Kosovare schikaniert Bürglen TG mit seinem Abfall
Warum sind Sie machtlos gegen diesen Müll-Terror?

Die Abfallberge im Garten von Murtez Ademaj stinken Nachbarn und Gemeinde. Dem cleveren Kosovaren beizukommen, ist aber schwierig.
Publiziert: 06.09.2010 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:10 Uhr
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Von Antonia Sell

Murtez Ademaj (55) fühlt sich in der Schweiz von allen schlecht behandelt. «Die haben mir und meiner Familie das Leben zerstört», schimpft der IV-Rentner gegenüber BLICK. «Ich bin Gefangener in meinem eigenen Dreckshaus. Meine Kinder werden schikaniert, bekommen keine Lehrstelle und ich keinen Job mehr.»

Und das alles ist die Schuld der Schweizer Behörden, findet Ademaj. «In der Schweiz wird man als Ausländer wie ein Tier behandelt», sagt der vierfache Familienvater.

Trotzdem. Der gebürtige Kosovare, der 1990 als politischer Flüchtling in die Schweiz kam, will hier bleiben. Vor vier Jahren stellt er ein Einbürgerungsgesuch für sich, seine Frau Zize (50) und seine vier Kinder. Doch das wird Anfang Jahr abgelehnt. Und dann soll er auch noch aus seiner Wohnung raus. Murtez Ademaj protestiert, indem er den Hausmüll in seinen Garten entsorgt.

Seit fünf Monaten stapeln sich nun schon die Abfallsäcke im Garten der Familie Ademaj. Zwei Meter breit und zehn Meter lang ist die Abfalllawine. Ein übler Gestank wabert durch die Luft, bringt Nachbarn und Gemeinde zum Verzweifeln.

Aber wieso tut niemand etwas gegen diese Sauerei? Die Gemeinde hat Angst vor Strafklagen des IV-Rentners.

Armin Eugster (66), der CVP-Gemeindeammann von Bürglen TG, trifft sich gestern mit BLICK, um sich zu erklären. «Der Mann ist clever, er kennt die Schweizer Gesetze und seine Rechte. Wenn wir auch nur einen Fuss unbefugt auf seinen Grund setzen, hätten wir gleich Ärger am Hals», weiss Eugster.

«Nicht, dass wir die Reinigung zahlen und dann noch gebüsst werden. Er schreibt Beschwerdebriefe an das Migrationsamt, die kosovarische Botschaft, an Bundesrätin Calmy-Rey und an den Europäischen Gerichtshof und droht. Aber nur so weit, dass es gerade noch legal ist», ärgert sich Gemeindeammann Eugster.

«Die Scherereien haben bereits angefangen, als Murtez Ademaj 1998 nach Bürglen gezogen ist», sagt Eugster. «Er hat den Lehrern seines ältesten Sohnes gedroht und sie als unfähige Idioten bezeichnet, weil sie den Buben nicht in die Sek schicken wollten. Der Sohn musste mehrmals die Schule wechseln. Heute ist er in einer psychiatrischen Anstalt und bezieht IV-Rente.»

Als Murtez Ademaj 2003 seinen Job als Vorarbeiter in einer Milchpulverfabrik verliert, wird er gänzlich unkontrollierbar. «Um Arbeitslosenunterstützung zu bekommen, musste er sich beim Verein Kompass in Bischofszell engagieren. Doch das hat er nur drei Monate durchgehalten», sagt der Gemeindeammann. «Er hat dem Migrationsamt und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geschrieben, dass er in diesem Lager, zusammen mit Kranken, Analphabeten, Verbrechern und Invaliden keine Zwangsarbeit mehr leisten würde.»

Die Konsequenz: Murtez Ademaj wird als «unvermittelbar» eingestuft und seine Arbeitslosenunterstützung gestrichen.

Doch das lässt der gewiefte Kosovare nicht mit sich machen. «Er ist in das Büro des Generalsekretär des Departements für Finanzen und Soziales, Mario Brunetti, marschiert und hat sich geweigert, wieder zu gehen, bis er Sozialhilfe bekommt», so der Gemeindeammann.

Brunetti lässt den Eindringling durch die Kapo entfernen – direkt in die Psychiatrie. «Die Ärzte haben ihm dann geistige Unzurechnungsfähigkeit attestiert und ihn als IV-Rentner eingestuft – und seine Frau und den ältesten Sohn gleich mit.» Seitdem erhält Murtez Ademaj für seine Familie und sich monatlich 6300 Franken IV-Rente.

«Er kann einfach hervorragend Theater spielen», sagt Eugster. Doch mit dem Schauspiel soll bald Schluss sein. Auf Ende November wurde Murtez Ademaj vom Hauseigentümer juristisch korrekt die Wohnung gekündigt. Er zahlt seit Ende Juli keine Miete mehr. Und die Gemeinde hat nach monatelangem Hin und Her endlich eine Bewilligung zum Räumen erteilt. «Wir greifen nächste Woche durch», erklärt Eugster.

Doch wer garantiert, dass Ademaj nicht einfach weitermüllt? «Niemand, da sind wir machtlos», gibt der Gemeindeammann zu. Dann geht der ganze Papierkram von vorn los. Doch Eugster hofft, dass Murtez Ademaj irgendwann einen Fehler macht und die Schweiz verlassen muss: «Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht», sagt der Gemeindeammann.

Murtez Ademaj ist BLICK dankbar
Nachdem BLICK die Geschichte des Müll-Querulanten von Bürglen TG öffentlich machte, schrieb Murtez Ademaj gestern in einer E-Mail. «Herzlichen Dank. Ich selber habe schon geschrieben, dass es in der Justiz und den Behörden Müll gibt, aber so radikal habe ich mich noch nicht äussern können. Der Titel ‹Für dieses Ehepaar ist die Schweiz Müll› hat viel mehr Medien und Behörden in Bewegung gesetzt als meine 15 000 Beschwerden. Die telefonischen Drohungen haben schon begonnen, aber das ist ein Teil unseres Lebens, die wir für Gerechtigkeit und Sauberkeit kämpfen. Mit Respekt und Hochachtung Murtez Ademaj.»
Nachdem BLICK die Geschichte des Müll-Querulanten von Bürglen TG öffentlich machte, schrieb Murtez Ademaj gestern in einer E-Mail. «Herzlichen Dank. Ich selber habe schon geschrieben, dass es in der Justiz und den Behörden Müll gibt, aber so radikal habe ich mich noch nicht äussern können. Der Titel ‹Für dieses Ehepaar ist die Schweiz Müll› hat viel mehr Medien und Behörden in Bewegung gesetzt als meine 15 000 Beschwerden. Die telefonischen Drohungen haben schon begonnen, aber das ist ein Teil unseres Lebens, die wir für Gerechtigkeit und Sauberkeit kämpfen. Mit Respekt und Hochachtung Murtez Ademaj.»
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