Kita-Buchhalter unterschlägt halbe Million
Er trickste bei der Milch

Jahrelang zwackte Patrick P. öffentliche Gelder in die eigene Tasche ab, erleichterte die Kreuzlinger Kinderkrippen um mehrere Hunderttausend Franken. Nun droht dem Treuhänder eine jahrelange Haftstrafe.
Publiziert: 14.09.2018 um 21:40 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:32 Uhr
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Zweigte Gelder auf eigene Konten ab: Patrick P. galt jahrelang als angesehener Finanzchef des Kinderkrippen-Vereins. Seit längerem ermittelt die Justiz wegen Betrugs gegen ihn.
Foto: zvg
Marco Latzer

Patrick P.* (50) ist tief gefallen. Einst war er ein angesehener Unternehmer, nun kennt man ihn als Krippenbetrüger von Kreuzlingen TG.

Jahrelang zwackt P. dem Verein Kreuzlinger Kinderkrippen (VKK) in seiner Funktion als Finanzchef und Vizepräsident heimlich Gelder ab, um diese für private Zwecke zu nutzen. Der Schaden dürfte wohl eine halbe Million Franken betragen.

Subventionen wanderten in die Treuhänder-Tasche

Brisant: Bei einem grossen Teil des Betrags dürfte es sich um öffentliche Gelder handeln. Denn allein für den Betrieb der Krippe Felsenburg überweisen Stadt und Schule 270'000 Franken pro Jahr. Weitere 300'000 Franken schneit es P. jeweils für die Kinderhorte in die Buchhaltung.

«Es ist nicht so, dass wir gar nichts bemerkt hätten», gesteht Ex-Präsident Thomas Gut. Denn P. führte den VKK wohl an der Nase herum, indem er zu hohe Kosten in die Vereinsbilanz baute.

«Praktisch nach jeder Generalversammlung hat mich die Revision auf den Literpreis angesprochen, den wir für die Milch bezahlen», so Gut. Auf Nachfrage habe P. dann jeweils erklärt, es handle sich um «transitorische Abgrenzungen». Und man glaubte ihm die Ausflüchte.

Weitere Fälle wurden ihm zum Verhängnis

Der Krippenbetrug fliegt erst dann auf, als Wirtschaftsermittler die Konten von Patrick P. wegen eines anderen Falles durchleuchten.

Denn die Staatsanwaltschaft wirft P. auch vor, einer ihm als Beistand unterstellten Person und einer weiteren Gesellschaft Gelder abgezwackt zu haben. Die Deliktsumme beläuft sich deshalb auf über eine Million Franken.

Vor dem Skandal galt Patrick P. in der Region als erfolgreicher Geschäftsmann. Seine Treuhandfirma hat er in einem feudalen Landgut untergebracht.

Gute Kontakte zum Rennsport

Dort verteidigt eine Angestellte den abwesenden Chef: «Wer kann schon von sich behaupten, noch nie einen Fehler gemacht zu haben? Leben und leben lassen.»

Auch in seiner Villa am Bodensee ist Patrick P. nicht anzutreffen, eine schriftliche BLICK-Anfrage lässt er unbeantwortet.

Klar ist: Mittlerweile hat der Treuhänder, dem Kontakte zu Promi-Rennfahrern nachgesagt werden, sämtliche Gelder zurückbezahlt. Und ist geständig.

Dennoch fordert die Staatsanwaltschaft, welche die Anklage kürzlich ans Gericht überwiesen hat, eine Haftstrafe von mehr als drei Jahren. Es gilt die Unschuldsvermutung.

* Name geändert

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