Raten für Geldstrafe sind zu hoch
Klavierstimmer (51) muss ins Gefängnis

Klavierstimmer Roger Nobel (51) war untere anderem ohne Führerschein unterwegs, kassierte dafür eine happige Geldstrafe. Weil er die Raten nicht bezahlen konnte, muss er jetzt ins Gefängnis – für fast ein ganzes Jahr.
Publiziert: 30.09.2013 um 19:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 00:12 Uhr
Roger Nobel mit der Aufforderung zum Strafantritt.
Foto: Toini Lindroos
Von Gabriela Battaglia

Roger Nobel (51) muss ab heute für 321 Tage ins Gefängnis Saxerriet SG einrücken. Der Klavierbauer und -stimmer aus dem Toggenburg ist mit den Ratenzahlungen einer Geldstrafe im Verzug.

12'840 Franken beträgt die Restgeldstrafe. Nobel kassierte die happige Strafe, weil er unter anderem ohne Führerausweis erwischt worden war. Nicht zum ersten Mal.

Er zahlte nur 1350 Franken

«Der Richter setzte die Höhe der Ratenzahlungen aufgrund einer Schätzung meines Einkommens fest», sagt Nobel. «Ich sagte ihm schon damals, dass ich nicht so viel zahlen könne.»

Der Richter legte eine monatliche Ratenzahlung von 1500 Franken fest. «Weil ich selbstständig bin, variiert mein Einkommen jeden Monat», sagt Nobel. Bis im August zahlte Nobel deshalb nur 1360 Franken.

Nobel wurde bei der Staatsanwaltschaft vorstellig. «Ich machte den Vorschlag, pro Monat rund 300 Franken abzuzahlen. Doch man war damit nicht einverstanden», sagt er.

Er hat ein schlechtes Gewissen

Der Klavierbauer will sich nicht aus der Verantwortung stehlen. «Ich verstehe ja, dass ich gebüsst wurde. Ich habe definitiv einen grossen Seich gemacht. Es tut mir leid.»

Nobel hat ein schlechtes Gewissen. «Ich möchte dem Steuerzahler nicht auf der Tasche liegen. 321 Tage Knast kosten viel Geld. Ich habe aber Arbeit und könnte meine Strafe abzahlen. Einfach etwas weniger rasch als vorgesehen.»

Doch es ist zu spät. Jetzt hat der Klavierstimmer vorläufig ausgeklimpert. «Nach zehn Monaten im Knast werde ich ein Sozialfall sein, weil dann meine Kunden schon einen anderen Klavierstimmer gefunden haben», sagt Nobel.

Er sorgt sich auch, weil er in dieser Zeit nicht für seine demente Mutter da sein kann.

Option Halbgefangenschaft

Nobel hätte nur eine Möglichkeit, dem Knast zu entgehen: «Wenn ich die Hälfte der Strafe auf einmal zahlen würde, bliebe ich frei. Aber ich habe das Geld nicht.»

Das Amt für Justizvollzug lässt dem Toggenburger noch ein Türchen offen. «Man sagte mir, ich könne aus dem Gefängnis ein Gesuch auf Halbgefangenschaft stellen. Dann müsste ich nur im Gefängnis übernachten und könnte tagsüber arbeiten. Ich werde mir das ernsthaft überlegen.»

Zeit dazu hat Nobel jetzt ja genug.

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