Darum gehts
- Spielplatz in Niederurnen nach Einsprachen wiedereröffnet, Kinder freuen sich
- Anwohner befürchten weitere Einsprachen bis vor Bundesgericht
- 520 Tage lang war der Spielplatz wegen Lärmeinsprachen geschlossen
Die Stimmung auf dem Bernhard-Simon-Spielplatz in Niederurnen GL ist am Mittwochnachmittag trotz mittelmässigem Wetter ausgelassen. Kinder tollen umher, schwingen auf der Schaukel, verstecken sich im hölzernen Märchenschloss, wagen sich auf die Rutschen. Daneben stehen säuberlich aufgereiht Elemente eines Stahlzauns. Sie sind das Relikt einer vergangenen Zeit.
Fast zwei Jahre lang schauten die Kinder durch diesen Zaun hindurch buchstäblich in die Röhre. Einsprachen wegen Lärms machten dem Spielplatz am Fuss des Fridlispitz im Sommer 2023 um ein Haar den Garaus. Die Gemeinde, die an der Misere nicht ganz unschuldig ist, liess ihn für die Dauer des laufenden Verfahrens im darauffolgenden Dezember mit 2 Meter hohen Stahlgittern umzäunen. Betreten verboten. Jetzt kassierten die Einsprecher vor dem Verwaltungsgericht des Kanton Glarus eine empfindliche Niederlage – und so wurde der Spielplatz vergangenen Freitag wiedereröffnet.
Eine, die seit dem Tag der Einsprache gegen die lärmempfindlichen Nachbarn kämpfte, ist Marilyn Grassi (59). Die Gastronomin strahlt von Ohr zu Ohr, als sie Blick zum Interview trifft. «Ich habe so fest gekämpft und bin superhappy, dass er jetzt offen ist», sagt sie.
«Warum dürfen wir nicht rein?»
Marisa Grämer (53) wohnt in der Nähe des Spielplatzes. Als sie daran vorbeispaziert, schaut sie ungläubig auf die ordentlich zusammengestellten Zaunelemente am Spielplatzrand und die lachenden Kinder. Nach 520 Tagen, in denen hier nichts ging, fällt es vielen schwer, zu glauben, dass jetzt alles vorbei ist. «Ich bin froh, dass das Gute obsiegt hat», sagt sie. Denn: «Die Kinder sind hier in der Mehrheit, die Einsprechenden in der Minderheit.»
Cornelia Rammer (31) hilft ihrem kleinen Kind gerade auf die Schaukel, als sie mit Blick spricht. «Wir freuen uns sehr! Wir sind ein bisschen überrascht, dass es plötzlich so schnell gegangen ist. Wir haben ewig gewartet und wussten nicht so recht, was jetzt hier passiert – oder eben nicht passiert», sagt die Mutter.
Die Zeit des Zaunes hat sie noch gut in Erinnerung. «Es war ziemlich tragisch. Wir sind mit dem Kinderwagen vorbeigelaufen und das Kind fragte: ‹Warum dürfen wir nicht rein?›» Als Mutter sei es dann nicht einfach, entgegnen zu müssen: «Einfach so, man darf jetzt einfach nicht.»
«Wie kann man Einspruch gegen einen Spielplatz machen?»
Die Stimmung ist zwar ausgelassen und alle freuen sich, doch die Ernüchterung könnte schon bald folgen. Denn hier im Quartier rechnen viele mit noch mehr Ungemach. Die Einsprecher könnten ihre Einsprache bis vors Bundesgericht ziehen. Im Quartier erwarten nicht wenige diesen Schritt.
Für Vorkämpferin Grassi wäre das unvorstellbar. «Wenn es so weit kommt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.» Denn gemäss Grassi wohnen die Einsprechenden schon länger nicht mehr hier. Anwohnerin Cornelia Rammer fragt rhetorisch: «Wie kann man Einspruch gegen einen Spielplatz machen? Die Kinder werden hier in Mitleidenschaft gezogen!» Sie richtet sich direkt an die Einsprechenden: «Eine grosse Bitte – lasst das nicht noch einmal vorkommen.»
Die Einsprechenden wollten auf Anfrage von Blick keine Stellung zur Sache nehmen.