Am letzten Freitag wurde Mona Schlattinger (41) vom St. Galler Kreisgericht zu 14 Monaten Gefängnis verurteilt. Wegen mehrfachen Betrugs. Die Hausfrau ergaunerte in den letzten zehn Jahren 324 315 Franken Sozialhilfe und betrog die Krankenkasse um 60 000 Franken.
1998 lassen sich Schlattinger und ihr Mann nach vier Jahren Ehe scheiden. Doch der 46-Jährige bleibt bei seiner Ex-Frau und den drei Töchtern wohnen. Trotzdem beantragt die gebürtige Deutsche Sozialhilfe. Als arbeitslose und alleinerziehende Mutter bekommt sie von nun an monatlich 2200 Franken vom Sozialamt.
Vor Gericht bestritt Mona Schlattinger die Vorwürfe der Schein-Scheidung – vergeblich.
Jetzt will die Verurteilte die Wahrheit erzählen und lädt BLICK zu sich nach Hause ein. Geschminkt und im Rollstuhl öffnet sie die Tür der Wohnung, im dritten Stock eines St. Galler Wohnhauses. Einen Lift gibt es nicht.
Die dreifache Mutter kommt gleich auf den Punkt: «Wenn hier jemand an dem ganzen Schlamassel schuld ist, dann ist es mein Ex, nicht ich. Bevor ich in den Knast gehe, geht er. Das schwör ich!»
Ihr Mann sei schon immer ein ganz schlechter Mensch gewesen, sagt Mona Schlattinger. Er habe sie und die Kinder mies behandelt, deswegen habe sie sich auch scheiden lassen. «Aber losgeworden bin ich ihn nie. Ich war ja auch auf ihn angewiesen. Ich bin sehr krank, habe etliche monatelange Spitalaufenthalte hinter mir. Da musste sich doch jemand um die Kinder kümmern», sagt die 41-Jährige entschuldigend.
Deswegen habe ihr Ex auch immer einen Schlüssel zu ihrer Wohnung gehabt und sei bei ihr ein- und ausgegangen. «Er war eigentlich jeden Tag da und am Wochenende hat er auch hier übernachtet. Sonntags kam dann sogar immer seine Mutter zum Essen, ich musste kochen», erzählt sie und schaut auf ihre manikürten Hände hinunter. «Ich hab das nicht gewollt, habe ihm immer wieder gesagt, er solle gehen. Aber ich konnte mich nicht durchsetzen. Ich hatte keine Kraft. Ich bin krank, konnte mich nicht wehren. Zehn Jahre lang.»
Trotzdem habe er hier nicht gewohnt, sagt Mona Schlattinger. «Gelebt ja, aber gewohnt hat er bei seiner Mutter.»
Das bestritt diese aber schriftlich vor Gericht.
Auch an den nicht bezahlten Arztrechnungen sei der ungeliebte Ex schuld: «Ich habe ihm während meiner Spitalaufenthalte meine Bankkarte und den dazugehörigen Pin gegeben und ihm gesagt, er solle die Rechnungen überweisen. Hat er aber nicht. Stattdessen hat er sich für das Geld Tausende Schmuddel-DVDs gekauft.»
Zum Beweis rollt Schlattinger ins Schlafzimmer und zeigt auf meterlange Regale, gefüllt mit DVDs. Wieso der Ex die hier gelagert hat, obwohl er vor einem Jahr tatsächlich ausgezogen ist? «Weil die Wohnung seiner Mutter zu klein ist.»
Der Vater von zwei ihrer drei Kinder musste erst mit Staatsgewalt ferngehalten werden. «Meinen neuen Freund hat es genervt, dass wir nie alleine waren,» sagt Mona Schlattinger lapidar. «Ich rief die Polizei und die hat ihm endlich den Schlüssel abgenommen.»
Morgen muss die verurteilte Betrügerin wieder ins Spital. «Ich werde an der Niere operiert», sagt sie weinend. Der Ex muss dieses Mal aber nicht auf die Kinder aufpassen – die leben jetzt in einem Heim.