Vor knapp vier Wochen ging es nicht mehr. Fischzüchter Paul Wreford (39) muss aus gesundheitlichen Gründen seine Fischzucht in Balterswil TG aufgeben. Grund: Ein Burn-out. Er wird gar fürsorgerisch untergebracht.
Ein Notfall für das Veterinäramt Thurgau, denn in Wrefords Fischzucht schwimmen zu dieser Zeit mehrere Tausend Baramundi-Fische. Ein teurer Riesenbarsch, der Betreuung braucht.
Sie kommen darum unter die Obhut des Veterinäramts – unter Führung von Kantonstierarzt Paul Witzig (63). Und: Der hat es eilig. Er will die Fische loswerden und die Fischzucht schnellstmöglich dichtmachen.
Anderer Züchter entsetzt: «Da waren Amateure am Werk»
Sofort werden verschiedene Fischhändler angefragt, ob sie Interesse am Fisch haben. Auch Urban Husi (37), Geschäftsleiter des Grosshändlers Dörig & Brandl AG in Schlieren ZH. «Doch ich merkte schnell, dass beim Veterinäramt Amateure am Werk sind», sagt Husi zu BLICK.
Denn Witzig will die Baramundis nur ungewässert verkaufen. «Das geht aber nicht. Alle Zuchtfische müssen vor der Schlachtung zuerst während ein paar Tagen in Frischwasser schwimmen und sich entleeren können, ehe sie geschlachtet werden. Dies, damit der Fisch auf dem Teller erst geniessbar wird», weiss Husi.
Darauf macht er Witzig aufmerksam. Doch dieser will von einer Wässerung nichts wissen. «Dafür habe er keine Zeit, die Fische müssen so schnell wie möglich weg, sagte er mir», so Husi.
Der potenzielle Abnehmer: «Ich hätte die Katze im Sack kaufen sollen»
Der Fischhändler schlug darum vor, die Fische wenigstens testen zu können, ob sie auch ungewässert verarbeitet werden können. «Ich kaufe nicht die Katze im Sack», sagt er.
Doch auch solche Tests lehnt Witzig kategorisch ab – dafür habe man keine Zeit. Für Husi ist klar: «Kein seriöser Fischhändler kann zu diesen Bedingungen Fisch kaufen.»
Dabei wären die Baramundis begehrt gewesen. Er selber wollte mehrere Hundert Kilo des begehrten Fischs beziehen: «Diese Zeit hätte sich das Veterinäramt nehmen müssen, das hätte sich für alle Seiten gelohnt.»
Weil Witzig tatsächlich keine Abnehmer für die Fische findet, macht er stattdessen kurzen Prozess: Am Montag fahren Lastwagen auf den Platz der Fischzucht vor – rund vier Tonnen Tiere werden mit starken Elektroschocks getötet, in Mulden geworfen und entsorgt.
Entsorgung auch Schock für den Fischzüchter
Züchter Paul Wreford bleibt auf rund 100'000 Franken Schaden sitzen. Zu BLICK sagt er: «Das ist mein Ruin! Wieso nur haben sie meine Tiere so schnell und sinnlos getötet?»
Gegenüber BLICK nimmt Witzig nicht persönlich Stellung. Und Walter Hofstetter vom Informationsdienst gibt nur auf schriftlich eingereichte Fragen eine Antwort. «Man suchte intensiv nach einer besseren Lösung als der Entsorgung», schreibt er. Am Ende sei es aber nicht am Veterinäramt, eine Fischzucht zu führen. «Das Veterinäramt ist gehalten, den finanziellen Schaden möglichst tief zu halten.»