «Diesmal hiess es, er müsse einen Lieferwagen auslösen. Ich gab ihm nochmals Geld, diesmal 3500 Franken.» Auch Truog hat Anzeige erstattet.
Ein weiteres Opfer ist Willi Schenk (59) aus Andwil TG, Besitzer eines Dachdeckergeschäfts. Sein Schaden: 20 000 Franken. «Ich glaubte ihm», sagt Schenk, «und wollte ihm helfen. Er machte auch alles schriftlich und versprach mir 3000 Franken Zinsen.
Als BLICK Hanspeter B. mit den Vorwürfen konfrontiert, beteuert der: «Ich zahle das Geld zurück. Ich warte noch auf die Erbschaft von meinem Vater.» B. muss sich beeilen, BLICK weiss: Im Kanton Bern läuft bereits ein Strafverfahren gegen ihn. Das bestätigt die dortige Staatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte.