Das «Paradies» – wie könnte es anders sein – ist eine Idylle. Der Ortsteil, der diesen Namen trägt, gehört zur Gemeinde Schlatt TG: Niedliche Holzhäuschen mit bunten Eingangstüren und schmucken Gärten sind um einen grosszügigen Spielplatz angelegt. Ein Bach fliesst vorbei. Das Zwitschern der Vögel in den Bäumen übertönt sein Plätschern.
Doch die Idylle trügt: In der Nacht auf Samstag, um 1.30 Uhr, finden Angehörige die 63-jährige Renate D. tot in einem der schmucken Häuser. Todesursache waren mehrere Messerstiche in die Brust, wie die Kantonspolizei Thurgau bestätigt. Pressesprecher Daniel Meili: «Die Tatwaffe konnten wir sicherstellen.»
Von D.s Lebenspartner Hansruedi K., dem Besitzer der Liegenschaft, fehlte zunächst jede Spur. Verschwunden war auch sein Auto, ein Renault Scénic. Eine Polizistin befragte Nachbarn bereits mitten in der Nacht, um mehr über die Hintergründe zu erfahren. Tragisch: Sie arbeitet mit dem Sohn der Getöteten zusammen, der ebenfalls bei der Thurgauer Kantonspolizei beschäftigt ist.
Acht Jahre lang wohnte Regina D. mit K. zusammen, dem ehemaligen Leiter des Altersheims Rabenfluh in Neuhausen SH. Kurz nach seiner Pensionierung im April 2008 zog sie aus – zu ihrem Sohn. Ein Nachbar zu SonntagsBlick: «Sie beklagte sich, dass er den Ruhestand nur schwer ertrage und zusehends aggressiver werde.» Ist das der Grund für die schreckliche Tat? Die Kantonspolizei will dazu keine Stellung nehmen.
Regina D. schaute regelmässig bei Hansruedi K. vorbei. «Sie kam zwei Mal in der Woche, putzte die Wohnung und wusch seine Wäsche», sagt eine Nachbarin.
Die Bluttat ist nicht das erste Drama in Paradies. 1993 verschwand Dario C. (13) spurlos. Er lebte im Haus gegenüber von Familie K. Der Junge geriet in die Fänge des Kindermörders Roland K. (49), seine Leiche wurde in einem Maisfeld entdeckt. Der Mörder sitzt heute in Verwahrung.
Auch Hansruedi K. ging der Polizei inzwischen ins Netz. Am Samstag stossen Polizisten beim Hausemersee in Ossingen ZH zuerst auf sein Auto. Rund 20 Polizisten durchkämmen daraufhin das Waldgebiet. Hansruedi K. wird nur wenige Meter von seinem Auto entfernt entdeckt. Meili: «Er ist verletzt und momentan nicht vernehmungsfähig.» Ob Hansruedi K. versucht hat, sich das Leben zu nehmen, wollte die Polizei nicht sagen.