Frechster Übernahmeversuch der Schweiz
Simis Bergbahn will Konkurrenz zum Spottpreis kaufen

Die Toggenburg Bergbahnen AG – mit Skispringer Simon Ammann im Verwaltungsrat – wollen die Bergbahnen Wildhaus kaufen. Das Angebot könnte aber kaum schlechter sein und sorgt für böses Blut.
Publiziert: 08.06.2017 um 18:09 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:10 Uhr
Ein Sessellift der Bergbahnen Wildhaus AG, welche die Toggenburg Bergbahnen AG kaufen wollen.
Foto: Bergbahnen Wildhaus
Flavio Razzino

Im Toggenburg herrscht Eiszeit: Ein Streit zwischen zwei Bergbahnen ist am Pfingstwochenende eskaliert.

So gibt es in der kleinen Gemeinde Wildhaus SG zwei Skigebiete. Eines wird von der Toggenburg Bergbahnen AG (TBB) bedient, das andere von der Bergbahnen Wildhaus AG. Die beiden Firmen sind sich spinnefeind.

Um grösser und damit gewichtiger zu werden, war bereits mehrmals eine Fusion der beiden Firmen ein Thema. Bislang aber ohne Erfolg – zu unterschiedlich seien die Unternehmenskulturen.

Nun versucht die TBB, in dessen Verwaltungsrat auch die Skispringer-Legende Simon Ammann sitzt, die Fusion mit der Brechstange zu erzwingen.

Der Skispringer Simon Ammann, Verwaltungsrat der Toggenburg Bergbahnen AG, posiert vor dem neuen Gipfelgebäude auf dem Chäserrugg.
Foto: GIAN EHRENZELLER

In einem halbseitigen Inserat im «Toggenburger Tagblatt» hat die TBB am Pfingstsamstag die Aktionäre der Bergbahnen Wildhaus AG dazu aufgerufen, ihre Aktien zu verkaufen.

Mit der Übernahmekandidatin hat die TBB vor der Publikation des Inserats allerdings nicht geredet. Die reagiert perplex.

Dreistes Angebot

Das Angebot, das die Firma den Aktionären unterbreitet, ist nämlich grottenschlecht: So will die TBB nur 25 Franken pro Aktie der Bergbahnen Wildhaus AG bezahlen. Der Steuerwert pro Aktie liegt jedoch bei 200 Franken.

Noch dreister: Aktionäre, die zehn Aktien der Bergbahnen Wildhaus AG der TBB überlassen, sollen als Gegenleistung gerade mal eine einzige TBB-Aktie erhalten. Der Steuerwert der TBB-Aktie liegt mit 100 Franken aber um die Hälfte tiefer als bei der Übernahmekandidatin. 

Lächerlich sei das, sagt darum Jakob Rhyner, Verwaltungsratspräsident der von der feindlichen Übernahme bedrohten Firma.

«Preis eines Pistenfahrzeugs»

Erfolg wird die TBB nicht haben, ist er sich sicher: «Da versucht eine Firma zum Preis eines Pistenfahrzeugs eine gut aufgestellte Firma zu kaufen», sagt Rhyner. Kaum einer werde so blöd sein und seine Aktien zu diesem Preis verscherbeln.

Die Ortsgemeinde Grabs, die 435 der rund 32'000 Aktien besitzt, hat denn bereits verlauten lassen, dass sie ihre Aktien der Bergbahnen Wildhaus AG nicht verkaufen wird. «Dieses Angebot ist total neben den Schuhen», lässt sich Hans Sturzenegger, Präsident der Ortsgemeinde, im «Tagblatt» zitieren.

Mélanie Eppenberger, die zusammen mit Simon Ammann und Thomas Leemann im Verwaltungsrat der TBB sitzt, versteht die Aufregung um das Angebot nicht.

«Wir wollen helfen»

«Wir möchten damit proaktiv helfen, dass das Wintersportgebiet im Toggenburg auf dem Markt weiterbestehen kann», sagt Eppenberger. Den Umstand, dass heute zwei getrennte Firmen im kleinen Toggenburg tätig sind, hält sie für überholt.

Simon Ammann, Verwaltungsrat und Aktionär der TBB, wollte gegenüber BLICK keine Stellung zum feindlichen Übernahmeversuch nehmen.

Sonst ist er weniger scheu: Bei der Eröffnung des neuen Gipfelrestaurants von Herzog & De Meuron auf dem Chäserrugg im Jahr 2015 liess er sich noch gerne als Aktionär und Verwaltungsrat der TBB von den Medien fotografieren.

Gemeinsames Skiticket in Gefahr?

Immer wieder für Streit zwischen den beiden Bergbahnen sorgt auch das gemeinsame Skiticket – vor allem über die Verteilung der Einnahmen. Bis Frühjahr 2019 gibt es noch eine Vereinbarung, das Skiticket gemeinsam anzubieten.

Was danach kommt, lässt Eppenberger von der TBB offen. In den Ohren der Bergbahnen Wildhaus AG klingt das wie eine Drohung.

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