Blick.ch: Frau Burtscher, sind Sie eine Hochstaplerin?
Barbara Burtscher: Bin ich das? Das Urteil überlasse ich lieber anderen. Ich habe immer meine Passion verfolgt – für mich, nicht für die Medien. Ich habe mich nicht offensiv an die Öffentlichkeit gedrängt. Medien sind zu mir gekommen, und ich habe ihnen einfach erklärt, was ich tue, um vielleicht eines Tages ins All zu fliegen. Sicher, ich bin schon ein bisschen stolz auf das, was ich bisher tun durfte. Aber angeben wollte ich damit sicher nie. Ich meine, jedermann kann den Versuch wagen, Astronaut zu werden, wenn er will. Da bin ich nichts Spezielles. Und ich habe nie verheimlicht, dass ich auf privater Basis Trainings-Programme absolviere.
Sie haben erzählt, dass «Nasa-Instruktoren» Sie «eindringlich dazu aufgefordert» hätten, sich für das offizielle Astronautenprogramm zu bewerben. Und in der G-Zentrifuge hätten Sie einen «neuen Nasa-Rekord» aufgestellt.
Naja, so wurde es mir jedenfalls bezogen auf Huntsville gesagt. Ob das stimmt, weiss ich nicht. Wie auch immer, diese schönen Erfahrungen möchte ich jedenfalls nicht missen.
Haben Sie sich für das Astronautenprogramm beworben? Wissen Sie noch die Namen der Instruktoren, die Ihnen dieses Angebot gemacht haben?
Ich muss mich gar nicht bewerben. Ich absolviere das Astronauten-Programm auf privater Basis dank freundlicher Sponsoren-Unterstützung. Mir ist auch klar, dass dieses Programm erst ganz am Anfang steht und der Weg zum Ziel noch hart und weit ist. Das ist absolut kein Geheimnis.
Sie sagen in Ihrer Stellungnahme, dass Sie Vertragsunterlagen haben, die das Arbeitsverhältnis beweisen können. Können Sie uns eventuell eine Kopie mailen? Das würde Ihre Glaubwürdigkeit untermauern.
Ich habe zahlreiche Vertrags- und Korrespondenzunterlagen. Allerdings fühle ich mich nicht gezwungen, persönliche Unterlagen zu publizieren. Mehrere Hundert Lehrkräfte können bezeugen, dass ich diesen Sommer während vier Wochen im Education Center in Huntsville von früh bis spät als Instruktorin gearbeitet habe. Und ebenso Kolleginnen von mir wie beispielsweise Lindsey Moore Hudson, Leah Shuford, Laura Elizabeth Guerin und viele andere – sie alle sind ebenfalls Instruktorinnen am Education Center und mittlerweile gute Freundinnen von mir.
Was sagen Sie zu der Aussage von Spacecenter-Sprecher Al Whitaker, dass es keine Nasa-Instruktoren beim Spacecenter gebe, und dass Sie nie als Instruktorin eingestellt wurden?
Ich weiss nicht, was Al Whitaker sagt, und kenne ihn auch nicht. Ich hatte vor allem mit der Hauptverantwortlichen vom Edcuation Center zu tun. So steht es seit Wochen auf meiner Homepage: «Instruktorin im U.S. Space and Rocket Center und Educator Rescource Center und Space Camp in Huntsville, Alabama, USA. Ausbildung von Lehrern und Vorführung meiner Live Beobachtungs-Show».
Stimmt es, dass Sie von Seiten der Nasa angesprochen wurden, um bei der Mars-Station mitzumachen? Wer hat sie genau angesprochen?
Die Mars-Station hat mir der Nasa nichts zu tun, das habe ich mehrfach betont. Es trainieren zwar Nasa-Mitarbeiter in dieser Station, aber die Station selber gehört der Mars Society. Die Verantwortliche der Mars-Station, dazumal Artemis Westenberg, hatte mich direkt telefonisch kontaktiert, um mich für eine Teilnahme anzufragen.
Wieso haben Sie nie interveniert, während der ganzen Zeit, als Sie als neue Schweizer Frau bei der Nasa dargestellt wurden? Sie müssen doch gemerkt haben, dass die Medien ein überzogenes Bild zeichnen.
Ich habe immer versucht, ein realistisches Bild von meinem Engagement zu zeichnen, wenn ich gefragt wurde. Was einzelne Medien daraus dann machen, kann ich leider beim besten Willen nicht steuern. Was jetzt allerdings abgeht, wird mir eine wichtige Erfahrung für die Zukunft sein. Das verwundert mich schon alles ein wenig.
Wie erklären Sie das jetzt Ihren Schülern?
Denen muss ich, glaube ich, nichts erklären. Meine Schüler sind bestens im Bilde. Ein Leser-Kommentar auf «tagesanzeiger.ch» sagt vieles: «Dieser Artikel über Frau Burtscher ist ein Witz! Ich als Schülerin von Frau Burtscher kann sagen, dass Frau Burtscher vom ersten Schultag an betont hat, nicht in diesem Rahmen für die Nasa zu arbeiten! Bei diesen Medien kommt es nicht darauf an welche Leute man ins falsche Licht stellt. Es geht einzig und allein darum, den bestmöglichen Artikel zu präsentieren. Ich finde es eine Schande!»
Wie gehen Sie mit den Anschuldigungen um?
Naja, ich wurde halt wegen meines speziellen Interesses für die Raumfahrt öffentlich exponiert. Da muss man auch mit Kritik – und Neidern – umgehen können. Ich nehme die Kritik ernst, lasse mich deswegen jedoch nicht beirren. Ich bin ja nicht wegen den Medien vom Weltall fasziniert, sondern einfach für mich persönlich.
Werden Sie wieder in die USA fahren, um am Education Center zu unterrichten?
Das weiss ich noch nicht. Es ist gut möglich, denn es war eine extrem spannende Zeit mit vielen interessanten Menschen und Erfahrungen. Derzeit stehen noch weitere Programme und Trainings in Europa an. Wen es interessiert, der kann das ja auf meiner Homepage mitverfolgen.
Was möchten Sie ihren Fans und der Öffentlichkeit sagen? Was liegt Ihnen am Herzen?
Ich setze mich gerne mit der Kritik auseinander – und verfolge meinen Traum von einem Flug ins Weltall trotzdem weiter. Ich weiss und wusste immer: Der Weg dorthin ist noch weit und hart. Ich habe nie behauptet, ich fliege schon demnächst ins All. Auch wenn man mir das jetzt unterstellen will. Ich weiss sehr wohl, wie hart und lang der Weg zur Astronautin ist. Und diesen Weg verfolge ich weiter – mit oder ohne mediale Begleitung.