Gemeindepräsidentin Vreni Wild über die naivste Scheinehe der Schweiz
«Es wäre nicht fair, wenn die Gemeinde zahlen müsste»

Ein Schweizer Rentnerpaar liess sich scheiden, um ein Kosovo-Pärchen zu heiraten. Als sie die Familien aus dem Kosovo nachziehen wollten, flog die naivste Scheinehe der Schweiz auf. Nun äussert sich die Gemeindepräsidentin von Neckertal TG zum Fall.
Publiziert: 28.06.2017 um 08:47 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:40 Uhr
1/2
Die Ex-Eheleute Yolanda und Werner A. in ihrem gemeinsamen Zuhause im Neckertal SG.
Marlene Kovacs

Yolanda (62) und Werner A.* (66) aus Neckertal SG liessen sich nach 30 Jahren Ehe scheiden. Kurze Zeit später heirateten beide im Kosovo. Pikant: Ihre neuen Partner waren ihrerseits auch ein Paar. Yolanda und Werner A. wurden für die Scheinehen verurteilt (BLICK berichtete). Trotzdem hoffen sie weiter, dass sie die Kosovaren in die Schweiz bringen können. Jetzt nimmt Gemeindepräsidentin Vreni Wild (58) Stellung.

BLICK: Was halten Sie als Gemeindepräsidentin von dieser Scheinehe?
Vreni Wild: Ich bin nicht sehr begeistert davon. So eine Scheinehe ist rechtswidrig. Die beiden haben es probiert, obwohl ich den Grund nicht verstehen kann. Und sie sind am Ende dafür bestraft worden.

Die Rentner versuchen weiterhin, ihre Partner nachzuholen. Wer muss Ihrer Meinung nach dann für die Lebenshaltungskosten der Kosovaren aufkommen?
Ich finde nicht, dass die Gemeinde für die Kosten aufkommen sollte. Das wäre nicht fair gegenüber den Mitbürgern. Sie sollten dazu verpflichtet sein, für ihre Familie finanziell zu sorgen. Wenn die beiden Schweizer aber rechtlich mit ihrem Wunsch durchkommen, wird die Gemeinde bei finanziellen Schwierigkeiten sicher sozialhilfepflichtig.

Kennen Sie das Paar eigentlich persönlich?
Ich habe Herrn A. schon öfter gesehen. Ich weiss, dass er schon lange hier lebt. Aber auffällig war das Paar bisher nicht.

Jeden Tag drei Scheinehen

Bern – Scheinehen sind oft nur schwer nachweisbar. Schätzungen des Staatssekretariats für Migration (SEM) gehen von jährlich tausend Scheinehen in der Schweiz aus – das sind rund drei pro Tag.

Eheverbot

Seit 2011 gilt ein Eheverbot für Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Von einer Scheinehe wird gesprochen, wenn sich einer der beiden Ehepartner durch die Heirat ein Bleiberecht in der Schweiz verschafft. Auch die Ehen von Werner und Yolanda A. mit ihren neuen kosovarischen Partnern waren davon betroffen. Darum heirateten sie im Kosovo. Diese Ehen werden hier aber nicht anerkannt.

Seit 2011 gilt ein Eheverbot für Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus.
Seit 2011 gilt ein Eheverbot für Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus.
Keystone

Bern – Scheinehen sind oft nur schwer nachweisbar. Schätzungen des Staatssekretariats für Migration (SEM) gehen von jährlich tausend Scheinehen in der Schweiz aus – das sind rund drei pro Tag.

Eheverbot

Seit 2011 gilt ein Eheverbot für Ausländer ohne gültigen Aufenthaltsstatus. Von einer Scheinehe wird gesprochen, wenn sich einer der beiden Ehepartner durch die Heirat ein Bleiberecht in der Schweiz verschafft. Auch die Ehen von Werner und Yolanda A. mit ihren neuen kosovarischen Partnern waren davon betroffen. Darum heirateten sie im Kosovo. Diese Ehen werden hier aber nicht anerkannt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?