Der Schock sitzt tief bei der Firma Edelweiss Fenster in Wil SG. Am Dienstagmorgen stürmt ein 30-jähriger Vietnamese ins Geschäft an der Toggenburgerstrasse, bedroht mehrere Angestellte und schiesst mit einer Gasdruckpistole um sich (BLICK berichtete).
Thomas M.* sitzt gerade an seinem Arbeitsplatz im ersten Stock, als er vom Eingang her plötzlich Schreie hört. «Einer unserer Aussendienst-Mitarbeiter kam gerade durch die Tür, als hinter ihm ein unbekannter Mann ins Geschäft stürmte.» Dann geht alles ganz schnell.
Ungewissheit über Verbleib der Kollegen
«Ohne Warnung wurde der Kollege mit der Gasdruckpistole angeschossen», schildert M. die bangen Momente. Der Mitarbeiter kann sich aber noch in den oberen Stock retten und sich dort in Sicherheit bringen. Für das Edelweiss-Team ist der Horror damit aber noch nicht überstanden. «Wir wussten, dass unten im Eingangsbereich noch zwei weitere Mitarbeiter waren, einer davon ein Lehrling», sagt M..
Immer wieder rufen Thomas M. und sein Team die Kollegen im unteren Stock. Eine Antwort bekommen sie nicht. «Diese Ungewissheit war in diesem Moment das Schlimmste. Wir hatten keine Ahnung, wie es den beiden ging», sagt M.
«Hoffentlich erleben wir so etwas nie wieder»
Von der Polizei kommt dann kurz darauf die Entwarnung. Nur sieben Minuten nach dem Vorfall können ausgerückte Beamte den Vietnamesen festnehmen. Und auch die beiden Mitarbeiter der Fensterfirma sind wohlauf. Sie haben sich offenbar unter dem Bürotisch vor dem Angreifer versteckt und sind danach aus dem Gebäude geflüchtet.
Was der Auslöser für den Angriff auf die Mitarbeiter war, kann M. nicht sagen. «Niemand kannte den Mann. Es war wohl eher Zufall, dass er in unser Geschäft stürmte.» Dem angeschossenen Kollegen gehe es gut. Was aber bleibt, ist ein unglaublicher Schock. Thomas M: «Wir haben so etwas noch nie erlebt. Und ich hoffe, wir werden es auch nie wieder erleben.»
Über die Motive des im Kanton St. Gallen wohnhaften Vietnamesen ist derzeit nichts bekannt. «Das ist Gegenstand der laufenden Strafuntersuchungen», sagt Kapo-Sprecher Gian Andrea Rezzoli zu BLICK. Die Staatsanwaltschaft wird jedoch einen Antrag auf U-Haft stellen, wie Sprecherin Beatrice Giger gegenüber BLICK bestätigt.
* Name geändert