Es sind kuriose Szenen, die sich am Samstag vor einer Woche im Churer Welschdörfli ereignen: Ein Blick zur Verfügung gestelltes Video zeigt, wie zwei Mitglieder der Schwyzerörgeli-Formation Scheidner Buaba durch die Stadtpolizei Chur nach eifriger Diskussion abgeführt werden.
«Umdrehen, Hände auf den Rücken, wir legen Handschellen an!», sagt einer der Polizisten zum Filmenden, dann endet das Video abrupt. Der Betroffene hatte sich im Clip noch kurz zuvor massiv über das Vorgehen der Gesetzeshüter geärgert: «Wir zahlen mit unseren Steuern euren Lohn und dann kommt ihr zu uns, die eidgenössische Musik machen, und tut so blöd!»
Gesetzeshüter unterbrachen Schwyzerörgeli-Konzert
Hintergrund: Am Auffahrtswochenende spielten die Scheidner Buaba in der Beiz Olmische Kober von Wirt Markus Balzer. «Das war ein Privatanlass von mir. Das Restaurant war für andere Gäste geschlossen», sagt dieser zu Blick. Insgesamt seien an dem Abend acht Personen bei ihm zu Gast gewesen.
Gegen halb zehn Uhr abends sei dann aber plötzlich die Polizei beim Lokal aufgetaucht. «Wir waren mitten im Stück und wurden plötzlich von Taschenlampen geblendet. Als wir noch zu Ende spielen wollten, griff mir einer der Polizisten einfach in die Orgel», sagt einer der Scheidner Buaba zu Blick. Danach habe sich die Lage hochgeschaukelt.
Polizei schweigt zu den genauen Vorwürfen
«Es sind mehrere Meldungen bei uns eingegangen», bestätigt Roland Hemmi, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Chur gegenüber Blick. In diesem Zusammenhang werde nun wegen mehrerer Tatbestände gegen die Beteiligten ermittelt. Lärmbelästigung, wie dies etwa die betroffenen Musiker und der Wirt vermuten, sei nur einer davon. Hauptsächlich gehe es um mutmassliche Verstösse gegen die Covid-19-Verordnung.
Was die Schwyzerörgeli-Gruppe oder der Wirt falsch gemacht haben sollen, möchte Hemmi explizit nicht verraten: «Ich will kein Futter für eine Geschichte liefern, ausserdem gilt es, den Persönlichkeitsschutz der Beteiligten zu wahren!» Auch zur Verhältnismässigkeit des Einsatzes äussert er sich nicht.
Musiker und Wirt über Vorgehen der Polizei verärgert
Klar scheint: Die Stadtpolizei Chur fährt gegen die Folklore-Musikanten schweres Geschütz auf. Augenzeugen beobachten neun Beamte, die mit vier Einsatzwagen anrücken. Letztlich werden zwei der drei anwesenden Musiker abgeführt, um deren Personalien auf dem Posten festzustellen. Kurze Zeit später sind aber beide wieder auf freiem Fuss.
Der Musiker, der das Video gefilmt hat, sagt: «Ich habe mich geweigert, etwas zu unterschreiben. Unser Bassist wurde dagegen wegen Lärmbelästigung mit 100 Franken gebüsst.» Wieso der Auftritt der Scheidner Buaba unterbrochen wurde, bleibe für ihn ein Rätsel.
Was bleibt, ist der Ärger über die Polizei, von der er seit dem Vorfall nichts mehr gehört habe. «Wir wurden wie Schwerverbrecher behandelt. So, als hätten wir gerade jemanden umgebracht!»