Callcenter-Mitarbeiterin beschimpft St. Gallerin
«Wissen Sie, dass Sie eine dreckige Hure sind?»

Martina Bisaku aus Wil SG ist sauer: Eine Mitarbeiterin eines Callcenters hat sie aufs Handy angerufen und versucht, ihr eine Patenschaft für ein Regenwaldprojekt aufzuschwatzen. Als Bisaku ablehnte, verlor die Verkäuferin alle Hemmungen.
Publiziert: 12.07.2017 um 11:44 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:00 Uhr
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Martina Bisaku wurde am Telefon von einer Callcenter-Mitarbeiterin als Hure bezeichnet.
Foto: zVg
Flavio Razzino

Solche Anrufe bekommt Martina Bisaku (20) aus Wil SG zum Glück nicht alle Tage: Am Montag rief eine Callcenter-Mitarbeiterin auf ihr Handy an und versuchte, ihr eine Patenschaft für ein Regenwald-Projekt aufzuschwatzen.

«Ich sagte freundlich, aber bestimmt, dass ich daran kein Interesse habe. Und dann bat ich auch darum, mir künftig nicht mehr auf mein Handy anzurufen», sagt Bisaku zu BLICK. Sie wunderte sich nämlich, wie das Callcenter an ihre Nummer gekommen ist.

Der letzte Satz muss bei der Mitarbeiterin des Callcenters aber eine Kurzschlussreaktion ausgelöst haben. «Sprach sie zuerst noch freundlich mit mir, wurde sie plötzlich aggressiv», sagt Bisaku.

«Sie fragte mich, ob ich wisse, dass ich eine dreckige Hure sei und legte dann einfach auf», erzählt die junge Detailhandelsassistentin. Einen Moment lang habe sie nur perplex aufs Handy gestarrt. Sie konnte gar nicht glauben, was da gerade passiert war.

Gegen solche Ausfälle kann man wenig tun

Dann reagierte sie. «Ich rief sofort wieder diese Nummer an, ich wollte mich bei den Vorgesetzten über diese unverschämte Mitarbeiterin beschweren», sagt sie.

Doch das klappte nicht. «Stattdessen nahm wieder dieselbe Person den Anruf entgegen und bezeichnete mich als Schlampe, die erstmal richtig Deutsch lernen soll – ich fühlte mich so gedemütigt», sagt Bisaku, die tadelloses Schweizerdeutsch spricht.

Sie meldete sich dann bei der Kantonspolizei St. Gallen. Dort habe man ihr aber gesagt, dass man nichts dagegen unternehmen könne, «ausser, ich werde von denen ständig belästigt», sagt Bisaku.

Gian Andrea Rezzoli, Kantonspolizei-Sprecher, bestätigt das: «Man ist in so einem Fall zwar nicht ganz hilflos, weil man grundsätzlich immer eine Anzeige erstatten kann, aber es steht dann häufig Aussage gegen Aussage», so Rezzoli.

Bei gravierenden Fällen könnte die Staatsanwaltschaft mit einer Zwangsmassnahme die aufgezeichneten Gespräche sicherstellen. «Da wird aber immer auch Aufwand und Ertrag einander gegenübergestellt», sagt der Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen.

Bei einem Einzelfall, wie von Bisaku geschildert, wird das kaum so weit kommen. Rezzoli macht aber darauf aufmerksam, dass es auch sonst Möglichkeiten gebe, sich gegen solche unseriösen Callcenter zu wehren. «Heute ist es ja problemlos möglich, diese Nummern zu blockieren», sagt Rezzoli.

Stiftung Konsumentenschutz kennt das Problem

Wird man häufig belästigt, gar terrorisiert, empfiehlt die Kantonspolizei, sich genau aufzuschreiben, wann der Telefonanruf eingegangen ist und wie lange er gedauert hat. «Zudem sollte man dann vom Netzanbieter einen Auszug verlangen, damit der Anruf klar nachgewiesen werden kann», sagt Rezzoli. Damit könne man die Ermittlungen unterstützen.

Bisaku ist nicht die einzige, die von der besagten Callcenter-Nummer aus mit aggressiven Verkäuferinnen konfrontiert wurde. Das zeigt ein Blick auf das Portal «cleverdialer.ch», auf welchem vor solchen Callcentern  gewarnt wird. Zahlreiche User berichten von ähnlichen Vorfällen. «Frech», «aggressiv» und «unverschämt» werde man angegangen.

Auch die Stiftung Konsumentenschutz weiss von Fällen, bei denen Callcenter-Verkäufer sehr beleidigend geworden sind. «Das zeigt dann schon sehr deutlich, dass man es mit keinem seriösen Anbieter zu tun hat», sagt Oriana Gubinelli vom Konsumentenschutz.

Bisaku hat die Nummer des Callcenters nun blockieren lassen.

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