B.K. (16) schipperte 21 Monate mit dem Sozial-Schiff «Solomon» über den Atlantik. Was als «erzieherische Massnahme» gedacht war, endet in einem Politikum.
Vor etwa eineinhalb Jahren sorgte das Sozial-Schiff für Schlagzeilen, weil die Therapie 390 Franken pro Tag kostet – rund 230'000 Franken für die Gesamtdauer von 84 Wochen.
K.s Mutter Jeannette K. wollte nie, dass ihr Kind auf das Erziehungsschiff geht. Ausserdem sah es danach aus, als würden die Massnahmen bei dem Teenager keine Wirkung zeigen.
«Jugendschiff hat den Zweck erfüllt»
Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) widerspricht dieser Einschätzung. Das Ziel war das Erlernen von grundlegendem Verhalten in einer sozialen Gruppe wie beispielsweise Respekt, Umgangston oder Verantwortung. «Dieser Zweck wurde erfüllt», sagt Walter Grob, Präsident der Kesb Linth zu BLICK.
Doch B.K. sieht das offenbar etwas anders. Im Interview mit den «Obersee Nachrichten» sagt er, dass das Sozial-Schiff für ihn nicht gut gewesen sei. Diese Massnahme sei etwas für «Jungs, die Drogen nehmen oder sonst in den Knast müssen». Er sei schliesslich nur von der Schule geflogen.
Im Interview zeichnet der Teenager ein Bild von sich, bei dem er zwar als renitenter, aber sonst braver Schüler rüberkommt. «Ich hatte einfach keine Lust auf die Schule», sagt er. Ist das Sozial-Schiff dann wirklich eine verhältnismässige Massnahme für B.K.?
Die Kesb darf aus Persönlichkeitsschutzgründen keine detaillierten Aussagen machen. Dennoch rechtfertigt Grob die Entscheidung. «Der Junge hatte Schwierigkeiten, ist aber nicht straffällig geworden. Seine Schwierigkeiten gehen viele Jahre zurück. Erst als er nach mehreren gescheiterten Massnahmen und Heimaufenthalten nicht mehr beschulbar war, wurde die Schiffsplatzierung angeordnet», sagt Grob.
B.K. wollte «wieder normal» werden
Jeannette K. kritisiert den Entscheid, ihren Sohn auf das Sozial-Schiff zu schicken, heftig. Doch die Mutter ist laut eines Urteils des Kantonsgerichts, also in zweiter Instanz, offenbar nicht fähig, sich entsprechend um ihr Kind zu kümmern. «Die Mutter weist Hilfsangebote von sich, zeigt sich kaum kooperativ, ist unzuverlässig, kann selbst die regelmässige Medikamenteneinnahme nicht sicherstellen [...]» Gemäss der Kesb war das Sozial-Schiff also die letzte Möglichkeit, dem Jungen zu helfen.
Nicht zuletzt, weil B.K. «mit seinem Verhalten selbst nicht mehr wohl war» und er gerne «wieder normal wäre», heisst es in dem Urteil weiter.
Jetzt ist der 16-Jährige wieder zu Hause. Doch er darf nicht bei seiner Mutter wohnen, er muss ins Jugendheim Platanenhof in Oberuzwil, das zur Unterbringung von zivil- und strafrechtlich eingewiesenen Jugendlichen dient.
Das stinkt dem Teenager gewaltig. «Ich will jetzt nach dem Kiffer-Schiff nicht noch in ein Drogenheim», sagt er im Interview. Die Kesb sieht darin aber die richtige Unterbringung. Der Platanenhof biete den geeigneten Rahmen für seinen Schulabschluss. «Welche Wege ihm danach offen stehen, hängt entscheidend von der Motivation des Jugendlichen ab», sagt Grob.