Dass sein Bruder Ernst (64) nicht mehr lebt, erfährt Leo Grünenfelder (70) aus Sargans SG von der Polizei. «Oje, dachte ich. Der Arme hatte bestimmt einen Schwächeanfall», erzählt der Bauer. «Doch dann sagte die Polizei, dass Ernst komische Kopfverletzungen hat.»
Und dass irgendjemand ihn umgebracht haben könnte. «Die Verletzungen müssen massiv sein, dachte ich mir da», sagt Leo Grünenfelder. «Aber wer sollte meinem Bruder so etwas antun?»
An der Sarganser Rietstrasse lebte Ernst Grünenfelder in einer Einzimmerwohnung. Eine Nachbarin merkt am Mittwoch, dass sein Briefkasten seit Tagen nicht mehr geleert worden ist. Sie wird stutzig. Die Polizei rückt aus. Doch jede Hilfe für den ehemaligen Berufsmusiker kommt zu spät: Die Beamten finden in der Wohnung seine Leiche!
«Es ist schon verrückt, wenn jemand so gehen muss», sagt Leo Grünenfelder über seinen jüngeren Bruder. «Er war doch so ein aufgestellter, liebenswürdiger Kerl. Einer, der niemandem etwas zuleide tun konnte. Das hat er nicht verdient. Jetzt will ich wenigstens wissen, wie mein Bruder starb!»
Ernst Grünenfelder hatte viel erlebt, bevor er sich in Sargans zur Ruhe setzte. «Früher reiste er herum. Er war Berufsmusiker, mit Herz und Blut. Tanzmusik-Trompeter und ständig auf Tournee», erzählt sein Bruder Leo. «Dann wurde ihm das alles zu viel. Das ewige Herumreisen. Er fand hier in Sargans Arbeit als Gartenbauer.»
Das habe Ernst gepasst. Bis ihm der Job auf die Gesundheit geschlagen habe. «Er bekam Rückenprobleme. Vor etwa drei Jahren wurden sie so schlimm, dass er aufhören musste», weiss Leo Grünenfelder.
«Wissen Sie, ich habe dem Ernst immer gesagt: Geh zum Doktor mit deinem Rücken. Lass ihn mal richtig durchröntgen. Aber er wollte nicht. ‹Das mache ich nicht!›, rief er. ‹Ich esse doch keine Chemie!›»
Zum letzten Mal war Ernst Grünenfelder am Samstag, 5. November, lebend gesehen worden. Vier Tage bevor seine Leiche entdeckt wurde. Was ist in dieser Zeit bloss geschehen?
Der Tod seines Bruders lässt Leo Grünenfelder keine Ruhe. «Ernst hatte doch keine Feinde. Was ist ihm nur passiert?», fragt sich der Bauer. «Seine Leiche wurde noch nicht freigegeben. Sie liegt in der Rechtsmedizin.»
* Namen der Redaktion bekannt