Böser Verdacht gegen Leiter des Steueramts von Wartau SG
Bediente er sich aus der Gemeindekasse?

Er galt als Senkrechtstarter im Steueramt von Wartau SG, nun wurde Markus F. freigestellt. Ihm wird vorgeworfen, Steuergeld auf sein eigenes Konto abgezweigt zu haben. Der Betroffene schweigt zu den Vorwürfen.
Publiziert: 12.01.2020 um 23:11 Uhr
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Wieder auf freiem Fuss: Gegen Markus F., den Leiter des Steueramts von Wartau SG, läuft eine Strafuntersuchung wegen Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung.
Foto: zvg
Marco Latzer

Die Vorwürfe gegen Markus F.* (37) sind happig: Der Leiter des Steueramts von Wartau SG steht unter Verdacht, Steuerrückzahlungen von Bürgern, die zu viel an die Gemeinde einbezahlt hatten, veruntreut zu haben. Die Rede ist von rund 100'000 Franken, die F. auf sein eigenes Konto umgeleitet haben soll. Am Freitag lässt die Staatsanwaltschaft das Wartauer Steueramt durchsuchen und den Ostschweizer vorläufig festnehmen.

Inzwischen ist der freigestellte Gemeindemitarbeiter aus dem Ortsteil Azmoos bereits wieder auf freiem Fuss. «Ich verstehe, dass Sie viele Fragen haben. Aber ich habe Ihnen nichts zu sagen», sagt Markus F. mit betretener Miene an seiner Wohnungstür. Seine Frau steht mit konsterniertem Blick hinter ihm.

Abruptes Ende einer Bilderbuchkarriere

Ob und wofür er Steuergelder abgezweigt hat, lässt F. offen: «Kein Kommentar!» Klar scheint, dass die happigen Vorwürfe das vorerst jähe Ende einer Bilderbuchkarriere bedeuten. Nachdem er bereits die Lehre auf der Gemeinde gemacht hatte, arbeitete Markus F. derart gut und überzeugend, dass er bereits 2007 die Leitung des Steueramts übernehmen konnte. Mit gerade einmal 25 Jahren!

In der Folge lässt er sich erfolgreich zum Steuersekretär weiterbilden, ist zusammen mit einem weiteren Mitarbeiter für 3600 Steuerpflichtige verantwortlich. Eine enorme Machtposition im Dorf. Konnte F. also tun und lassen, was er wollte?

Gemeindepräsident Beat Tinner (48) widerspricht: «Bei uns kommt immer das Vier-Augen-Prinzip zur Anwendung. Wir gehen momentan eher davon aus, dass unsere Informatik überlistet wurde.»

Der Steuerbeamte war auch für die Computer zuständig

Es spricht tatsächlich viel dafür, dass Markus F. mit den Schwachstellen des Systems bestens vertraut war. Neben seinem Job als Leiter des Steueramts war er im Rathaus auch als stellvertretender Informatik-Chef tätig.

Trotzdem kommen der schlimme Verdacht und die Strafuntersuchung wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung für die Einheimischen wie aus heiterem Himmel. Denn Markus F. ist in der Gemeinde im positiven Sinne bestens bekannt.

Er hat sein ganzes Leben hier verbracht, Bekannte beschreiben ihn als geselligen und gemütlichen Typen. In der lokalen Guggenmusik spielt er nicht nur Trompete, sondern ist auch Vorstandsmitglied. Mit den Vereinsfinanzen sei aber alles in Ordnung, heisst es auf Nachfrage. Für Markus F. gilt die Unschuldsvermutung.

* Name geändert

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