Was als fröhlicher Bade-Ausflug beginnt, endet als Horror-Trip. Der syrische Flüchtling Manar A.* (†27) ist am Pfingstmontag mit Freunden mit einem Schlauchboot auf dem Walensee unterwegs – badet und böötelt fröhlich. Einen Tag später wird seine Leiche aus 38 Metern Tiefe geborgen. Doch wie konnte es zum Unglück kommen? Die Freunde, die mit dem jungen Mann auf dem Gummiboot waren, hatten seine Hand gar mit einem Seil am Boot festgebunden.
Dennoch ertrank der 27-Jährige. Philipp Binaghi von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG) sagt zu BLICK: «Der Walensee ist nicht mehr oder weniger gefährlich als andere Seen.» Gefährlicher sei, wie der Mensch mit dem Wasser umgehe. Entscheidend sei die Verfassung des Menschen. «Man muss sich fragen, wie fit bin ich, was habe ich vor dem Baden konsumiert und entspricht das meinen Fähigkeiten?»
Kam es zum Kälteschock?
Manar A. ist ein augenscheinlich fitter Mann. Seine Freunde sagen, er sei bereits die ganze Woche immer wieder mit dem Boot auf dem See gewesen. Die aktuelle Wassertemperatur des Walensees liegt zwischen 15 und 16 Grad. Kälte könne beim Schwimmen ein Problem sein, räumt Binaghi ein. Und weiter: «Der Walensee ist eher ein kalter See. Man muss sich die Zeit nehmen, sich dem Wasser anzugleichen.»
Das Risiko eines Kälteschocks bestehe bei niedrigen Wassertemperaturen, wenn man einfach reinspringt. Der junge Syrer ist laut seinen Kollegen jedoch immer wieder rein und raus aus dem Wasser. Er habe gesagt: «Das Wasser ist kalt, kein Problem.» Trotz Empfehlung seiner Freunde sei er, obwohl er erschöpft gewirkt habe, nicht zurück aufs Boot geklettert.
Binaghi empfiehlt zu Schlauchbooten auf dem See: «Gummiboote sollten nur im Uferbereich genutzt werden.» Damit man im Notfall bis zum Ufer schwimmen könne. Das konnte Manar A. nicht. Sein lebloser Körper wurde 270 Meter entfernt vom Ufer geborgen.
Ist Manar A. wegen Walensee-Strömungen gestorben?
Im Jahr 2015 sind ein Vater (33) und sein achtjähriger Sohn im Walensee ums Leben gekommen. Binaghi sagt dazu: «2015 bestanden andere Bedingungen. Damals entstand ein Sog wegen des Abbruchs einer Kiesbank.» Diese Stelle, wo ein Fluss in den See mündet, sei als gefährlich bekannt. Beide Fälle könne man kaum miteinander vergleichen.
Dennoch bestätigt er: «Es gibt Strömungen im Walensee. Aber es gibt Strömungen in unterschiedlicher Stärke in vielen Gewässern.» Eine Zirkulationsbewegung könne es auch auf dem Walensee geben. Wie genau der Tod von Manar A. passieren konnte, müsse die Polizei noch weiter untersuchen. (euc)
* Name bekannt