Auf die Schweiz wartet ein Spital-Beben. Experten sagen voraus, dass jedes zehnte Spital schliessen muss (BLICK berichtete). Das Problem: viel zu viele Betten und Gesundheitskosten, die in die Höhe schnellen. Am schlimmsten wird der Kahlschlag im Kanton St. Gallen sein, wo von den heute neun Akut-Spitälern vier in dieser Form aufgegeben werden. Darunter auch das Spital in Walenstadt. Für Werner B.* (63) aus Unterengstringen ZH ein grosser Fehler. Denn: «Gäbe es das Spital in Walenstadt nicht, wäre mein Sohn Thomas (30)** im September gestorben», sagt er zu BLICK.
Höllische Schmerzen nach Unfall
Dieser stürzte in der Lenzerheide GR beim Mountainbiken schwer und verletzte sich dabei schlimm am Bauch. «Zuerst dachte er nach dem Sturz, er könne trotz Schmerzen im Unterleib normal nach Hause fahren. Doch in Walenstadt bei einer Autobahnraststätte musste Thomas anhalten. Die Schmerzen waren unerträglich geworden, er konnte sich nicht mal mehr bewegen.» Er habe zwar noch seine Freundin angerufen, doch konnte er zu diesem Zeitpunkt kaum noch sprechen.
Als ehemaliges Kadermitglied der Stadtpolizei Zürich weiss Werner B. sofort, was zu tun ist. Er alarmiert die Kantonspolizei St. Gallen, die wiederum mit Hilfe des letzten Anrufes seines Sohnes dessen Standort orten kann.
Not-OP rettet sein Leben
Sofort rückt die Ambulanz des Spitals Walenstadt aus. Im Spital merken sie, dass der Unterbauch von Thomas bereits völlig verhärtet ist. «Sie vermuteten einen Milz- und Leberriss, entdeckten dann bei der Operation aber, dass sein Dünndarm gerissen war. Eine lebensgefährliche Komplikation», sagt der Vater.
In einer Notoperation können sie Werner B.s Sohn das Leben retten. Und hinterlassen beim Vater einen bleibenden Eindruck. «Als Polizist hatte ich ja immer viel zu tun in Zürcher Spitälern – und war erstaunt, wie gut, kompetent und fast schon familiär die Behandlung in diesem vermeintlichen Provinzspital in Walenstadt war», sagt er.
Wohin mit all den Notfall-Patienten?
Dass Walenstadt in ferner Zukunft geschlossen wird, sei komplett falsch. «Das Spital liegt doch voll im Einzugsgebiet von Winter- und Sommersportorten. Die Flumserberge sind nicht weit, der Pizol auch nicht. Zudem liegt es relativ nahe einer wichtigen Autobahn, wo immer wieder Unfälle passieren können», zählt B. auf.
Er fragt sich: Wohin sollen dann all die Notfallpatienten? In der Region gäbe es zwar noch Spitäler in Uznach, Glarus, Chur und Grabs – bei jedem wäre die Rettung aber um mindestens eine Stunde verzögert worden: «Ich glaube nicht, dass Thomas diese Zeit noch gehabt hätte!»
Für Werner B. ist darum klar: «Man darf die Spitalstandort-Frage nicht ausschliesslich durch die Brille eines Geschäftsführers betrachten. In erster Linie muss es um das Wohl der Patienten gehen!» Vielleicht würde das Spital Walenstadt finanziell schlecht rentieren: «Aber nur dank dieses Spitals habe ich meinen Sohn nicht verloren!» Das wiege doch jedes Defizit auf.
* Name der Redaktion bekannt
** Name geändert