Der Mann mit dem Blindenverbands-Trick meldet sich bei BLICK
«Es war kein Diebstahl, eher Betrug»

Es gibt Ausreden, die sind so seltsam, dass man sie fast glauben möchte. Aber nur fast. W. (48) aus Mels SG, hat davon gleich mehrere auf Lager.
Publiziert: 19.09.2012 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2021 um 14:27 Uhr
Von Désirée Petek und Tobias Winterberg

Es gibt Ausreden, die sind so seltsam, dass man sie fast glauben möchte. Aber nur fast. W. (48) aus Mels SG, hat davon gleich mehrere auf Lager.

Als angeblicher Mitarbeiter des Blindenverbands hat der IV-Rentner mehrfach versucht, gebrauchte Autos zu ergaunern. Seine Opfer suchte er jeweils in den Anzeigen in der «Tierwelt» (BLICK berichtete).

«Aber das stimmt doch alles gar nicht»

Empört meldet sich W. bei BLICK, als er die Schilderungen seiner Opfer liest. Er glaubt: «Aber das stimmt doch alles gar nicht – ich bin selber das Opfer einer fiesen Verschwörung!»

W. erzählt: «Ich lebe von einer kleinen IV-Rente. Um mein Einkommen aufzubessern, hausiere ich mit Textilwaren – dazu brauchte ich ein Auto.»

Das habe er über die Angebote in der «Tierwelt» billig kaufen wollen. «Die angeblichen Opfer kenne ich bis auf ­eines gar nicht! Dieses eine war sauer auf mich, weil ich sein Auto doch nicht kaufen wollte und hat deshalb alle anderen gegen mich aufgehetzt», behauptet W. erst.

BLICK zeigt W. dann die schriftlichen Unterlagen der Geprellten. Das hilft seinem Gedächtnis auf die Sprünge. «Ich habe mit allen Autoverkäufern eine Ratenzahlung vereinbart. Doch diese hielten sich nicht an die Abmachung und wollten den Kaufpreis in bar», korrigiert er sich. «Da bin ich vom Kauf zurückge­treten.»

Also doch keine Verschwörung? Wieso ihn alle Opfer mit dem Blindenverband in Verbindung bringen, ist W. allerdings weiterhin ein Rätsel. «Ich habe lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass ich IV-Rentner bin, das müssen die Verkäufer dann falsch verstanden haben.» BLICK legt mehrere von ihm unterschriebene Kaufverträge vor. In einem ist er gar eindeutig als Bevollmächtigter des Blindenverbands aufgeführt. «Ich wusste gar nicht, was da steht. Ich bin Analphabet!», sagt er.

Einen Betrug gibt er offen zu

Einen Betrugsfall gibt er schliesslich offen zu. Hier kam es zur Übergabe des Autos. Der Verkäufer wartet seither vergeblich auf sein Geld. «Ich bin mittellos und konnte mir noch nicht einmal etwas zu essen kaufen».

Geld musste her und da kam ihm die Idee: «Ich habe den Subaru gekauft, ohne zu bezahlen und diesen dann weiterverkauft.»

W. rechtfertigt sich: «Das ist aber noch lange kein Diebstahl – wenn dann eher Betrug!» Er werde nun nochmals mit dem Verkäufer Kontakt aufnehmen «Dieser wird sein Geld schon irgendwann kriegen, er hat Verständnis für mich und ist ein flotter Kerl!», meint W.

Der flotte Kerl verspürt aber eher Wut als Verständnis und hat mittlerweile Strafanzeige gegen W. eingereicht.

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