Schluss mit Fussgängerstreifen in Fischingen TG! In der Gemeinde mit rund 2800 Einwohnern müssen die Bewohner nun anderwertig schauen, wie sie sicher die Strasse überqueren.
Einer der entfernten Zebrastreifen ist jener über die Buhwilerstrasse. Der Kanton sagt, der Fussgängerstreifen würde zu wenig benutzt, dazu sei die Sichtbarkeit schlecht, wie der «Beobachter» berichtete. «Der Fussgängerstreifen vermittelte eine Scheinsicherheit», sagt der Thurgauer Kantonsingenieur Andy Heller gegenüber dem Magazin. Es bestehe die Gefahr, dass Autofahrer einen Zebrastreifen vergessen würden, wenn Fussgänger ihn wenig nutzen würden.
«So eine Schlussfolgerung ist absurd»
Diese Argumentation des Kantons verärgert Gemeinderat Godi Siegfried (64). Der SVP-Mann, im Hauptamt Fischinger Schulpräsident, sagt zu Blick: «Dass die Fussgängerstreifen zu wenig frequentiert worden seien und daher keine Berechtigung mehr hätten, ist aus meiner Sicht ein völlig verkehrter Ansatz.» Daraus müsste man schliessen, dass ein wenig benutzter Zebrastreifen gefährlicher sei, als wenn gar keiner dastünde, so der Gemeinderat. «So eine Schlussfolgerung ist absurd.»
Kantonsingenieur Heller erklärt aber gegenüber Blick, dass die Autofahrer den Zebrastreifen an der Buhwilerstrasse schlichtweg zu spät gesehen hätten. «Die Sichtweiten sind gegenseitig zu klein. Sprich: Der Fussgänger sieht den Autofahrer zu spät und umgekehrt.»
Kanton machte Nutzungs-Messungen am Fussgängerstreifen
Der Kanton habe über 14 Tage hinweg Messungen an besagtem Fussgängerstreifen gemacht. «Selbst zu den Spitzenzeiten benutzten viel zu wenig Menschen diesen Fussgängerstreifen», sagt Heller. «Hinzu kommt, dass nur ein Drittel der Leute, die in diesem Bereich die Buhwilerstrasse überqueren, auch tatsächlich den Fussgängerstreifen benutzten.»
Der Zebrastreifen an der Buhwilerstrasse ist nicht der einzige im Dorf, der entfernt worden sei, wie Gemeinderat Siegfried sagt. «Sie wurden allesamt abgefräst.» Kantonsingenieur Heller bestätigt das Entfernen gegenüber Blick. Die vier Fussgängerstreifen im Dorf selbst seien 2021 nach Rücksprache mit der Gemeinde demarkiert worden. «Weil die normgemässen Fussgänger-Minimalfrequenzen bei weitem nicht erreicht wurden.»
«Fussgängerstreifen wichtige Orientierungspunkte, die jetzt fehlen»
Godi Siegfried ist verärgert, dass die Zebrastreifen jetzt nicht mehr da sind. Und sorgt sich: «Die Sicherheit der Bürger im Dorf und vor allem der Kinder ist dadurch gefährdet.» Auch eine Mutter aus dem Dorf ist unzufrieden. «Es ist einfach unverschämt», sagt sie dem «Beobachter». Und ein Vater fügt hinzu: «So ein Fussgängerstreifen wirkt ja auch verkehrsberuhigend. Und die Kinder wissen: Hier darf ich die Strasse überqueren.»
Schulpräsident Siegfried hat vor allem Angst um die Kindergärtner und Primarschüler. «Denn für diese ist der Fussgängerstreifen ein wichtiger Orientierungspunkt, um die Strasse zu überqueren. Diese Orientierungspunkte fehlen jetzt.»
Jetzt fordert der Gemeinderat, dass die Kriterien für das Bestehen von Fussgängerstreifen im Kanton Thurgau geändert werden müssten. «Heute ist Fischingen betroffen, morgen ist die nächste Gemeinde dran und übermorgen nochmals eine andere.»