Stoisch steht Murtez Ademaj (55) vor seiner ganz privaten Müllhalde in Bürglen TG und wirft einen Abfallsack nach dem anderen in seinen Garten. «Ich höre ganz sicher nicht damit auf, hier alles vollzumüllen», sagt der Kosovare, der 1990 in die Schweiz floh. «Jetzt erst recht nicht!»
Denn gestern hat der Gemeindeammann von Bürglen, Armin Eugster (66), im BLICK seine Sicht zu dem Fall Ademaj erklärt – und dabei ist der vierfache Familienvater nicht eben gut weggekommen. Er sei ein cleverer IV-Renten-Erschleicher, ein unbelehrbarer Rassist und eine Schande für die Gemeinde, so Eugster. Auch hat der CVP-Mann angekündigt: «Wir greifen nächste Woche durch. Die Gemeinde hat endlich eine Bewilligung zur Räumung erlassen.»
Das sieht der Müll-Kosovare allerdings noch nicht. «Ich habe beim Regierungsrat Einspruch gegen die Räumung eingereicht – und die läuft noch. «Wissen Sie», flüstert Ademaj, «das Problem mit Herrn Eugster ist, er ist nicht der Hellste. Er ist unflexibel und nimmt Befehle von oben an, ohne sie zu hinterfragen.»
Und was machen Sie, wenn tatsächlich nächste Woche die Räumungstrupps hier auflaufen? «Ich werde einfach weiter meinen Garten als Müllhalde benutzen. Solange, bis man meinen Fall einer chemischen Reinigung unterzieht. Ich will, dass mir die Behörden schwarz auf weiss nachweisen, was ich für Fehler gemacht habe. Und wieso ich und meine Familie so leiden müssen.» Denn Ademaj ist überzeugt: «Ich wurde von der Schweizer Regierung reingelegt.»
Der einstige politische Flüchtling ist sich sicher, dass die Gemeinde Bürglen ihn als psychisch krank eingestuft habe, damit er als IV-Rentner endlich ruhig sei und aufhöre, sich schriftlich bei etlichen Institutionen zu beschweren. «Die haben gedacht, Rente gleich Ruhe – aber nicht mit mir», sagt Ademaj, der monatlich 6300 Franken IV-Rente für sich und seine Familie bezieht. Er hebt die Faust. «Die haben mich unterschätzt!»
Nachdem Anfang Jahr sein Einbürgerungsantrag abgelehnt worden ist, hat sich Ademaj fieberhaft überlegt, wie er die Behörden dazu zwingen kann, seinen Fall neu zu bearbeiten. «Ich musste mir etwas einfallen lassen, wobei sie mich nicht bestrafen können», erzählt der Kosovare und schmunzelt. «Dann habe ich in die Bundesverfassung geschaut. Protestrecht ist ein politisches Mittel in der Schweiz und legal. Deswegen habe ich zu den Müllsäcken das Plakat gehängt. Somit ist dies ein Protest und die von der Gemeinde können mir nichts anhaben.»
Als Rachman Kabashi (53) aus Liesberg BL am Montag den BLICK zur Hand nimmt, stockt ihm der Atem. «Der Titel ‹Für dieses Ehepaar ist die Schweiz Müll›, hat mir richtig weh getan, ich habe mich geschämt», erklärt der Gartenbauer dem BLICK.
Der achtfache Vater ist mit seiner Frau Mida (53) vor 29 Jahren ebenfalls aus dem Kosovo in die Schweiz geflüchtet und fühlt sich hier wohl.
«Ich verstehe nicht, wie jemand so etwas über dieses Land sagen kann. Die Schweiz ist ein Paradies für alle, die hier leben dürfen», sagt Rachman voller Inbrunst. «Wenn man fleissig ist und viel arbeitet, gibt es keine Probleme. Ich verdiene keine 6300 Franken im Monat wie Herr Ademaj. Trotzdem leben wir gut. Das muss doch auch er hinbekommen», sagt der 53-Jährige zuversichtlich.
Deswegen wollen er und seine Familie dem Müll-Kosovaren Murtez Ademaj helfen, den Garten sauber zu räumen. «Wir sind Landsmänner und müssen Verantwortung füreinander übernehmen. Ausserdem bin ich Gärtner und kann Herrn Ademaj bestimmt gute Tipps geben, damit alles wieder schön wird.»
Gesagt getan. Rachman Kabashi ruft bei Familie Ademaj in Bürglen TG an und bietet seine Hilfe an. Aber Murtez Ademaj lehnt ab. «Er hat gesagt, ich solle ihm bloss nicht helfen. Da er ja ganz bewusst seinen Garten zumüllt – aus Protest. Weil er seine Rechte durchsetzen wolle», erzählt Rachman Kabashi verständnislos. «Er klang wie ein Doktor am Telefon, hat mit Paragrafen um sich geworfen.»
Doch so schnell gibt auch Rachman nicht auf. «Ich werde vielleicht mal auf einen Kaffee zu ihm fahren und versuchen ihn zur Vernunft zu bringen.»
Von Antonia Sell
Als Rachman Kabashi (53) aus Liesberg BL am Montag den BLICK zur Hand nimmt, stockt ihm der Atem. «Der Titel ‹Für dieses Ehepaar ist die Schweiz Müll›, hat mir richtig weh getan, ich habe mich geschämt», erklärt der Gartenbauer dem BLICK.
Der achtfache Vater ist mit seiner Frau Mida (53) vor 29 Jahren ebenfalls aus dem Kosovo in die Schweiz geflüchtet und fühlt sich hier wohl.
«Ich verstehe nicht, wie jemand so etwas über dieses Land sagen kann. Die Schweiz ist ein Paradies für alle, die hier leben dürfen», sagt Rachman voller Inbrunst. «Wenn man fleissig ist und viel arbeitet, gibt es keine Probleme. Ich verdiene keine 6300 Franken im Monat wie Herr Ademaj. Trotzdem leben wir gut. Das muss doch auch er hinbekommen», sagt der 53-Jährige zuversichtlich.
Deswegen wollen er und seine Familie dem Müll-Kosovaren Murtez Ademaj helfen, den Garten sauber zu räumen. «Wir sind Landsmänner und müssen Verantwortung füreinander übernehmen. Ausserdem bin ich Gärtner und kann Herrn Ademaj bestimmt gute Tipps geben, damit alles wieder schön wird.»
Gesagt getan. Rachman Kabashi ruft bei Familie Ademaj in Bürglen TG an und bietet seine Hilfe an. Aber Murtez Ademaj lehnt ab. «Er hat gesagt, ich solle ihm bloss nicht helfen. Da er ja ganz bewusst seinen Garten zumüllt – aus Protest. Weil er seine Rechte durchsetzen wolle», erzählt Rachman Kabashi verständnislos. «Er klang wie ein Doktor am Telefon, hat mit Paragrafen um sich geworfen.»
Doch so schnell gibt auch Rachman nicht auf. «Ich werde vielleicht mal auf einen Kaffee zu ihm fahren und versuchen ihn zur Vernunft zu bringen.»
Von Antonia Sell