Ein Deutscher (47) reicht im Juni 2018 in Salenstein TG ein Einbürgerungsgesuch ein. Der Architekt, der seit 15 Jahren in der Schweiz lebt, will endlich den roten Pass. Doch eine Nachbarin verhindert dies – zunächst erfolgreich. Die Frau schwärzt den Konstanzer bei der Gemeindeversammlung an und die lehnt das Gesuch dann mit 51 Nein- zu 29 Ja-Stimmen ab, berichtet das «St. Galler Tagblatt».
Vor versammelter Mannschaft behauptete die Nachbarin, der Deutsche wohne gar nicht richtig in der Salensteiner Ortschaft Fruthwilen. Stattdessen würde er nur einmal pro Woche auftauchen, um die Post abzuholen. Auch sei er arbeitslos und nicht integriert.
Weiter behauptete die Frau, dass der Mann einen Streit mit seinem Vermieter habe und bei einem anderen Nachbar eingebrochen und in der Wohnung übernachtet habe.
Abstimmung muss wiederholt werden
Der Beschuldigte durfte sich zwar mit einer spontanen Verteididungsrede zu den Vorwürfen äussern, konnte die Meinung der Anwesenden jedoch nicht ändern, wie die Zeitung berichtet.
Gegen den Entscheid wehrte sich der Mann – mit Erfolg. Das Departement für Justiz und Sicherheit (DJS) entschied, dass sein Recht auf ein faires Verfahren verletzt wurde und beschloss, dass die Abstimmung wiederholt werden muss. Dies weil die Bürger «getäuscht und in die Irre geführt worden» seien. Die Aussagen der Frau seien nämlich «falsch und verunglimpfend» gewesen.
Nachbar gab dem Mann den Schlüssel
Während der Gespräche mit Zeugen im Rekursverfahren kam nämlich Folgendes ans Licht: Es stimme zwar, dass der 47-Jährige wegen seines Jobs überwiegend in Zürich ist, seine Freizeit verbringe er aber in der Ostschweiz. Sein Angelboot liege in Mannenbach.
Bei seinem Nachbarn sei der Deutsche auch keinesfalls eingebrochen. Dieser habe dem Mann erlaubt, die Wohnung zu nutzen, weil seine eigene renoviert wurde. Dafür habe der Konstanzer sogar einen Schlüssel erhalten. Auch der Vermieter des Mannes dementierte gegenüber der Zeitung die Gerüchte. Er könne «nichts Negatives» über seinen langjährigen Mieter sagen.
Die Ablehnung der Einbürgerung sei laut DJS «unhaltbar und willkürlich» gewesen. Der Gemeinderat soll jetzt darum «die falschen Aussagen gebührend berichtigen».
Nachbarin verbreitete Gerüchte wegen Garage
Am Mittwoch wird erneut darüber abgestimmt, ob der Deutsche den Schweizer Pass bekommt oder nicht. Der Gemeinderat hat die Stimmbürger bereits informiert. Im Schreiben ist die Rede von einem «Nachbarschaftszwist».
Im «St. Galler Tagblatt» wird gemutmasst, dass die Nachbarin den Mann deshalb anschwärzte, weil sie die Garage gerne für sich hätte. Ob sie sich am 11. Dezember erneut gegen ihren Nachbarn auflehnen wird, wird sich zeigen. (man)