Dicker Qualm steigt über den Dächern St. Gallens auf. Der Rauch kommt vom Ziegeldach des Hotels Friedburg an der Burgstrasse. Die Fenster des pastellorangen Gebäudes sind schwarz umrahmt. Auf zwei Kränen versucht die Feuerwehr, den Brand zu löschen.
Kurz vor 9:30 Uhr am Sonntagmorgen bricht das Feuer im Dachstock des ehemaligen Hotels aus. Gäste wohnen hier keine mehr. «Doch es gibt Leute, die noch in den Räumlichkeiten leben», sagt ein Anwohner zu BLICK. Im dreistöckigen Gebäude befinden sich laut Polizei mehrere Wohnungen und ein Restaurant.
Die Feuerwehr rückt mit einem Grossaufgebot aus. Vier Bewohner konnten sich selbständig in Sicherheit bringen. Bei ihnen besteht Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung, bestätigt die Kantonspolizei St. Gallen gegenüber der Nachrichten-Agentur Keystone-SDA. Ein Mann muss mit der Drehleiter vom Dach gerettet werden.
Eine Person noch vermisst
Acht Bewohner leben in dem Haus. Zunächst galten drei Personen als vermisst. Mittlerweile konnte die Polizei sie aber wohlauf antreffen. Der Einsatz war am Mittag noch im Gang. Um 11 Uhr schlugen die Flammen noch immer aus dem Dachstock. Die Rauchsäule wuchs.
Das ehemalige Hotel, früher beliebt bei der lokalen Bevölkerung, erlangte im November 2018 eine zweifelhafte Bekanntheit: Damals fanden Polizisten während einer Razzia rund 3,5 Kilo Koks und 10'000 Franken Bargeld in dem Lokal.
15 Personen wurden festgenommen: zwölf Nigerianer, ein Liberianer, ein Italiener und ein Portugiese. Die Männer zwischen 20 und 44 Jahren haben ihren Wohnsitz in Nachbarländern der Schweiz und sind als Touristen eingereist.
«Komische Leute gehen ein und aus»
Die Ermittlungen gegen den Kokainring unter dem Namen «Ameise» dauerten über ein Jahr. Zunächst jagte die Polizei in erster Linie die Drogenkuriere. Zwölf Personen wurden in dieser Phase festgenommen – darunter zwei Frauen. 5,8 Kilo Koks hat die Polizei bereits beschlagnahmt. Die Zentrale dieser Kuriere, das Hotel Friedburg, wurde schliesslich in einem nächsten Schritt durchsucht und geräumt.
Anwohner erzählten BLICK nach der Razzia 2018, früher habe man das Lokal gerne besucht, Freunde oder Verwandte hier einquartiert. Die Szenerie habe sich vor ein paar Jahren verwandelt. «Das Restaurant ging zu, und seither gehen komische Leute ein und aus», sagte der Inhaber einer benachbarten Firma damals.
Seit der Polizei-Razzia habe er nichts mehr von Drogen im Zusammenhang mit dem Hotel gehört, so ein Nachbar heute: «Es sah jedenfalls nicht mehr danach aus. Die Bewohner waren stets freundlich.» (hah/laa)